Duisburg. Der Duisburger Wald leidet unter dem Klimawandel. Bäume sterben wegen Dürre und Insektenbefalls. Nun setzen Förster auf Urweltmammutbäume.
Die beiden Stadtförster Axel Freude und Stefan Jeschke rattern mit ihren Fahrrädern über einen Pfad im Duisburger Stadtwald abseits des Fußgängerwegs. Dann steigen sie ab und Jeschke zeigt auf einen Bereich im Wald, dem es gut geht: Ein Baum steht schnurgerade neben dem anderen, auf dem Boden breiten sich Farn, Ilex und Brombeere aus. „Eine heile Welt“, sagt er. Keine 100 Meter weiter: eine kahle Fläche, so groß wie ein Fußballfeld. „Hier sind erst Stürme durchgefegt, dann kam die Dürre, die die übrigen Bäume getötet hat“, sagt er. „Nur der eine Teil hat überlebt.“ Doch wie hat er es geschafft?
„Auf der kahlen Fläche standen überwiegend 200 Jahre alte Buchen“, sagt Jeschke. Unter den Wipfeln sei womöglich schon Napoleon geritten, zwei Weltkriege hätten sie überstanden, und dann kam der Klimawandel. Dürre und Hitze hätten die Abwehrkräfte der Buchen so stark geschwächt, dass sie sich gegen Pilze nicht mehr wehren konnten. „Auf dem gesunden Teil stehen Mammutbäume, die unsere Vorgänger Silberg und Schneider um 1970 gepflanzt haben.“
Es sind nicht die Mammutbäume, die man von Abbildungen kennt, die so einen breiten Stamm haben, dass ein Auto durch passt. Diese Art hier heißt Urweltmammutbaum. Metasequoie nennen die Förster sie. Ihre Rinde ist faserig und fühlt sich wie die Schale einer Kokosnuss an. Die Nadeln sind weich und grün-blau. Ihre Kronen sind lichtdurchlässig, so dass Sträucher wachsen können, in denen Insekten Nahrung finden.
Duisburg: Förster setzten auf Mammutbäume, um den Wald gegen den Klimawandel robust zu machen
Dass die Nadelbäume dem Klimawandel bisher trotzen, überraschte die beiden Förster. „Sie wurden vor 50 Jahren gepflanzt, um den Wald interessant und exotisch zu gestalten. Zu der Zeit kam der Wald-Erholungsgedanke auf.“ Warum sie heute so widerstandsfähig sind, können die Experten noch nicht sagen: „Bisher wissen wir nur, dass sie robuster sind als die Buchen.“ Ein Faktor sei immer auch der jeweilige Standort eines Baumes. Nun setzen sie ihre Hoffnung auf die Urweltmammutbäume und werden weitere pflanzen.
Wichtig sei, dass sie verschiedene Baumarten in verschiedenen Altersklassen heranziehen. Vor allem: Eiche und Buche. Dazu unter anderem: Linde, Douglasie, Wallnuss, Speierling und nun auch den Urweltmammutbaum. Das sei wie mit Aktien. Da streue man auch, setzte auf verschiedene Firmen, um eine etwaige Krise zu meistern. „Für uns heißt das, wir streben einen Mischwald an“, sagt Jeschke. Der Fachbegriff dahinter: die potentiell natürliche Waldgesellschaft.
Förster: Politiker müssen den Bürgern Natur näher bringen
Um den Klimawandel aufzuhalten, reiche es aber nicht, auf mehr Wald zu setzten. „Wir müssen weg von fossilen Brennstoffen, weniger Autofahren und ökologische Landwirtschaft betreiben,“ meint Freude. „Aktuell sägen wir mit unserem Konsumverhalten an dem Ast, auf dem wir sitzen.“
Die Politiker müssten den Bürgern Natur wieder näher bringen. „Zum Beispiel Räume schaffen, wo sich Leute selbst essen anbauen können.“ Sonst werde uns der Klimawandel bald auf die Füße fallen. „Wenn wir jetzt nicht einlenken, wird uns das mit einer Wucht und Heftigkeit einholen, von der wir jetzt noch gar keine Ahnung haben.“
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