Essen-Rüttenscheid.

Vor fünf Jahren öffnete sich erstmals der Vorhang der Rü-Bühne. In dieser Zeit ist dem Team das bühnenreife Kunststück gelungen, sich mit null Budget als festes Glied in der städtischen Kulturszene zu verankern.

Eigentlich begann die Rü-Bühnen-Geschichte sogar noch zwei Jahre früher: Damals schloss das Satiricon-Theater im Girardet-Haus seinen Betrieb – der dort tätige Regisseur und Theaterpädagoge Detlef Fuchs wurde heimatlos. „Das Girardet-Haus erlaubte mir, meine Theaterkurse in anderen Räumlichkeiten weiterzuführen“, erinnert er sich. Die liefen so erfolgreich, dass Ingrid Mindt vom Girardet-Haus auf die Idee kam, Fuchs eine kleine Bühne zu geben. Die Nachfolge des Satiricons wollte er damals nicht antreten, „das war mir mit 200 Plätzen einfach eine Nummer zu groß“, so Fuchs. „Außerdem wollte ich sowieso nie Theaterleiter werden.“

Aus Getränkemarkt wurde Theatersaal

Nur weil elf weitere Bühnenverrückte versprachen, am selben Strang zu ziehen, wurde dann doch noch etwas aus dem Projekt: Viel Muskelkraft und Geld investierten die zwölf, um aus einem Getränkemarkt einen Theatersaal zu bauen.

Und das, obwohl sie am Theater bis heute nichts verdienen: „Das, was wir damals sozusagen als Kredit investiert haben, haben wir heute wieder raus“, so Fuchs. Doch Gehälter bekommen sie alle nicht, nicht für die Büroarbeit, nicht für die Abenddienste. „Daher ist es nicht immer einfach, die zu besetzen“, weiß Fuchs.

Zumindest eine bezahlte Bürokraft würde er gerne einstellen, weshalb er knapp 12.000 Euro Zuschuss bei der Stadt beantragt hat. Doch die Bewilligung dafür steht noch aus, denn eigentlich hat die Stadt den Kulturetat schon vergeben.

Keine institutionelle Förderung

Dabei muss die Rü-Bühne seit jeher ohne institutionelle Förderung überleben, nur für einzelne Projekte gibt es manchmal Geld. Dass das Theater dennoch überlebt, liegt nicht zuletzt am wachsenden Zuschauerzuspruch. Mit dem Schwerpunkt auf zuweilen anspruchsvollem Schauspiel schaffte man in den Anfangstagen gerade mal eine Auslastung von 20 bis 30 Prozent – heute sind es immerhin 60 Prozent.

Viel Zuspruch erhält die Rü-Bühne vor allem in der Szene: „Aus ganz Deutschland kommen Anfragen von Gruppen, die bei uns spielen wollen“, freut sich Fuchs. Auch für zwei Festivals, das internationale Regiefestival Versionale und das integrative Festival „Inclusiv“, ist das freie Theater zur festen Bühne geworden.

Kein Erfolg mit Comedy

Gescheitert ist das Theater allerdings mit dem Versuch, Comedy als weiteres Standbein zu etablieren. „Wahrscheinlich gibt es da in Rüttenscheid ein Überangebot“, so Fuchs. Nur in Ausnahmefällen ziehen Comedians Publikum.

Wenig Glück hat das hauseigene Ensemble in diesem Jahr zudem mit ihren Premieren gehabt: Beide mussten krankheitsbedingt ausfallen. Und so kommt es, dass es im April mit „Schöne Bescherungen“ bereits wieder weihnachtet. „Das Stück mussten wir schon mal verschieben, jetzt wollten wir es auf jeden Fall, wenn auch mit Verspätung, spielen“, so Fuchs.