Essen-Moltkeviertel. Der Bürgerverein Moltkeviertel möchte sich mit Baum-Denkmälern bei Helfern bedanken. Ein Kritiker fordert die Einbeziehung der Jury für Kunst im öffentlichen Raum, die sich ein unabhängiges Urteil über die Entwürfe bilden soll. Eine Sprecherin des Vereins findet „das alles sehr unerfreulich“. Noch sei nichts entschieden.

Kaum hat der Bürgerverein Moltkeviertel seine Idee vorgestellt, aus einigen umgestürzten Bäumen Skulpturen als Dankeschön für die Helfer nach dem Pfingstunwetter zu fertigen, beginnen im sozialen Netzwerk Facebook die Diskussionen. Dort bringt der Journalist und versierte Experte in bildender Kunst, Tankred Stachelhaus, seine Verwunderung zum Ausdruck: „Das Engagement in allen Ehren, aber ich reibe mir nach der Sichtung von Peter Bolles Werken die Augen“, heißt es dort etwa.

Damit nimmt Stachelhaus, selbst Mitglied im Bürgerverein, Bezug auf die Homepage des Kettensägen-Künstlers, dessen Entwürfe für die geplanten Sturm-Skulpturen in Betracht gezogen wurden. Der Künstler hatte u.a. einen Märchenpark in Dülmen gestaltet, entsprechend finden sich auf seiner Internetseite einige kindlich anmutende Holz-Kunstwerke.

Öffentlichen Raum nicht ohne weiteres nutzen

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Das Thema hat auch die Jury „Kunst im öffentlichen Raum“ auf den Plan gerufen, die sich eine Einbeziehung wünscht. „Es ist ja schön, dass Grün & Gruga als städtische Institution grünes Licht gegeben hat. Dort sollte man aber wissen, dass bei Kunst im öffentlichen Raum auch andere Stellen hinzugezogen werden“, sagt Jury-Mitglied und Architekt Peter Brdenk.

Die Idee, die Sturm-Überbleibsel nicht nur für den Häcksler zu nutzen, findet er gut: „Grundsätzlich aber können Bürger oder Vereine öffentlichen Raum nicht ohne weiteres für Kunst oder Gestaltung nutzen. Deswegen würde ich mich freuen, wenn uns die Entwürfe für eine unabhängige Bewertung zugehen. Wir geben am Ende eine Empfehlung ab, etwa für die Bezirksvertretung. Dies ist zwar nicht bindend, aber eine Orientierungshilfe“, sagt Brdenk.

Gremien sollen einbezogen werden

Christiane Becker, Sprecherin des Bürgervereins, kann die Aufregung nicht nachvollziehen, findet das alles „sehr unerfreulich“. „Die Entwürfe von Peter Boll sind die ersten, die wir uns ansehen. Entschieden ist noch gar nichts, darüber hinaus werden die entsprechenden Stellen, etwa die Jury für Kunst im öffentlichen Raum und die Bezirksvertretung, natürlich mit einbeziehen“, sagt sie. Der Entwurf von Peter Boll gefalle ihr persönlich, er stilisiere den Sturm „Ela“ und sei gewiss keine Märchenfigur. „Wir machen eine kleine Erinnerung an das, was geschehen ist und für diejenigen, denen wir danken wollen. Ein Projekt, das alles außer Kunst sein will“, kommentiert Becker auf Facebook.

„Keine Meinung“ zu den Sturm-Werken, die auf der Wiese am Spielplatz Schnutenhausstraße entstehen sollen, hat der Verein Kunst am Moltkeplatz (KaM): „Unser Hauptaugenmerk liegt seit 30 Jahren auf der Pflege und Weiterentwicklung des Skulpturenparks am Moltkeplatz. Aktuell bemühen wir uns gemeinsam mit Folkwang-Kurator Marcel Schumacher um ein Werk aus dem Bereich der jungen Kunst“, so KaM-Vorsitzender Volker Wagenitz.