Gelsenkirchen. Gelsenkirchen ist deutlich grüner, als Auswärtige denken. Damit das so bleibt, hat der Bereich Stadtbildpflege auch den Klimawandel im Blick.
Das Klima wandelt sich und mit ihm das Grün in der Stadt – auch in Gelsenkirchen. Die Grünverwaltung hat schon vor drei Jahren begonnen, hitzeresistente Bäume entlang der Straßen, aber auch in den Parkanlagen zu pflanzen, die mit den geringen Niederschlagsmengen der letzten Jahre auskommen. Erste Erfahrungen liegen jetzt vor, und sie berechtigen durchaus zu Hoffnungen.
Bulmker Park wird wieder aufgeforstet – und zum Versuchslabor
Vor allem der Bulmker Park, der durch den Sturm Ela vor sechs Jahren besonders gebeutelt wurde, wird zum Versuchslabor. Entlang der Florastraße stehen dort nun sieben Blauglockenbäume. In Ländern wie Südafrika sind sie weit verbreitet, in der ersten Zeit nach der Pflanzung werden sie allerdings auch im gemäßigteren Gelsenkirchen über grüne Wässerungssäcke mit sicherer Wasserzufuhr verwöhnt. „Darüber, ob man das tun sollte, gibt es allerdings durchaus unterschiedliche Meinungen bei den Experten“, erklärt Werner Rümping, Bereichsleiter der Stadtbildpflege im Stadtsüden. „Manche sind ganz gegen zusätzliches Wässern, auch in den ersten Jahren, weil die Bäume dann gar nicht genug in die Tiefe wurzeln würden, wenn sie auch so versorgt werden. Wir wässern sie aber im ersten Jahr“, erklärt Rümping. Schließlich ist jeder neu gepflanzte Baum eine Investition. Mit 800 Euro schlägt jeder Baum samt Pflanzung zu Buche im städtischen Etat; die mag man nicht einfach riskieren durch dem Verzicht aufs Gießen.
Rollrasen an der Schalker Meile wird nachts gewässert
Das Wässern ist ganz schön aufwendig: Zwei Mitarbeiter sind dafür sechs Tage die Woche unterwegs im Schichtdienst, um die grünen Säcke aufzufüllen. 70 Liter passen in einen solchen Wässerungssack, 1000 Liter Wasser fasst der Unimog. Gewässert werden aber nicht nur die Bäume. Auch die Rollrasenflächen, die zur Luftverbesserung beitragen sollen entlang der Schalker Meile und dem unteren Verlauf der Kurt-Schumacher-Straße etwa wird jede zweite Nacht gewässert. Morgens um drei Uhr startet die Kolonne, um den Betrieb der Straßenbahn nicht zu behindern. Auch die Stauden bekommen im Jahr der Pflanzung Unterstützung vom Wässerungsteam, ebenso wie die zahlreichen Pflanzkübel in der Innenstadt.gelsenkirchen testet bäume, die dem klimawandel trotzen
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Auch wenn es in den letzten Tagen hin und wieder geregnet hat: „Das reicht nicht annähernd! Da sind vielleicht die oberen zehn Zentimeter der Erdschicht feucht, die Wurzeln der Bäume erreicht das kaum. Der Untergrund braucht regelmäßige Feuchtigkeit, jeden zweiten Tag“, empfiehlt der Experte auch für den privaten Garten. Und bei Bäumen sollte der Schlauch am besten direkt nahe dem Stamm das Wasser in die Erde bringen, damit es nicht in der Fläche verdunstet.
Scharlacheichen im Stadtgarten
Im Stadtgarten, dem die Folgen von Ela ebenfalls noch anzusehen sind, wandelt sich das Baumbild derzeit schrittweise. Links vom Ehrenmal stehen neue Scharlacheichen in Reih und Glied, mit weiß gestrichenem Stamm, um die Rinde vor Sonnenbrand zu schützen. Obwohl alle zeitgleich gepflanzt wurden und in geringem Abstand, sind sie unterschiedlich weit gediehen. Akut gefährdet sind derzeit viele Hainbuchen und allgemein große Buchen wegen der fehlenden Niederschläge. „In 90 Zentimetern Tiefe ist noch nichts angekommen“, klagt Werner Rümping.
Neuanpflanzungen meist im Herbst
Neuanpflanzungen werden in Gelsenkirchen in aller Regel im Herbst statt im Frühling durchgeführt. Ähnlich wie bei der Frage „Gießen oder nicht gießen in der ersten Zeit nach der Anpflanzung“ gibt es unter Experten hierbei zwei Philosophien.
Werner Rümping und sein Team bevorzugen den Herbst wegen der zunehmenden Trockenheit im Frühling und Sommer. Der Boden ist im Herbst und Winter in der Regel weniger ausgetrocknet, die Chancen, dass die Bäume ohne sehr erheblichen Extraaufwand beim Gießen angehen sind größer seiner Einschätzung nach.
Ein Wiedersehen wird es in den nächsten Jahren im Stadtgebiet mit einer Baumsorte geben, die vor Jahrzehnten im Stadtbild weit verbreitet war, durch starken Pilzbefall jedoch nach und nach seltener wurde. Mittlerweile aber gibt es pilzresistente Sorten. Und da die heimische Ulme auch gut mit Trockenheit zurecht kommt, wird sie wieder zunehmend gepflanzt.
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