Gelsenkirchen. . Für großen Unmut sorgt auch die Behauptung, der Standort Schalke schreibe tiefrote Zahlen. Das Gegenteil sei der Fall, sagt Robert Sadowsky.

Wütende Proteste der Belegschaft gegen die beabsichtigte Schließung des Produktionswerkes in Schalke begleiteten auch den zweiten Tag der Betriebsversammlung bei ZF TRW Automotive. Die Betriebsversammlung vom Mittwoch vergangener Woche wurde nach vielen Stunden unterbrochen und in dieser Woche fortgesetzt.

Ugur Coskun, Betriebsratsvorsitzender am ZF-Standort in Schalke.
Ugur Coskun, Betriebsratsvorsitzender am ZF-Standort in Schalke. © Olaf Ziegler

„Meine Kolleginnen und Kollegen wollen hier in Gelsenkirchen, in dieser Region, arbeiten“, fasst Betriebsratsvorsitzender Ugur Coskun die Reaktion auf die Ankündigung von ZF zusammen, Ersatzarbeitsplätze in Süddeutschland anbieten zu wollen. Aber: „Wir haben hier unsere Familien, unsere Kinder, Eltern, Betreuungs- und Pflegeverpflichtungen, unsere Freunde. Der Ruhrpott ist unsere Heimat. Außerdem hat ZF gerade angekündigt, dass es in Deutschland eigentlich zu viele ZF-Arbeitsplätze gibt. Was sollen wir denen dann noch glauben?“

Schwarze Zahlen erneut bestätigt

Für besonderen Unmut sorgt die Behauptung, das Werk in Schalke schreibe seit Jahren tiefrote Zahlen. Was auf der Betriebsversammlung für eine Klarstellung von Robert Sadowsky in seiner Eigenschaft als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender sorgt: „Erst in der gestrigen Aufsichtsratssitzung wurde erneut bestätigt, dass das Werk nicht nur schwarze Zahlen schreibt und den Profit von TRW und jetzt ZF maximiert, sondern in den letzten Jahren auch erheblich dazu beigetragen hat, die Forschungs- und Entwicklungsausgaben im Düsseldorfer Schwester-Werk zu finanzieren.“ Aber Neuentwicklungen müssten dann zur Produktion in den Werken führen, die sie finanziert haben.

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Stefan Engels, Betriebsratsvorsitzender des Düsseldorfer ZF/TRW-Entwicklungsstandortes, der mit einer Solidaritätsdelegation an der Versammlung teilnahm, betont: „Wir haben bisher eine hervorragende Zusammenarbeit zwischen den Werken in Düsseldorf und Gelsenkirchen gehabt. Gerade die unmittelbare Nähe führte dazu, dass in Schalke Fehler bei neuen Produkten schnell und unkompliziert ausgemerzt und insbesondere Anläufe von neuen und modernsten Produkten können in Schalke von der qualifizierten, motivierten und hochflexiblen Mannschaft exzellent bewältigt werden.“ Wie könne der ZF-Konzern nur diesen großen Vorteil aufs Spiel setzen?

IG Metall spricht von Vertrauensbruch

Robert Sadowsky, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der ZF-Arbeitnehmervertretung.
Robert Sadowsky, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der ZF-Arbeitnehmervertretung. © Martin Möller

Konzern-Vertreter hatten gegenüber dem Schalker Betriebsrat und der IG Metall versprochen, 2018 gemeinsam zu prüfen, mit welchen neuen Produkten Schalke ab 2020 ausgelastet werden kann, damit die Arbeitsplätze nachhaltig gesichert sind. Bis dahin sollten Rückverlagerungen von Aufträgen aus Osteuropa eine „Brücke“ bilden.

„Dass nun schon nach wenigen Wochen einer oberflächlichen Überprüfung das Jahr 2018 für beendet und das „Aus“ für den Standort verkündet werden soll, ist ein Vertrauensbruch, der in krassem Widerspruch zu dem Anspruch steht, ein sozial verantwortungsvolles Stiftungsunternehmen zu sein“, stellt Jörn Meiners von der IG Metall Gelsenkirchen dazu fest.

Die Betriebsversammlung wurde erneut unterbrochen – und soll zu einem geeigneten Zeitpunkt weitergeführt werden.

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