Essen. Papa Joe behandelt auf dem „Planet der Götter“. Der Essener Fotograf und Filmemacher Henning Christoph hat jetzt einen Dokumentarfilm über ihn gedreht. Zur Premiere im Filmstudio reiste der Voodoo-Priester sogar aus North Carolina an.
Henning Christoph erinnert sich noch genau an diesen denkwürdigen Moment, als er wusste, dass er über Papa Joe einen Dokumentarfilm machen würde. Es war bei einer der Voodoo-Zeremonien, die Papa Joe in seinem Tempel-Refugium in Raleigh, North Carolina abhält, als dieser „Riesenkoloss von Frau“ plötzlich viel Hahnenblut und danach nur noch Rot sah, einmal laut „Oh Jesus“ seufzte und danach bewusstlos auf den arglosen weißen Deutschen mit seiner Kamera plumpste. „Da lag ich plötzlich, eingequetscht zwischen zwei Riesenbusen, und wusste, dass ich den Film machen muss.“
Viele Monate sind seither vergangen und Papa Joe, der afro-amerikanische Voodoo-Priester und jetzt eben auch Kinohauptdarsteller, hockt anlässlich der Premiere in Christophs Afrika-Museum an der Rüttenscheider Straße und erzählt von Boombox, Sean und den anderen Patienten, die er von Drogensucht, Alkoholmissbrauch und sonstigen Zivilisationsleiden befreit hat. Wenn der Mann mit dem durchdringenden Blick von seinen Fällen erzählt, könnte man ihn fast für eine Mischung aus Sozialarbeiter und Verhaltenstherapeut halten. Aber Papa Joe hält es nicht mit Freud und Familienaufstellung, sondern mit den Göttern. Mami Wati und Babalu-Aye stehen ihm zur Seite, wenn Papa Joe behandelt: Weiße und Latinos, Lehrer und Kleinkriminelle, Arme und Reiche. Manche, sagt er, heilt er vom Krebs, manche von Hoffnungslosigkeit oder auch von Geldnot. Im Grunde scheint in seinem Behandlungszentrum namens „Planet der Götter“ ein wunderliches, aber wirkungsvolles Allerlei verschiedener Religionen und ganzheitlicher Heilmethoden zusammengefunden zu haben.
„Voodoo ist nicht wie jeden Sonntag in die Kirche gehen, man nutzt ihn, wenn man ihn braucht“ erklärt Christoph, der weiß, dass der Hollywood-geprägte Europäer bei Voodoo vorzugsweise an nadelgespickte Stoffpüppchen und bösen Zauber denkt. Sein Soul of Africa-Museum, vollgestopft mit Exponaten. die Christoph während seiner langen Beschäftigung mit dem afrikanischen Kontinent zusammen getragen hat, soll Vorurteile abbauen. Es ist trotzdem eine fremde, aber auch faszinierende Welt, die der Essener in seinem Film „The Vodou Healer“ zeigt.
Zwei Jahre lang hat er Papa Joe dafür bei der Arbeit begleitet. Der war mal Analyst an der Wall Street und predigte in Harlem, bevor ihm ein Haitianer mit der Voodoo-Kultur vertraut gemacht hat. Auf Christoph ist er irgendwann im Internet gestoßen. Der Fotograf ist sein Freund geworden. Auch wenn der sich von schwergewichtigen Patientinnen mal umwerfen lässt.