Gelsenkirchen. Die musikalische Geschichte von Sir Simon von Canterville und seinem Kampf gegen Otis Putzmittel begeistert bei der Premiere im Kleinen Haus des Musiktheater im Revier. USA der 60er trifft auf altes Europa.

Ein uralter Spuk begleitet Kinder in diesem Jahr am Musiktheater im Revier durch die Vorweihnachtszeit: Das junge Publikum nahm das Kindermusiktheaterstück „Das Gespenst von Canterville“ bei der Premiere am Samstag im Kleinen Haus begeistert auf. Dabei hatte MiR-Regisseur Carsten Kirchmeier dem „gespenstischen“ Märchen von Oscar Wilde ein neues Libretto und gemeinsam mit dem Dirigenten Askan Geisler auch ganz viel Musik auf den Leib geschneidert.

Vorlage lieferte Oscar Wilde

Wildes 1887 erschienene Geschichte der amerikanischen Familie Otis, die nach England übersiedelt und in einem alten Schloss auf den spukenden Sir Simon von Canterville trifft, hat Kirchmeier in die 1960er Jahre verlegt. Die vierköpfige amerikanische Vorzeigefamilie hat ein florierendes Putzmittelunternehmen („Otis Hausmittel – alles andere ist Mittelmaß“ lautet ihr Werbeslogan) und möchte die Mittelchen auch in Europa unter die Leute bringen.

Ein wahrer Kampf der Kulturen

Als diese jedoch, wie die alte Haushälterin Mrs. Umney, skeptisch reagieren, ist guter Rat teuer. Und der grummelige alte Sir Simon lässt, allen modernen Putzmitteln zum Trotz, den alten Blutfleck am Kaminsims immer wieder neu erscheinen. Und so beginnt ein wahrer Kampf der Kulturen: Die Neue Welt trifft auf die Alte, die Amerikaner schmettern Melodien aus frühen amerikanischen Musicals wie „Gipsy“ oder „Bye Bye Birdie“, Mrs. Umney und Sir Simon setzen diesen Barockwerke von Henry Purcell und Jean-Philippe Rameau entgegen.

Am MiR sind die Melodien mit neuen Texten versehen, die die Handlung voran treiben sollen. Für kleinere Kinder (das Stück ist ab fünf Jahren gedacht) war dies allerdings nur schwer nachzuvollziehen. Da kam erschwerend hinzu, dass sich die Handlung am Anfang nur sehr schleppend entwickelt.

Herausragende Besetzung, tolle Video- und Soundeffekte

Insgesamt wurde hier jedoch ein alter Klassiker (auch mit tollen Video- und Soundeffekten) sehr trefflich zu neuem Leben erweckt – das Stück kann mit einem ebenso fantasievoll wie funktional gestalteten Bühnenbild von Georgios Kolios und mit der herausragenden Besetzung punkten.

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Banu Böke und Georg Gädker als stetig breit lächelnde Amerikaner, Marcel Kaiser als ihr arroganter Sohn und Maria Alishia Funken als die zarte Virginia, die Sir Simon am Ende erlöst, passen zu diesem Stück wie die Faust aufs Auge. Auch Katja Boost scheint die Rolle der Mrs. Umney auf den Leib geschneidert, Ronald Zeidler dominiert das Stück als Gespenst von Canterville mit seiner tiefen Bassstimme.

Und so gab es nach 50 Minuten ganz zu Recht tosenden Applaus im Kleinen Haus.