Essen. Kurator und Ethnologe Henning Christoph plant in Rüttenscheid ein bundesweit einzigartiges Projekt im Jahr 2015: Das bislang recht kleine Soul of Africa-Museum soll an anderer Stelle in Rüttenscheid auf 500 Quadratmeter vergrößert werden. Einen Vorgeschmack bieten die am Donnerstag startenden Afrika-Tage.
Ausgerechnet Hollywood trägt die Schuld daran, dass Henning Christoph – Gründer des Soul of Africa-Museums in Rüttenscheid – schon im Jahr 1956 sein Herz an den afrikanischen Kontinent verliert. Er ist mit seinen Eltern von Deutschland in die USA ausgewandert, sein Vater hat gerade einen Fernseher angeschafft. Über den Bildschirm flimmert eine Tarzan-Verfilmung. Doch nicht der Protagonist oder Jane sind es, die den damals Zwölfjährigen fesseln. Der Urwald, die Ureinwohner, diese ihm völlig fremde Kultur sollen Christoph sein Leben lang nicht mehr loslassen. „Afrika“, sagt er heute, „ist viel mehr als Krieg und Krisen.“
Für sein Ethnologie-Studium kehrt der heute 70-Jährige nach Deutschland zurück, will schließlich noch seine Fotografie-Kenntnisse beim renommierten Professor Otto Steinert an der Folkwang-Universität verfeinern. Parallel dazu beginnt er für das Magazin GEO seine Reportage-Reisen in West- und Zentralafrika. Am See Nokoue in Benin hat er ein Schlüsselerlebnis. „Ich saß mit einem Priester auf der Veranda und hörte Trommeln, wie ich sie noch nie zuvor gehört hatte. Als ich den Geistlichen danach fragte, antwortete er entsetzt, das sei der Teufel“, erinnert sich Christoph, der sich direkt danach auf den Weg macht und junge Männer bei einer Zeremonie erlebt.
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Von diesem Zeitpunkt an verschreibt er sich der Voodoo-Religion, lernt Riten, Götter und Bräuche dieser für Europäer so ungewöhnlichen Kultur kennen. Mehr als 200 Mal, schätzt er, war er mittlerweile in Afrika und nimmt dafür auch Widrigkeiten wie Malaria auf sich – sieben Mal ist er bereits daran erkrankt.
Reportage-Reise nach Benin
Christoph dreht zahlreiche Filme, hält seine Erfahrungen in Fotografien und Büchern fest. Der „Voodoo-Chronist“, wie ihn ein Voodoo-Priester einmal nennt, knüpft enge Kontakte zum Volk. So begleitet er etwa ein Pygmäen-Volk, das von einer italienischen Holz-Firma aus dem Urwald an die Straße umgesiedelt wurde. Aktuell arbeitet er an einer Dokumentation zum Volk der Oku in Kamerun. „In all den Jahren kamen immer mehr Exponate zu mir. Einige davon auch, um sie beispielsweise vor militanten Andersgläubigen zu schützen“, so Christoph.
Geschichte und Kultur vermitteln
Das heutige Soul Of Africa-Museum war ursprünglich als Lagerraum gedacht, „ich habe damals mit vielen Museen zusammengearbeitet und die Exponate verliehen“, sagt Christoph, der sich im Jahr 2000 entschließt, ein eigenes Museum zu eröffnen. Weil das längst aus allen Nähten platzt und er viele weitere Schätze in mehreren Lagerhallen bereit hält, möchte er voraussichtlich Ende 2015 ein weitaus größeres Museum in Rüttenscheid eröffnen – das bundesweit einzigartig wäre.
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Geplant ist eine 500 Quadratmeter große Ausstellungsfläche samt Aula, die Platz für Veranstaltungen und Workshops bietet. „Ich möchte die Konflikte in Afrika nicht verschweigen. In den deutschen Medien wird aber immer nur dann berichtet, wenn eine Krankheit – wie aktuell Ebola – oder ein Krieg ausbrechen. Afrika hat so viel Kultur, Geschichte und Tradition zu bieten, das möchte ich vermitteln“, sagt Christoph, der bei seinem ehrgeizigen Projekt volle Rückendeckung von Land, Stadt und den lokalen Parteien hat. Weitere Details will er jedoch erst öffentlich machen, sobald die Finanzierung komplett in trockenen Tüchern ist.