Essen. Das Horster Ruhrufer im äußersten Essener Osten liegt etwas abseits des großen Ausflugsdrucks und bietet neben viel Natur auch verwunschene Industrie-Relikte und Raum für Entdeckungen. Ein schöner Ausgangs- und damit auch Endpunkt könnte einer der lauschigsten Biergärten Essens sein.
Ruhr ist nicht gleich Ruhr, der Fluss zeigt in Werden ein völlig anderes Gesicht als beispielsweise in Steele. Wieder unterschiedlich, dabei gern unterschätzt und ein wenig abseits des großen Ausflugsdrucks gelegen: das Horster Ruhrufer, das man sich auf einer kleinen Wanderung oder natürlich per Rad erschließen kann. Unmerkliche Grenzüberschreitungen nach Überruhr, Burgaltendorf und Bochum sind inklusive.
Ein schöner Ausgangs- und damit auch Endpunkt könnte einer der lauschigsten Biergärten Essens sein: Haus Großjung an der Straße In der Lake. Im Garten des alten Fachwerkhauses lässt sich plastikstuhlfrei und auch sonst sehr angenehm die Zeit vertrödeln, am besten aber erst nach der mehr oder weniger schweißtreibenden Erkundung der näheren Umgebung.
Das Gefühl der stehengebliebenen Zeit
Man folge also zunächst der Straße in Richtung des Bootshauses von MTG Horst und des skurrilen Hotels „Ruhrcamping“, wo man nicht nur zelten, sondern auch direkt an der Ruhr in Bauwagen übernachten kann, die zu Zimmern umgebaut wurden. Kurz hinter dem Platz geht’s auf einem alten Wanderpfad hoch zur 1962 stillgelegten Zeche Wohlverwahrt, dessen verwunschenes Betriebsgebäude aus dem Jahr 1910 zwischen Wald und S-Bahntrasse eingeklemmt ist.
Direkt daneben dann das frühere Karbidwerk und heutige Wasserkraftwerk Horster Mühle. Spätestens hier könnte man das Gefühl bekommen, die Zeit ist stehen geblieben und gleich kommen ein paar kohlegeschwärzte Kumpel des Weges. Einen Film übers alte Ruhrgebiet zu drehen, wäre jedenfalls kein Problem.
Verlängerungen sind möglich
Essen entdeckenVorbei an alten Häusern, Steinbrüchen und kleinen Tunneln unter der Bahn gelangt man auf einen selten hübschen Pfad an der Ruhr, der in Richtung des Eisenbahnmuseums Bochum-Dahlhausen führt, das übrigens einen Besuch wert ist. Über eine Fußgängerbrücke parallel zu einem mächtigen, längst stillgelegten Eisenbahnviadukt geht’s dann auf die andere Seite der Ruhr, was den Vorteil hat, dass man alles noch mal aus einer anderen Perspektive sieht. Am Burgaltendorfer Ufer sind Weg und Fluss fast auf gleicher Höhe, was sehr malerisch ist und zum unkomplizierten Baden auf eigene Gefahr verführt. Allerdings macht jedes kleine Hochwasser den Weg unpassierbar.
Über die Holteyer Schwimmbrücke geht’s zurück nach Horst, wo der Spaziergang wie erwähnt unter Biergartenbäumen enden könnte. Ambitionierte Geher können beliebig verlängern, etwa übers Wichteltal nach Überruhr oder gar bis nach Steele wandern und dann über die Ruhrau entlang der Glashütte Wisthoff zurück nach Horst. Fazit: Essens äußerster Osten - ein kerniges Stück Ruhrlandschaft ohne Flitter.
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