Essen-Rüttenscheid. . Zum Auftakt der neuen Serie „Unsere Straße“ stellen wir die Corneliastraße in Rüttenscheid vor. Seit einem Fest 2001 sind die Nachbarn eine eingeschworene Gemeinschaft. Wir suchen noch weitere funktionierende Nachbarschaften: Zu gewinnen gibt es eine Grillparty im Wert von 250 Euro.
Christian Claßen zieht 2001 aus Burgaltendorf an die Corneliastraße. Eine kleine Seitenstraße mit einem Büdchen am Anfang, einem Kinderspielplatz am Ende und einigen hübschen Altbauten. „Da, wo ich aufgewachsen bin, blieb nichts lange geheim, da erfährt man den neuesten Klatsch beim Bäcker oder Metzger. Hier hingegen war es mir anfangs doch zu anonym“, blickt der Informatiker zurück. Viele Nachbarn kennt er vom Sehen, „man ging morgens zusammen aus dem Haus, kam von der Arbeit gemeinsam wieder und das war’s dann auch“, sagt Claßen. Irgendwann aber kommt er mit einigen Nachbarn ins Gespräch. Die Männer sind alle etwa im gleichen Alter, viele von ihnen sind gerade Vater geworden.
„Christian hatte zwar die kleinste Küche, aber noch keine Kinder. Da haben wir uns regelmäßig zu Babysitting-Abenden getroffen, wenn die Frauen unterwegs waren“, erinnert sich Christian Kupferoth. Mit einer Armada von Babyfonen auf dem Küchentisch – „wir haben natürlich verschiedene Frequenzen eingestellt“ – und ein paar Kaltgetränken entwickelt sich bei den regelmäßigen Treffen zwischen den Männern schnell eine Freundschaft.
Straße verwandelt sich alle zwei Jahre in eine Partymeile
Wenig später wird die Idee zum Straßenfest geboren. „Dafür hat die Stadt mindestens 60 Prozent Zustimmung aller Nachbarn gefordert. Wir sind herum gegangen und haben Unterschriften gesammelt. Die Resonanz war überwältigend“, blickt Nachbar Ralf Brinkmann zurück. Viele packen bei der Organisation mit an: nutzen ihre Kontakte zu den Genehmigungsbehörden, backen Kuchen, bringen Salate mit, verdienen sich als Grillmeister und bespaßen die zahlreichen Kinder. Seither verwandelt sich die Corneliastraße alle zwei Jahre in eine Partymeile für Familien und Nachbarn. Selbst ehemalige Anwohner wie Ralf Brinkmann, der jetzt am Stadtwaldplatz wohnt, kommen regelmäßig vorbei.
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Mit dem ersten Straßenfest im September 2001 wird der Grundstein für eine funktionierende Nachbarschaft gelegt, wie man sie sonst eher auf dem Land erwartet. „Da waren zwei ältere Paare, die seit 25 Jahren nebeneinander gewohnt haben, sich aber überhaupt nicht kannten. Am Bierwagen haben sie sich damals direkt zum Formel-1-Gucken verabredet“, erinnert sich Claßen. Seine Söhne Ben (11) und Mats (7) wachsen mit den anderen Kindern in der Straße auf, besuchen teilweise die gleichen Schulen. „Das ist hier ein bisschen wie Bullerbü mitten in der Stadt“, sagt Nachbarin Silke Schellberg. Nicht ohne Grund werben die Nachbarn auf der Homepage als „kinderfreundlichste Straße Essens“ für sich.
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Daran haben auch Henning und Maria Wolters ihren Anteil, „die guten Seelen der Straße“, wie die beiden genannt werden. Er holt regelmäßig seine Quetschkommode raus, sie klingelt in der Weihnachtszeit an jeder Haustür, hinter der sie Kinder vermutet. „Maria backt immer Plätzchen, es ist unvorstellbar, was dann in ihrer Küche los ist“, sagt Claßen und lacht. War es ihm anfangs zu anonym, kann er jetzt kaum noch ohne Wiedersehensparty aus dem Urlaub zurückkehren: „Wenn jemand den Grill anwirft, bleibt er nicht lange allein“, sagt Claßen zufrieden. Eben das hatte er sich gewünscht, als er in die kleine Straße zog, in der sich kaum jemand kannte.
Weitere Folgen der Serie "Unsere Straße" finden Sie hier.