Ruhrgebiet. Im April hat es noch keinen Liter geregnet. Schon schleppen Heim- und Kleingärtner wieder Gießkannen. Was Sie für Ihren Garten jetzt tun können.

Die Osterglocken haben Ostern schon nicht mehr erlebt, die Maiglöckchen sind Aprilglöckchen, aber was da auch grünt und blüht früher als gewöhnlich in diesem Jahr – es lässt schon wieder den Kopf hängen. Wassermangel, Durst, Dürre: Erneut regnet es zu wenig, und der Wind weht die letzte Feuchtigkeit hinfort. Was tun, dass der Garten überlebt?

In Kempen am Niederrhein haben sie diesen Brief an die Bürger wohl noch nie so früh geschrieben: „Die Stadt bittet um Mithilfe bei der Bewässerung.“ Da hatten sie gerade Bäume nachgepflanzt, die die beiden vergangenen Sommer nicht überlebt hatten – und nun herrscht schon wieder Trockenheit. Jedenfalls: Der Boden staubt, in diesem Monat hat noch fast gar nicht geregnet. Schon ziehen die privaten Gärtner, von denen viele in Corona-Zeiten viel Zeit für ihren Garten haben, wieder mit der Gießkanne aus.

Ist der Boden wirklich schon wieder zu trocken, muss ich bereits wässern?

Tatsächlich hat es deutschlandweit in den ersten drei Aprilwochen gerade mal eineinhalb Liter Regen gegeben. In Essen sogar nur 0,8 Liter, und das war am vergangenen Samstag. Normal wären in diesem Monat 68 Liter pro Quadratmeter, sagt der Deutsche Wetterdienst (DWD). Allerdings: Das erste Vierteljahr reißt das ein bisschen raus. Im Februar nämlich fielen 162 Liter Regen, das ist fast dreimal so viel wie im langjährigen Mittel. Wir sind also noch „drüber“, wie eine DWD-Sprecherin sagt.

Gleich zwei Gießkannen: Stadtgärtnerin Sabine Rodenbach gießt die Pflanzen einer Kindertagesstätte in Essen.
Gleich zwei Gießkannen: Stadtgärtnerin Sabine Rodenbach gießt die Pflanzen einer Kindertagesstätte in Essen. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Allein: Das hilft nicht viel, weil die Böden durch die zwei heißen Sommer zuvor noch durstig waren. Schon jetzt ist die obere Schicht von Sonne und Wind wieder ausgetrocknet, ab einem Meter Tiefe wird es zwar feucht, aber nicht nass genug. Also wässern, wässern, wässern, empfiehlt auch der Landesverband Gartenbau: „Es ist“, sagt Sprecher Lutz Fischer, „ganz klar, dass wir jetzt gießen müssen.“

Wie kann ich Boden und Pflanzen sonst noch helfen?

Um die Verdunstung zu unterbrechen, sagt Fischer, hilft die Harke. Die Erde oberflächlich aufzulockern, außerdem zu mulchen – am besten ganz natürlich mit Buche oder Tanne – , schütze den Boden vor Austrocknung. Außerdem muss den Gärtnern klar sein, die jetzt pflanzen: Alles, was in die Erde kommt, „muss in den nächsten Wochen gehegt und gepflegt werden, bis es im Boden etabliert ist“. Also auch gegossen. Aber nicht zu sehr gedüngt, warnt Gärtnermeister Thorsten König aus Herdecke: „Wurzeln wachsen nur, wenn sie suchen.“ Also nicht überversorgen!

Der Rasen wird auch schon braun...

Auch die Wiese braucht jetzt Wasser, und zwar großzügig: Alle drei bis vier Tage, sagen Experten, sollte jeder Quadratmeter zehn bis 15 Liter bekommen. Neuer Rasen übrigens kann im April noch eingesät werden: Es gibt längst Mischungen zu kaufen, die tiefer wurzeln und deshalb weniger anfällig sind für Trockenheit. Indes gilt auch hier, der neue Rasen benötigt, na was wohl...

Was kann ich sonst pflanzen, das trockene Sommer besser aushält?

Die Pflanzen brauchen im Frühjahr viel Pflege – in einem trockenen zumal.
Die Pflanzen brauchen im Frühjahr viel Pflege – in einem trockenen zumal. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Grundsätzlich gilt: Bepflanzte Böden halten die Feuchtigkeit besser, weiß Gärtner König. Bodendecker seien deshalb zu empfehlen, außerdem pflegeleichte „Trockenkünstler“: Prärie- oder Steppenstauden wie die „Steppenkerze“, die zwölf Wochen lang blüht wie eine – ja, Kerze. Bart-Iris, Pfingstrose, für den Sommer Dahlie und Gladiole, das sind Pflanzen mit Knolle, quasi einem eingebauten Wasserspeicher.

Das Wichtigste aber ist, sagt König, eine Pflanze an den richtigen Standort zu setzen. Was Schatten liebt, in den Schatten, was Sonne aushalten kann, in dieselbe. Das steht im Gartencenter dran, „und man sollte durchaus auf den Gärtner hören“. Zur Not sieht man es auch, bloß meist zu spät: „Wenn etwas im letzten Sommer verbrannt ist“, dann stand es an der falschen Stelle.

Sonst noch Tipps für Heimgärtner?

Am besten „mit der Natur gärtnern“, sagt Meister Thorsten König. Ab Ende August nichts mehr machen im Garten, die Blätter fallen lassen (nur nicht auf den Rasen), auf dass sie Humus bilden: Das alte Laub füttert die Pflanzen über den Winter und sorgt für Nährstoffe auch in regenarmen Zeiten. Apropos Regen: Auffangen in der Regentonne ist immer eine gute Idee, umso weniger Leitungswasser wird verbraucht. Bei größeren Gärten ist auch der Einbau einer Wasseruhr für draußen empfehlenswert – damit die Kommune weniger Abwasser berechnet, wenn schon dauernd der Schlauch spritzt.

Was tun mit verdursteten Bäumen?

Bis Oktober nichts. Fällen ist jetzt verboten, es sei denn, zum Beispiel Fichten sind nicht mehr standsicher und eine Gefahr.

Und die Aussichten? Kommt der nächste trockene Sommer?

Sonne, wenig Wolken, viel Wind. Heißt: Der Boden trocknet weiter aus. Niederschläge deuten sich allenfalls fürs Wochenende an, da sind sich die Meteorologen indes noch nicht ganz einig. Es naht ein Tiefdruckgebiet aus Westen, meist spricht das für „schlechtes Wetter“. Aber durchaus möglich, sagt die DWD-Sprecherin, „dass das wieder nur Wolken sind“. Und es daraus nicht regnet.

Dass aber der ganze Sommer wieder heiß und trocken wird, wie vielfach behauptet, das kann jetzt noch keiner wissen und kein Meteorologe seriös vorhersagen. Schon der Mai kann feucht und unbeständig werden. „Auf einen warmen, trockenen April“, sagt der Wetterdienst in Essen, „muss kein trockener Sommer folgen.“ Was man schon daran sieht, dass der April schon seit elf Jahren nicht mehr aprilwettrig war – sondern warm und trocken.