Essen-Kettwig. .
Die Erinnerungen an den Januar 2007 sind noch nicht verblasst. Der Orkan Kyrill zog damals eine Schneise der Verwüstung durch NRW. 2,4 Milliarden Euro betrug der Sachschaden. Auch die Ländereien von Maximilian Freiherr von Fürstenberg waren betroffen. An den Hängen entlang der August-Thyssen-Straße stand kaum noch ein Baum.
Die Natur hatte die kahlen Flächen mittlerweile wieder begrünt, da ‘erwischte’ das Pfingstunwetter ‘Ela’ den versierten Waldbauern erneut. Rund 240 Hektar sind in seinem Besitz. Der Eigentümer des Schlosshotel Hugenpoet verschaffte sich gemeinsam mit dem zuständigen Förster Volker Steinhage einen Überblick über die entstandenen Schäden - und die sind in seinen Wäldern enorm.
Schäden von ‘Kyrill’ sind beseitigt
Am Rand des Wanderparkplatzes Am Sondert in Ratingen sind noch Reste von rot-weißen Flatterbändern zu sehen. Der Parkplatz war gesperrt, jetzt sind Arbeiter am Werk, die gefällte Baumstämme mit Hilfe von schwerem Gerät zusammentragen, der große Häcksler läuft ohne Pause, von überall her hört man das Kreischen der Kettensägen. „Die Schäden von Kyrill sind zwar fast alle beseitigt, aber die Pflege der Kulturen dauert lang“, sagt Maximilian von Fürstenberg. „Nach Kryrill wurde das Nadelholz verteufelt, weil die meisten Bäume, die damals fielen, Nadelbäume waren. Aber das hat schlicht was damit zu tun, dass Laubbäume im Januar keine Blätter tragen und weniger Angriffsfläche boten. Bei ‘Ela’ war das etwas ganz anderes - die Bäume waren alle voll belaubt.“
Volker Steinhage arbeitet beim Regionalforstamt Bergisches Land, dessen Zuständigkeit an der August-Thyssen-Straße endet, und er ist u.a. für das Angertal zuständig. „’Ela’ war ein sehr lokales Ereignis. Hier sind die Bäume umgeknickt und in einem angrenzenden Bereich ist nichts passiert“, erzählt er. Besonders betroffen seien die Altbestände - und das mache die Folgen des Pfingstunwetters so bitter. Steinhage: „Wir haben hier Bäume, die 100 Jahre und älter sind. Die Kronen wurden einfach durch den kräftigen Wind gedreht, und die Stämme sind geborsten.“ Auch das bedeutet zusätzlich einen hohen finanziellen Verlust für den Waldbauern. „Gerade Eichen sind gewöhnlich sturmfest, aber dieses Mal sind die Bäume auf einer Länge von acht bis neun Metern einfach gesplittert. Dieses Holz kann man am Markt nicht mehr platzieren, diese Bäume haben nur noch Schrottwert“, sagt Maximilian von Fürstenberg. „Hier wurde in kurzer Zeit die Entwicklung von 100 bis 150 Jahren zerstört. ‘Ela’ war großes Pech für diese Region.“
Ein weiteres Problem erläutert Volker Steinhage: „Durch die fehlenden Bäume gelangt jetzt sehr viel Licht an den Boden und dort findet eine Vergrasung statt. Auch Brombeeren können jetzt ungehindert wachsen. Das ganze Gleichgewicht in den Wäldern gerät durcheinander.“
Im Ratinger Wald liegen viele Baumriesen, die ‘Ela’ nicht Stand halten konnten. Mitsamt dem Wurzelwerk und großen Baumscheiben wurden sie aus der Erde gerissen. Aus ‘Kyrill’ habe man gelernt und aus ‘Ela’ auch. „Die Lärche hat sich als relativ sturmfest erwiesen. Durch die leichte Benadelung sind die Äste flexibel.“
Wenn Maximilian Freiherr von Fürstenberg und Förster Volker Steinhage am Ende des Sommers mit der Bestandsaufnahme fertig sind, werden sie über die Aufforstung sprechen. Und darauf hoffen, dass es so bald keine Wetterkapriolen mehr gibt.