Gelsenkirchen.

Welch’ gewaltiges sängerisches Potenzial in dieser Region steckt, das demonstrierte am Montagabend eindrucksvoll und klanggewaltig das 3. Sinfoniekonzert der Neuen Philharmonie Westfalen im Musiktheater im Revier.

Gleich vier Chöre, und damit fast 200 Sängerinnen und Sänger, dominierten die Bühne, um mit dem Orchester Ralph Vaughan Williams’ opulente „Sea Symphony“ genussvoll zu zelebrieren.

Früher, da ging das so: Einmal pro Spielzeit erarbeitete das Orchester mit einem Chor der jeweiligen Trägerstadt einen Konzertabend. Mit dem neuen Generalmusikdirektor Rasmus Baumann gibt es nun erstmals ein Konzertkonzept mit einem Riesenchor für alle Träger. Mit dem Städtischen Musikverein (Einstudierung Christian Jeub), dem Städtischen Chor Recklinghausen (Alfred Schulze-Aulenkamp), dem Chor der Konzertgesellschaft Schwerte und dem Oratorienchor der Stadt Kamen (Franz Leo Matzerath) konnte die opulente, über 70-minütige Sinfonie ihre poetischen Facetten und ihre gewaltigen Ausbrüche kultiviert, kraftvoll und mit beachtlicher Präzision entfalten. Dabei forderte das Werk vom Projektchor nahezu permanente Präsenz. Unter Baumann durchleuchtete die Neue Philharmonie den üppigen Farb- und Melodienreichtum nuanciert.

Das Meer als Metapher für die Reise der Seele

„Seaside No.1“ titelte Baumann den Abend, der sich zwei wunderbar schwelgerischen britischen Seestücken widmete. Edward Elgars (1857-1934) „Sea Pictures op. 37“. besingen in fünf Liedern das Meer als Metapher für die Reise der Seele. Poetisch, spätromantisch, hymnisch. Zum Erfolg trug hier die brillante Mezzosopranistin Silvia Hablowetz bei mit ihrem samt-warmen Timbre voll lyrischer und auch dramatischer Qualitäten.

Von Mahlerscher Opulenz Ralph Vaughan Williams (1872-1958) See-Sinfonie, die auf ihrer Fahrt durch die Wogen des Leben choralhafte Züge annimmt. Gegen die Klangfülle von Chor und Orchester behaupteteten sich kunstvoll die Solisten, Yamina Maamar (Sopran) und Thomas Berau (Bariton). Eine überzeugende Gesamtleistung und eine gelungene Konzeption, die die Begegnung mit selten gespielten Werken ermöglichte. „Seaside No. 1“ schreit somit nach der Nummer Zwei.