Gelsenkirchen. Das Corona-Behandlungszentrum in Gelsenkirchen schließt. Die Stadt reagiert mit Unverständnis. Die mobilen Tests zahlt sie vorübergehend selbst.
Auch Gelsenkirchen ist betroffen von der Entscheidung der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), dass die Kommunen die Corona-Testleistungen nicht mehr von den Krankenkassen übernommen werden. Ab dem kommenden Mittwoch wird dies der Fall sein. Das KVWL-Testzentrum an der Emscher-Lippe-Halle wird aus diesem Grund abgebaut, die mobilen Teststationen sollen zunächst jedoch auf Kosten der Stadt fortgeführt werden. Wie lange, ist allerdings noch offen.
Mittelfristig sollen eigentlich die Tests laut neuem Bundesgesetz auch von Städten mit den Kassen abgerechnet werden können. Das geht aber nur mit einer gültigen Rechtsverordnung dazu - die noch in Arbeit ist. Und von der man noch nicht weiß, ab wann sie greifen wird. Es ist somit unklar, ob die Tests, die die Stadt nun auf eigene Kosten durchführt, im Nachhinein von der Kasse bezahlt werden.
Krisenstab: "Das Aus für das gut funktionierende Testsystem in Gelsenkirchen"
Die Entscheidung der KVWL bedeute "auch das Aus für das bisher gut funktionierende Testsystem in Gelsenkirchen und stößt bei den Beteiligten auf völliges Unverständnis", heißt es seitens des Krisenstabes der Stadt. „Wir haben das ganze Wochenende intensiv die KVWL von unserem Standpunkt zu überzeugen versucht, dass das Angebot aus Gründen des Gesundheitsschutzes zwingend fortgesetzt werden muss, sind aber leider auf taube Ohren gestoßen“, so Krisenstabsleiterin Karin Welge.
Die KVWL hingegen verweist auf die aktuellen Kriterien des Robert Koch-Instituts (RKI), nach denen eine Leistungspflicht derzeit ausschließlich für die Testung symptomatischer Patienten gelte. Eine Notwendigkeit, weiterhin durch die direkte Unterstützung die Arztpraxen zu entlasten, die nun mit Schutzmaterial ausgestattet seien, sehe man nicht.
Betroffene müssen sich wieder an Hausarztpraxen wenden
Das Behandlungszentrum in Erle soll nach derzeitigen Planungen spätestens am 3. Juni geschlossen werden. Die Konsequenz daraus laut Stadt: Bürger mit Symptomen oder aus Risikogruppen können nicht mehr so niedrigschwellig wie bisher getestet werden. Die Betroffenen müssen sich wieder an ihre Hausarztpraxen wenden. Außerdem könnten präventive Tests etwa für Pflegepersonal oder Erzieherinnen und Erzieher nicht durchgeführt werden.
Seit dem 12. März hatte die Stadt Gelsenkirchen gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz 50 Fahrzeuge als mobile Teststationen im gesamten Stadtgebiet betrieben. Dabei wurden bislang 2.434 Testungen durchgeführt, im Schnitt etwa 270 Testungen je Woche. Das entlastete die hausärztlichen Praxen, Patienten konnten auf die Nutzung des Nahverkehrs verzichten. Die Kosten je Test inklusive Auswertung liegen bei 60 Euro plus Gebühren für die Fahrzeuge des DRK im mobilen Testeinsatz.
Das Behandlungszentrum in der Emscher-Lippe-Halle mit kostenlosen Tests für Bürger hatte die KVWL am 8. April eingerichtet. Luidger Wolterhoff klagt: „Damit verlassen wir die bisher so erfolgreiche Strategie, die in Gelsenkirchen mit dazu beigetragen hat, dass wir die Situation bisher so gut beherrscht haben.“ Auch andere Städte wie Dortmund oder Bochum hatten die Entscheidung der KVWL scharf kritisiert.
Karin Welge: Es wird an der falschen Stelle gespart
„Wenn die KVWL als Grund für den Rückzug auf das neue „Zweite Gesetz zum Schutz..." verweist, wäre es doch nur folgerichtig, mit dem Rückzug zu warten, bis das Gesetz durch eine Rechtsverordnung in Kraft tritt. Sonst wird uns zumindest vorerst auch die Grundlage entzogen, dass bei Berufsgruppen mit Risiken etwa in Pflegeheimen oder Pflegediensten Testungen ohne Symptome durchgeführt werden können“, so Karin Welge. Nun werde leider an der falschen Stelle gespart.
Die Test- und Laborkapazitäten in Gelsenkirchen seien beim jetzigen Entwicklungsstand der Infektionszahlen gut ausreichend, versicherte Stadtsprecher Martin Schulmann. Abzuwarten bleibt, wann die Rechtsverordnung kommt, die der Stadt ermöglicht, direkt mit den Krankenkassen abzurechnen. Und ob sie auch rückwirkend die Kosten für durchgeführte Tests übernimmt.
Lesen sie mehr Berichte aus Gelsenkirchen hier.
Folgen Sie uns auf Facebook.