Gelsenkirchen. . Schule kennt jeder, und Lehrer noch viel besser. Kein Wunder, dass Kabarettist Horst Schroth in seiner Paraderolle als dauergestresster Lehrer Laux am Freitagabend in der Kaue auf ein Publikum voller Kenner, auf ein Auditorium voller Ex-Schüler, Eltern und Pädagogen traf.

Wer dieses Thema wählt, der macht von vornherein „Null Fehler!“ Schule kennt jeder, und Lehrer noch viel besser. Da haben alle eine Meinung, jeder kann mitreden. Kein Wunder, dass Kabarettist Horst Schroth in seiner Paraderolle als dauergestresster Lehrer Laux am Freitagabend in der Kaue auf ein Publikum voller Kenner, auf ein Auditorium voller Ex-Schüler, Eltern und Pädagogen traf.

Das intelligente Spiel mit Vorurteilen und Schadenfreude zieht noch immer: die Kaue ausverkauft, das Publikum begeistert. Dabei ist der Lehrer längst nicht mehr frisch, ein „Oberstudienrat für Deutsch und Geschichte auf der Zielgeraden“. Vor nunmehr 20 Jahren hob der inzwischen 66 Jahre alte Kabarettist Horst Schroth seinen dauernölenden Pädagogen aus der Taufe. Nun gab’s in der Kaue ein Comeback für Olaf Laux, der wie vor zwei Jahrzehnten in der Regie von Ulrich Waller vom St. Pauli Theater Hamburg nörgelt, jammert und eh alles besser weiß. Und das in einem gigantischen, atemlosen Redeschwall ohne Punkt und Komma. Allein dafür lohnt sich der Besuch des Soloabends im „Seminarraum“ Kaue.

Rustikal in roter Hose und karriertem Holzfällerhemd

Ein zweiter Garant für spitzenmäßige Unterhaltungsqualitäten ist Schroths Interaktion mit dem Publikum. Genauer: der Dialog mit der ersten Reihe. Einen Zuschauer pickt er sich immer heraus, um sein Bühnenspiel im Dialog zu spiegeln. Diesmal hatte es einen Anästhesisten samt Gattin erwischt, eine Steilvorlage für den frustierten Beamten Olaf Laux: „Jeder kann nachgucken, was ein Lehrer verdient, aber keiner weiß, wie viel der Herr Professor hier bekommt.“

Der Lehrer, rustikal in roter Hose und kariertem Holzfällerhemd, zieht am hölzernen Schreibtisch Lebensbilanz, will aufräumen mit den bösen Vorurteilen gegen einen ganzen Berufsstand und setzt stattdessen noch mächtig ein paar oben drauf. Plaudert aus, wie sich der Kollege mit 35 in den Vorruhestand rechnet, welche Krankheit gerade in ist für eine Dienstpause und wie Lehrer leiden unter Versetzungen, unter Helikopter-Eltern, unter verführerischen Schülerinnen wie Tanja, unter Pisa und der Politik. Streift kurz auch aktuelle Themen wie Inklusion, G8 und G9 und den ganzen „Genderquatsch“. Die Duzerei von früher ist der Lehrer gründlich leid: „Ich will auch nicht von Grünen-Plakaten geduzt werden, schon gar nicht von mentalen Energiesparlampen wie dem Herrn Özdemir.“

Aber es gibt in wenigen Momenten auch Kritik am eigenen Berufsstand, wenn die Kultfigur den Zeigefinger hebt: „Der Lehrerton, der geht wie Rotweinflecken im Sisalteppich einfach nicht mehr raus.“ Lehrer Laux bleibt, wie er vor 20 Jahren schon war: grandios zerrieben zwischen eigenem Anspruch und Wirklichkeit.

Der erste Szeneapplaus

Den ersten Szenenapplaus erhielt übrigens zu Vorstellungsbeginn Helmut Hasenkox von der veranstaltenden Emschertainment: Er plauderte aus, wie Horst Schroth einst nach seinem ersten Auftritt in der Kaue in Gelsenkirchen dafür gesorgt hatte, dass die Veranstaltungsbesucher abends den Lidl-Parkplatz nutzen dürfen (Schroth rief den Chef persönlich an).

Auch 2015 wird Emschertainment den Hamburger Spaßmacher zu Gast haben, dann aber nicht mehr in der Kaue, sondern im größeren Saal des Hans-Sachs-Hauses.