Essen. . Die Sturmfolgen treffen weiterhin auch Bürger und Veranstalter in Essen, die viel Zeit, Mühe und Geld in Parkfeiern, Radrennen und Marktfeste stecken. Viele verstehen nicht, warum etwa in Borbeck der Wochenmarkt stattfinden darf, an gleicher Stelle aber das Marktfest fast ausgefallen wäre.
Plakate kündigen in Heisingen das beliebte Wottelfest an, auf dass sich viele Familien freuen. Allein den Organisatoren ist die Vorfreude schlagartig vergangen, als kurz vor dem Stadtteilfest die Absage der Stadt kam: Wieder einmal ist der Pfingststurm schuld.
Damit reiht sich Heisingen in die lange Liste der Absagen: darunter Firmenlauf, Rü-Cup, Werdener Schützenumzug, Sommernachtslauf in Überruhr oder Germania-Fest in Borbeck. In Kettwig fällt die Rad-Hügeltour aus, während Verantwortliche derzeit versuchen, ihr Brunnenfest zu retten.
Wochenmarkt in Essen-Borbeck läuft weiterhin
Vielen Bürger erschließt sich indes nicht, warum zum Beispiel das Borbecker Marktfest auf der Kippe stand, obwohl genau an gleichem Ort der Wochenmarkt weiterhin lief. Die Stadt erklärt, sie könne das öffentliche Leben nicht brach legen. Bürger seien gefragt, auf ihren Eigenschutz zu achten. Gleichzeitig aber könne mitnichten grünes Licht für genehmigungspflichtige Großveranstaltungen geben werden in dem Wissen, dass es eine Gefahr geben könnte. Damit ergäbe sich eine andere Verantwortung.
„Meine Entscheidungen müssen gerichtsfest sein“
Herr Kromberg, es kam mehrfach vor, dass Veranstaltungen wegen angeblicher Gefahren ausfallen mussten, obwohl dieselben Orte täglich bevölkert sind. Wo ist da die Logik?
Christian Kromberg: Die Logik ist eine juristische. Meine Entscheidungen müssen im Fall des Falles auch vor Gericht Bestand haben. Und da macht es nun mal einen Unterschied, ob es sich um eine Massenveranstaltung handelt oder um eine Alltagssituation.
Aber die Gefahr ist doch letztlich dieselbe. Auch ein Wochenmarkt zum Beispiel ist voller Menschen.
Stimmt. Und wir haben uns auch schwer getan, das Alltagsleben in Essen nicht massiv einzuschränken. Das Risiko haben wir in Kauf genommen, um die Stadt nicht stilllegen und den Bürgern ihre Berufs- und Versorgungs-Wege verbieten zu müssen. Ein Stadtteilfest ist auch wichtig, aber eben nicht lebensnotwendig.
Dann müssten Sie auch abends Straßen schließen, in denen überwiegend Freizeit verbracht wird.
Ich kann durchaus verstehen, wenn mancher sagt, unser Handeln widerspricht dem gesunden Menschenverstand. Aber wir als Stadt müssen juristisch auf der sicheren Seite sein. Dennoch machen wir ja einige Feste möglich.
Diese jedoch hätten sich die Heisinger von der Stadt in Bezug auf den ehrenamtlichen Einsatz für ihr Fest gewünscht. Nicht nur, dass auch über die Bahnhofstraße Tag für Tag Kinder laufen, „hier legen sich Bürger für ihre Feier krumm“, sagt Günter Kirsten von der Bürgerschaft, und die Stadt schaffe es nicht, ihre Prioritäten bei den Aufräumarbeiten so zu wählen, dass die Stadtteilfeste möglich seien. Dabei betone die Stadt ständig die Unverzichtbarkeit des bürgerschaftlichen Engagements. „Natürlich hat Essen es mit Blick auf die riesigen Schäden schwer“, sagt Kirsten.
Absage kam erst zwei Wochen vor dem Wottelfest
Weniger Verständnis hat er jedoch dafür, dass sie zu ihrem im Mai eingereichten Antrag jetzt zwei Wochen vor dem Wottelfest die Absage erhalten. Zumal nun Bäume bemängelt würden, die viel länger von Pilz befallen oder morsch seien. Dennoch hat die Bürgerschaft auf eigene Kosten Baumgutachter und Landschaftgärtner beauftragt. Die Kosten dafür mag er nicht nennen, ein vierstelliger Betrag dürfte es sein. Was bleibt, ist die Hoffnung auf eine positive Antwort der Stadt.
Ähnlich schlecht stand es um das Borbecker Marktfest, wo der Initiativkreises Centrum Borbeck viel Zeit und Kraft investierte und jetzt verkündet: „Wir haben es geschafft.“ Zuvor aber mussten Bäume im Bereich der gesamten Veranstaltungsfläche begutachtet und Schäden beseitigt werden, auch sie beauftragten den Gutachter.
Enttäuschung über die kurzfristige Absage
Der war für die Organisatoren des „Tags im Park“ auf Zeche Carl überflüssig, denn auf dem Gelände in Altenessen steht gar kein Baum, sagt Sprecher Bernd Alles. Deshalb haben sie ja ihr Fest bereits aus dem Kaiserpark dorthin verlegt.
Die Genehmigung gibt es trotzdem nicht: „Das Gelände hinter der Zeche gilt als Wald, und der ist nun einmal bis Jahresende gesperrt“, sagt Alles mit gewissem Verständnis, aber auch enttäuscht und überrascht über die kurzfristige Absage. In der Vorbereitung stecke immerhin nicht nur viel Arbeit, sondern auch Geld für Werbung. Sie haben nun mit ihren Unterstützern gesprochen und das Fest verlegt – auf 2015.