Essen-Kettwig. .
Die Mitarbeiter der Essener Stadtwerke sind seit Jahren Dauergäste an der Landsberger Straße - aufwändig wird dort seit 2010 das marode Kanalnetz saniert. Neue Abwasser-, Gas- und Wasserleitungen wurden und werden verlegt. Und immer wieder kam es zu bösen Überraschungen. Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun stellte schon 2011 fest: „Im Kreuzungsbereich Landsberger Straße/Zur Alten Fähre mussten wir sechs Meter in die Tiefe. Und dort haben wir ein wahres Spinnennetz an Versorgungsleitungen vorgefunden.“ Und auf Ruhrschotter stießen die Arbeiter - ein Boden, der unbedingt befestigt werden musste.
Sechs Meter in die Tiefe
Damals war dort noch die Gaststätte „Im Stillen Winkel“. Das Lokal übernahm kurz vor Weihnachten 2012 die Spanierin Maria Fernandez. „La Cueva“ heißt es seitdem. Mit der Baustelle musste sie sich von Beginn an arrangieren. Doch seit März diesen Jahres ist es besonders schlimm, denn die Arbeiten sind erneut in der Landsberger Straße vor ihrem Lokal angekommen. „Die Stadtwerke versprechen, dass sie ihr Möglichstes tun, um schnell hier fertig zu werden, und alle Mitarbeiter sind auch sehr nett“, sagt Maria Alvarez, „aber mittlerweile liegen die Umsatzeinbußen zwischen 40 und 50 Prozent.“
Hinter den Absperrbaken, dem riesigen Silo mit Spritzbeton, das die Stammgäste scherzhaft „Sangriaturm“ nennen, und den Baumaschinen liegt fast versteckt der Eingang zu „La Cueva“. Spanische Spezialitäten gibt es dort, frisch gezapftes Bier und immer nette Gespräche. An diesem Abend dreht sich an der Theke alles um Fußball. Wie so oft. Die WM ist abgefeiert, jetzt ist die Bundesliga dran. An den Holztischen vor der Tür sitzt kein einziger Gast. „Wir hatten hier sogar sechs Wochen lang einen stinkenden, offenen Abfluss vor der Tür. Wir sind schon sehr gehandicapt - schön sitzen ist anders“, sagt die Gastronomin. „Und keiner weiß, wie lange das alles noch dauern soll. Auf dem Schild steht, dass sie bis Ende des Jahres fertig sein wollen - aber das kann ich irgendwie nicht glauben.“
Die Baustelle wandert jetzt noch weiter in Richtung Straße Zur Alten Fähre. „Und wenn es dort blockiert ist, kommt keiner mehr zu uns. Der Bierlieferant kann uns jetzt schon nicht mehr anfahren. Bei den Nachbarn steht seit kurz nach Ostern ein voller Container - der wird auch erst abgeholt, wenn die Baustelle verschwunden ist“, sagt Maria Fernandez. Traurig ist sie besonders, „weil wir uns gerade hoch gerappelt haben. Das Geschäft lief gut, es kamen auch viele Touristen.“ Seit März ist damit Schluss, und „ich bin sehr froh, dass wir unsere Stammgäste haben. Sonst sähe es ganz schlecht aus.“ Froh ist sie trotzdem, dass sie ihre Konzession für die Außengastronomie behalten durfte. „Die hätte man mir, wenn es die Belange erfordern würden, für die Zeit der Bauarbeiten auch entziehen können.“ So setze sich an schönen Wochenenden, wenn die Baustelle ruht, „doch der eine oder andere Gast mal vor die Tür.“
Noch immer gestalten sich die Arbeiten in der engen Straße schwierig, die Substanz der alten Fachwerkhäuser ist fragil, immer wieder muss nachgemessen werden, ob die Mauern nicht absacken. „Die Arbeiten müssen erledigt werden. Das verstehe ich,“ sagt Maria Alvarez. Und sie hat sofort Alarm geschlagen, als sie Unbekannte beobachtet hat, die auf „ihrer“ Baustelle Kabel klauen wollten.