Gelsenkirchen-Ückendorf. . Nach dem Gesellschafter- und Geschäftsführerwechsel ändert sich der Wissenschaftspark in kleinen Schritten. Er wird in Teilen „Co-Working“-Zone.
Optisch und architektonisch ist der Wissenschaftspark, dieser aus Glas, Stahl und Beton realisierte (und preisgekrönte) Entwurf des Münchener Architekten Uwe Kiessler wegweisend zeitlos. Eigentlich. Denn spurlos ist die Zeit an den Pavillon-Blöcken, an der 300 Meter langen Glasarkade seit der Eröffnung 1995 nicht vorbei gegangen.
Der Erhalt des Gebäudekomplexes an der Munscheidstraße ist eine Daueraufgabe. Hinzu kommen nötige Beauty-Kuren wie zuletzt im Plenarsaal, einem der Aushängeschilder des Wissenschaftsparks (Wipa). Das Mobiliar wurde erneuert, das Parkett aufpoliert, die Wände dezent grau gestrichen, zuvor ein Akustik-Putz aufgetragen, die Lüftung optimiert. 2019 ist der Bau einer Terrassenanlage vor dem Plenarsaal geplant. Es ist der Auftakt zu mehr.
Zwei Pavillons aus Landesbesitz gekauft
„Schritt für Schritt werden wir uns auch die anderen Konferenzräume vornehmen“, sagt Stefan Eismann. Seit April 2017 ist der 41 Jahre alte Immobilienexperte und Prokurist der ggw, der Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft, in Personalunion auch Geschäftsführer im Wissenschaftspark. Die Managementaufgaben wurden dort auf zwei Schultern verteilt, nachdem der langjährige Geschäftsführer Hans-Peter Schmitz-Borchert, damals 67, nach 21 Jahren in der Verantwortung in den Ruhestand ging. Zu Eismann stieß im August 2017 Wolfgang Jung (52). Der Diplom-Physiker war bereits von 2004 bis 2013 Prokurist beim Wissenschaftspark. Er zeichnet nun für das Projekt- und Veranstaltungsgeschäft im Haus verantwortlich.
Mehrheitsgesellschafter bleibt die Stadt Gelsenkirchen
Doch nicht nur an der Leitungsspitze standen Veränderungen an, auch in der Gesellschafterstruktur: Die ggw hält (statt der Stadtwerke Gdelsenkirchen) seit Ende 2017 einen Anteil von 49 Prozent an der Wissenschaftspark Gelsenkirchen GmbH. Mehrheitsgesellschafter bleibt die Stadt. Mit der ggw wurde auch ein Geschäftsbesorgungsvertrag abgeschlossen. All das trägt aus Sicht des Wirtschaftsförderungsdezernenten Christopher Schmitt dazu bei, die „Immobilien-Kompetenzen im Konzern Stadt zu bündeln“, auch für die weitere Ausrichtung des Hauses. Ziele seien die Stabilisierung der Hausbewirtschaftung und die weitere, langfristige Profilierung des Wissenschaftsparks als Ort des Strukturwandels.
Alles dreht sich um die Megatrends von morgen
„Aus unserer Sicht ist der Übergang und die strategische Neuaufstellung außerordentlich geschmeidig vonstatten gegangen“, findet Schmitt. Als Business-Center, in dem sich alles auch um die Megatrends von morgen dreht, versteht er das Haus mit seinen Mietern , wenn es um fragen rund um IT-Sicherheit, um Virtual Reality, Robotik, Klimawandel, neue Energien oder Co-Working und Start-Ups geht. Bei der Raum-Nutzung wollen wir neue Wege gehen“, sagt Eismann. „Wir bauen einen großen Arbeitsbereich, in dem man, wenn gewünscht mit kompletter Büroorganisation, auch nur einen Schreibtisch mieten kann.“ Co-Working-Space ist hier das Thema, das für die Wipa-Macher als Wachstumsbereich zukunftweisend ist und der registriert hohen Nachfrage nach kleineren Flächen entspricht. Am 22. November soll der Bereich eröffnet werden. 22 Plätze werden vermarktet.
Durch den Einstieg der ggw haben sich die (finanziellen) Gestaltungsspielräume der Wipa-Gesellschaft erweitert. Im Sommer wurden die beiden Pavillons am Nordende des Technologiezentrums aus dem Landesbesitz von NRW. urban erworben. „Wir haben ein sehr vernünftiges Geschäft zu guten Konditionen abgeschlossen“, so Eismann. Die gesamte Immobilie könne nun aus einer Hand bewirtschaftet werden.
Geschäft zu guten Konditionen
Die Mieterstruktur im Wipa ist heterogen und stabil. Aktuell stehen 7,5 Prozent der 9600 Quadratmeter Mietfläche leer. Die Quote sei zufriedenstellend, aber optimierbar. Ziel der Geschäftsführer ist es, auf unter fünf Prozent Leerstand zu kommen. Mittelfristig wollen Jung und Eismann auch die Nebenkosten von aktuell rund 6 Euro je Quadratmeter senken. „Von der hohen Betriebskostenstruktur wollen wir runter und uns bei 4 bis 4,50 Euro einpendeln.“ Erreicht werden soll das vor allem über neue, günstigere Versorgungsverträge und optimiertes Vertragsmanagement. Als Mietzins bei Neuvermietungen strebt Eismann 9,50 Euro pro Quadratmeter bei den kleineren Einheiten an. „Aktuell liegen wir im Schnitt um 8 Euro.“
Stark in den Bereichen Klimaschutz und neue Energien
Das Umfeld in Ückendorf, der Bereich an der Bochumer Straße steht aktuell für die Transformation eines Stadtteils, der sein Image als Problemviertel mit Macht abstreifen will und soll. Kulturell und kreativ hat sich hier einiges getan. Die Stadtentwicklungsgesellschaft SEG arbeitet an den Rahmenbedingungen, an neuen Wohnformen, am Zuzug neuer Bewohnerschichten. „Wir versuchen, mit an dieser Gründungswelle zu arbeiten“, sagt Jung – „nicht nur kulturell, auch wirtschaftlich. Das kann ein sehr spannendes Gesamtpaket werden.
.Vermarktung der Veranstaltungsflächen
Jung geht es darum, den Wipa weiter zu entwickeln. „Wir sind mehr als eine Denkfabrik. Wir müssen das weiter treiben Richtung Innovation, Richtung neue Projekte, neue Jobs und neue Branchen.“ Gleichzeitig will Jung die Vermarktung der Veranstaltungsflächen (1000 Quadratmeter Besprechungsräume, allein 2400 Quadratmeter Arkadenfläche) weiter intensivieren. „Wir sind stark in den Bereichen Klimaschutz, nachhaltige Quartiersentwicklung, Digitalisierung oder auch im Bildungsbereich unterwegs. Doch wir wollen gerne noch zulegen, gerne bei Messen mit Technologiebezug oder Formaten im Sozial- und Gesundheitswesen.“
Landeseinrichtungen und Institute als Ankermieter
Auch wenn der Wissenschaftspark stets „gut bewirtschaftet wurde“, sei er nie ohne kommunale Zuschüsse ausgekommen. „Aber wir sind auf einem guten Weg, sie so gering wie möglich zu halten“, betont Geschäftsführer Stefan Eismann. 200.000 Euro steuerte die Stadt aus ihrem Etat bei, 100.000 Euro kamen bislang von den Stadtwerken. „Diese Summe konnten wir vollständig kompensieren und wir werden auch die 200.000 Euro in den Folgejahren nicht vollständig brauchen“, sind die Geschäftsführer überzeugt.
Ankermieter im Wissenschaftspark sind Firmen und Institute wie das IAT (Institut Arbeit und Technik) der Westfälischen Hochschule, der Softwareentwickler Cryptovision, die Energieagentur NRW, die Klimaexpo NRW, die Agentur Wilddesign und das FIAP, das Forschungsinstitut für Innovative Arbeitsgestaltung und Prävention. Ihren Sitz haben in Ückendorf auch das Institut für Stadtgeschichte oder die kommunale Wirtschaftsförderung.