Gelsenkirchen. Für Corona-Tests sind oft die Hausärzte zuständig. Auch in Gelsenkirchen. Bis man einen gefunden hat und das Ergebnis vorliegt, kann es dauern.
Seit Dienstag gilt Gelsenkirchen offiziell als Corona-Risikogebiet. Gelsenkirchener, die innerhalb Deutschlands in den Urlaub fahren möchten, dürfen damit in den meisten Bundesländern nicht beherbergt werden – es sei denn, sie legen ein negatives Testergebnis vor. Auch für viele Reiseziele im Ausland benötigt man einen negativen Test. Doch wo lässt man sich nun in Gelsenkirchen am besten testen? Und wie ausgelastet sind Ärzte und Labore?
„Die Empfehlung der Stadt lautet ganz klar, sich bei den Hausärzten testen zu lassen. Das Verfahren ist mit der Kassenärztlichen Vereinigung so besprochen“, sagt Stadtsprecher Martin Schulmann. Erneut ein zentrales Testzentrum zu errichten, sei aktuell nicht geplant. Wer einen Test machen möchte, sollte laut der Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) zunächst seinen eigenen Hausarzt kontaktieren und mit ihm das weitere Vorgehen besprechen. Die KVWL hat außerdem auf ihrer Homepage eine Liste der Ärzte veröffentlicht, die grundsätzlich auf das Coronavirus testen.
Wer einen Arzt für den Corona-Test sucht, muss unter Umständen herumtelefonieren
Bereiterklärt haben sich diese aber nur explizit, Personal von Schulen und Kitas sowie Rückkehrer aus Risikogebieten zu testen. Wer ein negatives Testergebnis für eine geplante Urlaubsreise benötigt, muss also unter Umständen etwas herumtelefonieren, um einen Arzt zu finden. „Viele Ärzte sind zurzeit sehr ausgelastet, zumal ja auch Grippe-Saison ist“, sagt Heike Achtermann, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Der Test für Reisewillige sei eine reine Wunschleistung: „Andere Patienten haben Priorität.“
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Ein weiteres Problem: Für eine Reise in einen innerdeutschen Urlaubsort darf der Corona-Test nicht älter als 48 Stunden sein. Ärzte berichten jedoch, dass dies bei den sogenannten PCR-Tests momentan nicht immer gelinge – die Labore seien zu stark ausgelastet. Es gibt zwar auch Schnelltests, die gelten aber als weniger zuverlässig. „Die 48 Stunden sind schwer einzuhalten“, bestätigt Achtermann.
Warten auf das Testergebnis - 48 Stunden schwer einzuhalten für Labore
Cay Staack führt eine hausärztliche Praxis in Erle und testet auf das Corona-Virus. Eine telefonische Anmeldung ist dafür nicht nötig, Patienten können einfach vorbeikommen. Vor Ort heißt es dann meist anstehen. „An einem normalen Montag kommen etwa 200 Leute“, so der Mediziner. Im Schnitt müssten Patienten bei ihm etwa 25 Minuten auf den Test warten, an ruhigen Tagen 15 bis 20 Minuten. Der Test selbst sei innerhalb weniger Minuten erledigt. „Das Testergebnis innerhalb von 48 Stunden zu übermitteln, schaffen die Labore aber momentan häufig nicht“, so Staack.
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Die Allgemeinmedizinerin Muna Abiaka, Inhaberin einer Praxis in Resse, berichtet Ähnliches. Lehrer, Kita-Personal, Reiserückkehrer und Reisewillige können sich telefonisch bei der Medizinerin melden und erhalten dann im Fünf-Minuten-Takt vor der regulären Sprechstunde einen Termin zum Test. An sich sei es in ihrer Praxis relativ ruhig, erklärt Abiaka. In der Regel sei das Testergebnis auch nach 48 Stunden da. Aber: „Es hat auch schon drei Tage gedauert.“
Arzt berichtet von großem Andrang: „Für meine Mitarbeiter sind das Überstunden“
Von einer sehr hohen Zahl an Testwilligen spricht der Allgemein- und Reisemediziner Hans-Bernd Tefett: „Das ist schon ein Problem. Wir müssen ja die Versorgung aller Patienten sicherstellen und können nicht ununterbrochen auf Corona testen.“ Er teste im Moment eine Stunde vormittags und eine Stunde nachmittags nach der regulären Sprechstunde. „Für meine Mitarbeiter sind das Überstunden“, so Tefett.
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Land zahlt Tests für Deutschlandurlauber aus Hotspots
Das Land NRW hat einen Erlass an die Kommunen geschickt, demzufolge es in den Herbstferien kostenlose Testmöglichkeiten für Deutschlandurlauber aus Corona-Risikokommunen geben soll. Die Laborkosten werden aus dem Gesundheitsfonds des Bundes übernommen, das Land trägt die Abstrichkosten der Ärzte.
Zu den innerdeutschen Risikogebieten zählen all jene Kommunen, in denen der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche 50 oder mehr beträgt. Die Stadt Gelsenkirchen hat diesen Inzidenzwert inzwischen überschritten und lag am Dienstag bei einem Wert
von 58,9.
Die Test-Zeitfenster, für die man telefonisch einen Termin vereinbaren muss, seien in der nächsten Zeit komplett ausgebucht. „Wir versuchen hinzukriegen, was hinzukriegen ist. Aber natürlich müssen wir nach Dringlichkeit priorisieren“, erklärt der Arzt. Wer Symptome habe und sich schlecht fühle, bekomme eher einen Termin als jemand, der lediglich ein negatives Testergebnis für die Urlaubsreise benötige. Angesichts der vielen Reisewilligen habe er große Sorgen: „Ich fürchte, dass da Unmengen auf uns zukommen, die das System verstopfen.“
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