Gelsenkirchen-Bulmke-Hüllen. Mit Ambitionen und Ideen leitet Stefanie Knäbe die neue Kita Olgastraße in Bulmke-Hüllen – und möchte am liebsten das ganze Viertel einbinden.

Im abgedunkelten Snoezelraum der Kita Olgastraße in Gelsenkirchen wirft der Projektor ein Lichtspiel an die Decke. Kleine Betten warten auf die Knirpse, stehen bereit für eine Ruhepause. Und auch Bildungsdezernentin Annette Berg träumt schnell von einer kleinen Siesta. Doch da hat Stefanie Knäbe schon die Tür zum nächsten Raum geöffnet. Weiter geht es. Für Ruhe hat die Kita-Leiterin aktuell keine Zeit.

Ein Dienstagnachmittag Anfang August. Im Stadtteil Bulmke-Hüllen strahlt der Neubau der Olgastraße 13 bis 15 mit der Sonne um die Wette. Das Weiß der Fassade setzt einen Kontrastpunkt zu den vielen anderen Reihenhäusern, an denen Jahrzehnte alter Kohlenstaub klebt. Das fällt auch Oberbürgermeister Frank Baranowski sofort ins Auge, der zusammen mit GeKita-Betriebsleiterin Holle Weiß und Berg die neue Kindertagesstätte besucht. Sein Kommentar: „Das ist Sanierung und Stadterneuerung.“

Kinder, Eltern und Erzieherinnen zusammenbringen

Veränderung, Erneuerung, Fortschritt. Baranowski ist nicht der Einzige, der in solchen Kategorien spricht. Auch Stefanie Knäbe möchte entwickeln. Die 75 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren natürlich, die bald vollständig unter ihrer Leitung ins Leben finden. Aber auch die Eltern, die Wurzeln im Viertel und in mindestens 17 Nationen haben. „Jeder ist ein Teil vom Ganzen, ohne die Eltern geht es nicht. Wir beziehen sie mit ein und wollen gegenseitige Wertschätzung aufbauen“, sagt Knäbe.

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Dafür sind die Kita-Leiterin und ihr Team bereit zu investieren. Die achtköpfige Gruppe plus Hauswirtschaft bildet sich regelmäßig fort. Hält sich fit mit Übungen, die auf einem Whiteboard in der Küche stehen. Geht mit Spaß an die Arbeit. Und spricht von Deutsch über Englisch bis Türkisch mehrere Sprachen. Ob das Gegenüber aus Rumänien oder Rotthausen stammt, sehen die Erzieherinnen da nicht als Hemmnis an. „Sonst geht es ja auch mit dem Google-Translator“, sagt Stefanie Knäbe und lächelt.

Traum von einer Anlaufstelle für das ganze Quartier

Die Kita-Leiterin träumt von einer Anlaufstelle für das ganze Quartier. Dabei soll nicht nur ganz jung mithelfen, auch ganz alt möchte Knäbe einbinden – und fängt damit gleich im eigenen Haus an. Denn während sich die Kita auf 850 Quadratmeter über zwei Etagen ausbreitet, sind in den beiden Stockwerken darüber zehn barrierearme Wohnungen entstanden. Neun der Parteien seien über 60 Jahre, erzählt Stefanie Knäbe und hat schon Pläne für Spielenachmittage geschmiedet.

Wie frisch montiert: Die Mini-Toilette im Kita-Neubau an der Olgastraße.
Wie frisch montiert: Die Mini-Toilette im Kita-Neubau an der Olgastraße. © Bastian Rosenkranz

Die verhinderte bislang das Coronavirus. Der Betrieb lief in den vergangenen Wochen auf Sparflamme und mit allen Vorsichtsmaßnahmen. Die Einrichtung sieht entsprechend aus: Atelier, Ruheraum und Theater haben noch viele kahle Wände, die Bauklötze weisen noch keine Gebrauchsspuren aus, die Mini-Toilette mit ihrem rot gepolsterten Rand wirkt wie frisch montiert.

In der Runde sprudeln die Ideen

Dass sich das schnell ändert, daran lässt Stefanie Knäbe keine Zweifel. Der Elan, mit dem sie ihre Ideen umreißt, springt über. In der Runde mit Frank Baranowski, Annette Berg und Holle Weiß fallen Worte wie Stadtteil-Mütter, Streetworker und Sozialarbeiter. Aber auch Familienzentrum. Gemeinschaft. Eine Perspektive.

Projektstart im Jahr 2016

Ins Rollen kam der Neubau Olgastraße im Jahr 2016 mit dem Kauf zweier unbewohnter Schrottimmobilien durch die Stadt. Die aufwendige Aufbereitung des Geländes zog sich bis 2018, ab dann setzte die städtische Wohnungsbaugesellschaft GGW Stein auf Stein.

Richtfest feierte das Gebäude im August 2019, die Schlüsselübergabe erfolgte im Februar diesen Jahres. Langfristiger Mieter ist die Stadt Gelsenkirchen, insgesamt beziffern die Verantwortlichen die Investitionskosten auf rund 5,7 Millionen Euro.

Beim Hinausgehen sieht die Bildungs- und Integrationsdezernentin den Bolzplatz wenige Meter entfernt, auf dem Mesut Özil das Kicken lernte. Davor steht eine Gruppe junger Männer. Berg mit Vorfreude: „Hier müssen wir unbedingt etwas machen.“

9919 Kita-Plätze insgesamt in Gelsenkirchen

Das neue Kitajahr 2020/21 ist am 1. August gestartet – Zahlen zu den Kindern, die seitdem die Gelsenkirchener Kitas besuchen, erwartet GeKita-Betriebsleiterin Holle Weiß in den kommenden Wochen. An anderer Stelle gibt es dagegen schon handfestes Zahlenwerk.

Inzwischen bieten alle Einrichtungen in Gelsenkirchen 9119 Kita-Plätze an, 6470 davon entfallen auf den städtischen Betreiber GeKita. 1413 bzw. 740 Plätze bieten der katholische Zweckverband und die evangelische Kindergartengemeinschaft an, 496 Betreuungsmöglichkeiten bieten kleinere Träger an.

Neben den Kindertagesstätten führt GeKita 23 Mini-Kitas und drei Kinderstuben mit insgesamt 97 Tagesmüttern – und zwei Tagesvätern. Das teilte Stadtsprecher Martin Schulmann auf Anfrage mit.

Kita-Ausbau noch nicht abgeschlossen

Der Kita-Ausbau ist mit den frischen Gebäuden an der Blumenstraße, am Bowengarten, an der Freytagstraße sowie der Olgastraße noch nicht abgeschlossen. Geplant ist 2020 die Fertigstellung des Neubaus an der Bochumer Straße 119, wo die RAG-Stiftung involviert ist und die den Namen Kita Talentzwerge tragen soll.

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2021 geht es dann in Ückendorf weiter, wo der erste Waldkindergarten entstehen soll. Auch die Kita auf dem Hof Holz (Braukämperstraße) ist ein großes Projekt der nächsten zwei Jahre. Als Ziel setzt sich die Stadt bis Ende 2022 über 400 neue Betreuungsplätze.