Gelsenkirchen. Als Geschäftsführer des Wissenschaftsparks Gelsenkirchen beendet Hans-Peter Schmitz-Borchert seine Karriere – erfolgreich, wie er findet.
Wissenschaftspark, Pavillon 6, 2. Etage. Hier hat Hans-Peter Schmitz Borchert in den vergangenen Tagen aufgeräumt, aussortiert. Ordner, Bücher und Broschüren, die Reste eines Arbeitslebens, stecken in ein paar Kartons.
Der 67-Jährige wirkt nicht so, als ob er an Dingen hängt. Er kann sich gut trennen. Auch vom Job, nicht jedoch von der Arbeit. Arbeit, sagt Schmitz-Borchert, „Arbeit ist Leben.“ Und: Irgendwas werde da noch kommen. Nur Ruhestand, das scheint nichts, was ihn dauerhaft reizt. Doch zuerst will er erst einmal „sitzen und sinnen“. Schauen was das Leben bringt, wenn er aufgehört hat als Geschäftsführer des Wissenschaftsparks.
Sechs Jahre lang Projektmanager bei der LEG
Im Aufsichtsrat wird heute wohl die Nachfolge für die Geschäftsführung geregelt. Eine endgültige Zäsur für Schmitz-Borchert, dessen Vertrag bereits 2015 ausgelaufen war und der noch verlängert wurde. 1996 hat er den Geschäftsführerposten im Wissenschaftspark übernommen. Vorher war er sechs Jahre lang Projektmanager bei der LEG, der Landesentwicklungsgesellschaft. Zum Wipa, einem Leuchtturmprojekt der Internationalen Bauausstellung Emscher-Park, gab es so früh berufliche Bezugspunkte. „Ich hatte eine Affinität und wusste, was hier passiert“, sagt Schmitz-Borchert.
Mehrere Institute wurden angesiedelt
Was hier passiert – das hat er über 21 Jahre mitgeprägt in diesem architektonisch höchst ansprechenden Komplex, der so vorzeigbar für den Strukturwandel in der Region stehen sollte und soll. „Natürlich verkauft man sich besser, wenn man gut aussieht“, sagt der scheidende Chef und weiß den Wert des markanten Gebäudes – trotz aller funktionalen Probleme – zu schätzen
Wissenschaft trägt der Wipa nicht nur im Namen. Sie findet auch statt. Institute sind in Ückendorf angesiedelt, für Arbeit und Technik, für integrative Sozialmedizin, für Stadtgeschichte, aber eben auch Dienstleister, städtische Töchter, Designer, die Energieagentur NRW, ärztliche Begutachtungsstellen. Ein Mix, der letztlich erfolgreich war. Wechsel und Leerstand gibt es auf fast 11 000 Quadratmetern mietbarer Fläche immer wieder. Aber eine „Dauerauslastung von fast 80 Prozent“ und das bei „Mietpreisen um 50 Prozent über dem lokalen Marktniveau“ verbucht der 67-Jährige als Erfolg.
Auch die Schuldenlast wurde abgebaut
Wirtschaftlich war das vorige Jahr unter seiner Regie das erfolgreichste. 300 000 Euro Zuschuss pro Jahr flossen früher an den Wipa, zuletzt waren es noch 150 000 Euro kommunale Mittel. „Nun haben wir das erste Mal in 20 Jahren eine schwarze Null geschafft.“ Auch die Schuldenlast wurde abgebaut. „Wir hatten mal über 20 Millionen DM Verbindlichkeiten, jetzt sind es noch knapp 5 Millionen Euro“, sagt Schmitz-Borchert. „Der Einsatz der Stadt hat sich 1000mal amortisiert. So eine Adresse hier in Ückendorf zu bauen, war mutig und hat sich ausgezahlt.“
Früh das Thema erneuerbare Energien besetzt
Der Wipa ist ein Ort des Wandels. Angetreten, wie so viele in der Region als Technologiezentrum, hat man in Ückendorf früh das Thema erneuerbare Energien besetzt und dabei „die Internationalisierung zum Programm“ erhoben, wie Schmitz-Borchert betont. Das Haus diente ihm dabei auch – beispielsweise mit dem Solarkraftwerk auf dem Dach – als Demo-Zentrum. „Wir sind die Theke, an der die Leute gucken kommen.“ Und sie kommen und kamen aus aller Welt, aus China, aus Lateinamerika, aus Europa.
Ein Ausstellungs-Ort für die Fotokunst
Rund 600 bis 700 Veranstaltungen pro Jahr werden im Wipa ausgerichtet, noch mehr könnten es sein. Dazu gehören Tagungen, Seminare, Fortbildungen, aber auch große Messen in der Arkade. „Das Haus ist für Laufveranstaltungen geeignet. Und unsere Aufgabe ist es, Geld zu verdienen“, lautet Schmitz-Borcherts Credo. Da darf es dann auch mal eine Esoterik-Messe sein. Oder natürlich Kunst. Der Wipa ist ein Platz für aktuelle Fotografie. „Wir haben den Anspruch, hier zu einem anderen Image beizutragen“, sagt Schmitz-Borchert, der mit den Jahren Ückendorf und die Vielfalt längs der Bochumer Straße schätzen gelernt hat. Der Münsteraner wohnte montags bis freitags im nahen Gästehaus des Marienhospitals, weil er ungern pendelt. Auch dort wird er nun seine Sachen packen.