Gelsenkirchen. Europaweit sollen seit 2008 Treibhausgase reduziert werden. Bei BP wurden 2012 noch 4,6 Millionen Tonnen in die Luft geblasen. Reduziert wurde der Ausstoß von CO2 in Gelsenkirchen nicht. „Der Emissionshandel versucht den Umweltschutz wirtschaftlichen Aspekten zu unterwerfen“ kritisiert der BUND.

„Der Umweltschutz ist an die Börse gegangen“, sagt Claudia Baitinger, NRW-Sprecherin des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Baitinger bezieht sich dabei auf den Emissionshandel, der 2005 von der EU beschlossen und zur Zeit in Brüssel wieder verhandelt wird. Der Emissionshandel hat das Ziel, die Treibhausgasemissionen in der Zeit zu senken.

2008 bekamen die Unternehmen von der EU aus diesem Grund Zertifikate in Höhe der von ihnen in den vergangenen Jahren emittierten Werte. Für BP am Standort Horst und Scholven waren das laut Unternehmenssprecherin Stefanie Hansen 4,6 Millionen Tonnen.

Kapazität ausgebaut

Sollte das Unternehmen in den nächsten vier Jahren, also bis 2012 weniger CO2 in die Luft pusten, könnte es den Gegenwert der Zertifikate an andere Unternehmen verkaufen. Sollten die Emissionen bei BP höher ausfallen, hätte BP bei anderen Unternehmen „Verschmutzungsrechte“ kaufen müssen.

„Wir mussten keine Zertifikate zukaufen“, sagt Hansen. „Haben aber auch keine verkauft.“ Übersetzt heißt das: Die Luftbelastung durch das Treibhausgas CO2 wurde bei BP in Gelsenkirchen in den letzten Jahren nicht reduziert.

Mehrkosten von 100 Millionen Euro

Allerdings habe man bei BP in den letzten Jahren durchaus etwas für die Umwelt getan. „Wir haben die Anlagen modernisiert und so die Kapazität ausgebaut“, so Hansen. Im Jahr 2013 habe man durch Stillstände in dem Werk sogar Zertifikate einsparen können. Die will man 2014 einsetzen, weil die EU den CO2-Ausstoß für die Gelsenkirchener Werke auf 3,85 Tonnen reduziert hat.

Gemeinnützige Organisation „Sandbag“

Laut der internationalen gemeinnützigen Organisation „Sandbag“ hat das EON Kraftwerk in Scholven im Jahr 2012 7,97 Millionen Tonnen CO2-Emissionen genehmigt bekommen. Emittiert wurden allerdings 9,67 Millionen Tonnen.

Sandbag sammelt alle öffentlich zugänglichen Daten und veröffentlicht sie unter www.sandbag.org.uk

„Die Einsparung an Treibhausgasen geht mit dem geplanten Emissionshandel nicht auf“, sagt Hansen. Für die Werke in Gelsenkirchen wagte Hansen keine Prognose, für BP Europa SE – die Werke in Deutschland und den Nachbarländern – rechne BP aber bis 2020 mit Mehrkosten von 100 Millionen Euro.

WWF-Studie spricht von Gewinnen

Dieser Rechnung widerspricht der WWF. Da bis heute kein Unternehmen für die Zuteilung aus der EU zahlen musste, konnten, wie im Falle von BP in Scholven und Horst, Zertifikate eingespart werden. Für den Gesamtkonzern BP/Rosneft weist die jetzt erschienene WWF-Studie theoretische monetäre Zugewinne des Gesamtunternehmens durch den Emissionshandel von 8,4 Millionen Euro bis 2012 aus. Für BP/Rosneft hat der WWF errechnet, das das Unternehmen frühestens 2017 Zertifikate hinzukaufen oder den CO2-Ausstoß reduzieren muss.

„Der Emissionshandel versucht den Umweltschutz wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu unterwerfen“, sagt Claudia Baitinger.