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In dem von außen unscheinbar wirkenden Haus an der Rüttenscheider Straße Hausnummer 36 verbirgt sich ein kleines, aber höchst interessantes Museum, das sich als eines wenigen Museen in Europa mit dem Thema Voodoo beschäftigt.

Der Ethnologe und Fotograf Henning Christoph hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kulturschätze, die mit dem Thema Voodoo zu tun haben, vor Religionskonflikten zu schützen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Er beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit diesem Thema und hat viel Zeit in Benin, dem Ursprungsort des Kults, und anderen Orten in Afrika verbracht.

Voodoo ist eine Kultur, in der es um das Heilen und Schützen geht und die Heilungszeremonien und Götterkulte beinhaltet. Sie hat nichts mit den aus Hollywood stammenden Mythen von Zombies und Puppen, in die man Nadeln steckt, zu tun. Voodoo ist also nur dazu da, vor Bösem zu schützen, und hat nichts Böses an sich.

Voodoo als Heilungsmittel

Afrikaner, die Voodoo anwenden, sind sehr spirituell. Sie fallen bei Zeremonien zur Heilung eines Menschen in Trance. Die Trance ist eine Zeit, in der die Seele ihren Körper verlässt und Götter dort einziehen. Die Trance ist ein bedeutender Teil des Heilungsprozesses.

Genaueres dazu kann man allerdings nur direkt im Museum erfahren, da Christoph ein ungemeines Fachwissen zu diesem Thema hat. Nachdem man geklingelt hat und hereingelassen worden ist – was schon alleine ungewöhnlich ist für ein Museum – kommt man vorerst aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn das ist bei diesem Anblick garantiert. Vorab sei gesagt: Es ist wirklich kein gewöhnliches Museum. Vier kleine Zimmer in einer Wohnung, voll mit Skulpturen, Plakaten und anderen Dingen, von denen jedes einzelne eine eigene Geschichte hat. Hier ein Überblick über ein paar wenige Ausstellungsstücke von besonderer Bedeutung:

Man erblickt durch ein „Durchgangsloch“ in der Wand den Altar, der der Göttin „Mami Wata“ gewidmet ist. Sie ist die Wassergöttin, die durch die jährlichen Trockenzeiten in Afrikas Regionen sehr hoch angesehen ist. Auf ihrem Altar stehen 41 andere Götterskulpturen, die Wassergeister genannt werden. Alle 41 Wassergeister mussten erst von einem Priester geträumt und anschließend von einem Handwerker geschnitzt werden, bevor sie ausgestellt werden konnten. Dieser Vorgang dauerte etwa sechs Jahre. Getrennt von ihnen stehen ihre „Kriegsgeister“, die für sie „die Drecksarbeit erledigen“, so Christoph.

Die verschiedenen Facetten Afrikas

Wenn man weiter läuft, kommt man an einer Ausstellung der „Zwillingspuppen“ vorbei. Wenn früher Zwillinge geboren wurden und nicht beide ernährt werden konnten, mussten die Eltern das Schwächere ertränken. Da sie es natürlich nicht einfach nur töten wollten, haben sie die Seele in einer für das Kind geschnitzte Puppe gefangen und diese so behandelt, als ob sie lebendig wäre. Wenn man sich gut um diese Puppe kümmerte hieß es, würde es die Familie vor Unglück schützen. Wenn nicht, dann würde es die Familie bestrafen.

Im nächsten Raum waren die Kostüme sogenannter Geheimkulturen dargestellt. Diese treffen sich jährlich und halten eine Zeremonie ab, wo sie den Lebensstil der einzelnen Menschen beurteilen, also wie ein Gericht fungieren. Es wird jedoch nicht nur über die schönen Seiten dieser außergewöhnlichen Geschichte berichtet. Auch Sklavenketten, um nur ein Beispiel zu nennen, werden ausgestellt, damit auch andere Facetten von Afrika gezeigt werden.

Durch die Führung des Kurators Henning Christopher werden den ausgestellten Stücken und somit dem gesamten Museum Leben eingehaucht, da er zu jedem einzelnen eine eigene Geschichte erzählen kann und jede Frage durch sein enormes Wissen beantworten kann. Ob es sich lohnt oder nicht, ihn zu besuchen und offene Fragen beantwortet zu bekommen, muss jeder einzelne für sich selbst wissen. Aber wer sich für afrikanische Kultur oder speziell für das Thema Voodoo interessiert, der sollte die Antwort auf diese Frage wissen.

Maike Rosnau, Frank Kern, Klasse: 9a, Unesco-Schule