Die Aufräumarbeiten im Essener Wald nach dem verheerenden Orkan Ela werden erst beginnen, wenn alle Straßen wieder sicher sind und keine Äste oder Kronen mehr auf Fahrbahnen zu stürzen drohen. Dies habe absoluten Vorrang. „Ich bin in der Verantwortung, die Gefahrenabwehr zu sichern“, stellte am Freitag Ordnungsdezernent Christian Kromberg klar. Sonst könnte bei einem Unfall „die Staatsanwaltschaft auf der Matte stehen.“
Der Dezernent sprach von einem „enormen Gefahrenpotenzial“ durch Astbrüche an beschädigten Bäumen. „Es sind schon Kronen heruntergekommen.“ Er verwies auf einen Zwischenfall, als Äste auf einen Feuerwehrmann fielen und ihn verletzten. „Ohne Helm wäre er nicht mehr am Leben“, so der Dezernent. Nach Angaben von Bernd Schmidt-Knop, Betriebsleiter von „Grün und Gruga“, sind noch zwei bis drei Monate nötig, „um alle Straßenbereiche wieder frei zu machen.“
Noch Monate bis zur Normalität
Erst am Schluss der Prioritätenliste ist der Wald dran. Voraussichtlich im Laufe des Winters oder zu Beginn des Frühlings können die wichtigsten Wanderwege geräumt werden, die Stadt will sich hier nicht auf einen Termin festlegen und hält am Betretungsverbot fest. Kromberg bittet um Verständnis. Auch wenn viele Essener auf ihren Ausflug und Spaziergang im Grünen verzichten müssen, „man kann in der Stadt arbeiten, leben und zum Arzt gehen, ohne durch den Wald zu müssen.“
Zurzeit werden alle Hilfskräfte, es sind täglich 400, woanders benötigt. Auch die Stadtgärtner müssen Harke, Rasenmäher und Laubbläser bis auf Weiteres im Betriebshof zurücklassen. Zum Mähen ist keine Zeit. „Es wird Monate dauern, bis wir dann wieder das normale Pflegebild haben“, kündigte Schmidt-Knop an. Auch könne das Ordnungsamt noch nicht allen gewohnten Arbeiten nachgehen, weil Mitarbeiter zur Absicherung und Kontrolle gesperrter Bereiche gebraucht werden.
Verkauf des Holzes wird ein Minusgeschäft
Eines der wichtigsten Ziele aber, die sich der städtische Krisenstab gesetzt hat, wird rechtzeitig erreicht. Bis Ferienende sind auch die Außenbereiche aller 250 Kitas und Schulen wieder freigegeben. „Und darüber sind wir froh“, berichtete Kromberg. Derzeit werde mit Hochdruck noch auf 24 Baustellen gearbeitet. Mit Schulbeginn müssen voraussichtlich lediglich noch auf 15 Schulgeländen insgesamt acht hoch spezialisierte Baumkletterer in kleinere, kaum zugängliche Rand- oder Zwischenbereiche vordringen, um Gefahrenstellen zu beseitigen. Auf diesen Standorten sind auch während dieser Arbeiten mindestens 80 Prozent der Außenflächen für die Schulpausen freigegeben. „Die Einschränkungen werden sehr gering sein“, versicherte Ingo Penktwitt, Leiter der Immobilienwirtschaft. Die betroffenen Schulen wurden bereits informiert.
Die Grün-Trümmer, das gesammelte Bruchholz von allein 20.000 Straßenbäumen wird entweder gehäckselt und zur Biomasse verarbeitet oder weiterverkauft. Doch das Angebot ist aufgrund der immensen Sturmschäden in der Rhein-Ruhr-Region weitaus größer als die Nachfrage. Damit die Stadt nicht auf ihrem Holz sitzen bleibt, „versuchen wir Abnehmer zu finden, die weiter entfernt sind“, teilte Dezernent Kromberg mit. „Im schlimmsten Fall müssen wir draufzahlen.“ Schon jetzt stehe fest, dass das Einsammeln und der Verkauf des Holzes ein Minusgeschäft wird.
Facebook-Userin @Lina Ko hat uns aus Rüttenscheid ein Dankeschön an die Helfer und ein Foto geschickt: "Ein großer Dank auch an die Helfer der Feuerwehr und des THW aus dem bergischen Land, die hier in Rüttenscheid bei Aufräumarbeiten geholfen haben. (Meine Mom mitten drin)."
Für die Beseitigung der Unwetter-Schäden hat die Stadt bisher mehrere Millionen ausgegeben. Und das ist erst der Anfang. Beim Land wurden, wie berichtet, mehr als 61,5 Millionen Euro angemeldet. Wann und in welcher Höhe die Gelder fließen werden, ist unklar. Kromberg freute sich über die grundsätzliche Hilfszusage der Landesregierung, zu der sie rechtlich gar nicht verpflichtet sei. „Das war eine gute Botschaft. Das Innenministerium arbeitet konsequent an der Lösung im Sinne der Kommunen. Da will man uns helfen“, betonte der Dezernent. Auch die Unterstützung der Essener Mitarbeiter lobte er ausdrücklich: „Die Motivation, die Stadt wieder in Ordnung zu bringen, war enorm. Da wurde immer nur gefragt: Wo können wir noch anpacken?“ Trotzdem war und ist auch die Unterstützung von außerhalb unentbehrlich. Sogar aus Dresden und den Niederlanden wurden Fachkräfte und schweres Spezialgerät angefordert.
Für die Zukunft rechnet die Stadt mit weiteren extremen Unwetter-Ereignissen. „Wir müssen damit leben, dass sich auch hier die Klimaverhältnisse ändern werden“, sagte Schmidt-Knop. „Wir bekommen ganz veränderte Situationen“. Die Konsequenzen werden sein, künftig besonders robuste Baumarten zu pflanzen und wieder mehr Hecken anzulegen, die den Wind abbremsen. Im Wald setzt Schmidt-Knop in der Regel auf „natürliche Naturverjüngung“, die sorge für „sicheren Bestand“. Und: Die großen Bäume brauchen ausreichend Platz für ihre Wurzelbildung.
Kromberg will in Zukunft den Katastrophenschutz „noch besser aufstellen“. Aber das ist ein Thema, das die Stadt erst nach dem Aufräumen aufgreifen wird.
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