Essen. Weniger Zuschauer, weniger Aufführungen und weniger Geld: Essens Schauspiel-Intendant Christian Tombeil hat eine nicht ganz einfache erste Spielzeit hinter sich. Dazu musste er noch eine “persönliche Niederlage“ einstecken.

19 000 Besucher und etwa 100 Aufführungen weniger, die Platzauslastung lag bei 76 Prozent: So steht das Schauspiel am Ende der ersten Spielzeit unter der Intendanz von Christian Tombeil da.

Das bedeutet 60 000 Besucher in den drei Spielstätten Grillo-Theater, Casa und Box. Kein niederschmetterndes Ergebnis, aber auch kein Grund zum Jublen. Denn im Vergleich gab es „nur“ 364 Aufführungen statt 469 in der letzten Saison von Anselm Weber. Da lag die Auslastung noch bei 78 Prozent.

Wer dem Schauspiel durch den Wechsel einen Zuschauer-Einbruch vorausgesagt hatte, lag also bedingt richtig. Anders: Wäre die Besucherzahl gleich geblieben, hätte man eine Auslastung von 100 Prozent erreicht. Aber welches Haus hat die schon.

Ungünstige Vorzeichen

Und: Tombeils Einstand mit einem um 200 000 Euro geschrumpften Budget, einigen krankheitsbedingten Vorstellungsausfällen sowie der abgesagten Produktion von „Winterreise“ stand unter ungünstigen Vorzeichen. Darüber hinaus haben auch die Kritiker, auch dieser Zeitung, einige Male heftig zugelangt. Das freut keinen Intendanten, da das Publikum dann zurückhaltend reagiert.

Dass sich die Einsparungen auch künstlerisch auswirkten, davon will Tombeil nichts wissen. Vielmehr sagt er: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, haben an diversen Ecken gespart. Eine hoch dotierte Stelle im Leitungsteam und die Stelle des verstorbenen Schauspielers Siegfried Gressl wurden nicht neu besetzt.“ Nun gibt es 18 feste Schauspieler, eine Stelle weniger als vorher, drei Teilspielzeit-Kräfte, aber mehr Gäste als bei seinem Vorgänger Anselm Weber. „Damit können wir die Stücke genauer besetzen.“ Auch beim Ausstattungsetat habe man etwa 100 000 Euro eingespart. Da arbeite man jetzt günstiger. „Wir müssen beobachten, ob das ein Glücksfall war.“

Mit Essen spielt man!

Tomaten auf den Augen - haben die Besucher der neuen Spielzeit in Essen hoffentlich nicht. Foto: Schauspiel Essen
Tomaten auf den Augen - haben die Besucher der neuen Spielzeit in Essen hoffentlich nicht. Foto: Schauspiel Essen © WAZ
Mit Kleists
Mit Kleists "Prinz Friedrich von Homburg" startet die Theatersaison am 30. September im Grillo-Theater. Foto: Schauspiel Essen
"Osama der Held" von Dennis Kelly feiert am 1. Oktober seine deutschsprachige Erstaufführung in der Casa. Foto: Schauspiel Essen
"Jede Menge Kohle" heißt die Aussteigerkomödie nach einem Film von Adolf Winkelmann, die am 2. Oktober im Grillo-Theater Premiere hat. Foto: Schauspiel Essen
Bösartige Penner und abgestumpfte Geistliche sollen in dem Stück
Bösartige Penner und abgestumpfte Geistliche sollen in dem Stück "Pounding Nails in the Floor with my Forehead" zu Wort kommen, das am 3. Oktober in der Box über die Bühne geht. Foto: Schauspiel Essen
Die Junk-Oper
Die Junk-Oper "Shockheaded Peter" wird dem altbekannten "Struwwelpeter" ab 16. Oktober im Grillo-Theater neues Leben einhauchen. Foto: Schauspiel Essen
Seit der Uraufführung 2003 ist “Die Grönholm-Methode” ein Dauerbrenner auf europäischen Bühnen. Ab 17. Oktober ist das Stück in einer Inszenierung von Jan Pesel auch in der Casa zu sehen. Foto: Schauspiel Essen
Seit der Uraufführung 2003 ist “Die Grönholm-Methode” ein Dauerbrenner auf europäischen Bühnen. Ab 17. Oktober ist das Stück in einer Inszenierung von Jan Pesel auch in der Casa zu sehen. Foto: Schauspiel Essen
Neid und Rivalität unter Geschwistern sind der rote Faden, der sich durch das Stück
Neid und Rivalität unter Geschwistern sind der rote Faden, der sich durch das Stück "Die Zweite Prinzessin" zieht, das ab 24. Oktober in der Box zu sehen ist. Foto: Schauspiel Essen
Ungewöhnliche Werbung für einen Klassiker:
Ungewöhnliche Werbung für einen Klassiker: "Die kleine Meerjungfrau" nach Hans-Christian Andersen wird in der Fassung von Jörg Schade ab 7. November im Grillo-Theater ihre Bahnen schwimmen. Foto: Schauspiel Essen
In Anlehnung an Schuberts
In Anlehnung an Schuberts "Winterreise" wird als Uraufführung "Winterreise - Eine Spurensuche" ab 26. November im Grillo-Theater auf die Bühne gebracht. Foto: Schauspiel Essen
Nach dem gleichnamigen Film von Hans Weingartner kommt das Stück
Nach dem gleichnamigen Film von Hans Weingartner kommt das Stück "Die fetten Jahre sind vorbei" am 3. Dezember in die Casa. Foto: Schauspiel Essen
Die Revue
Die Revue "25 Sad Songs" von Thomas Krupa und Ari Benjamin Meyers wird am 29. Januar im Grillo uraufgeführt. Darin gehen die beiden dem Thema Singen in schwierigen Zeiten auf den Grund. Foto: Schauspiel Essen
Mit
Mit "Choke" stellt Cathleen Rootsaert ab 5. Februar in der Casa erstmals eines ihrer Stücke europäischen Publikum vor. Foto: Schauspiel Essen
Klassiker:
Klassiker: "Die Buddenbrooks" von Thomas Mann sind in einer Inszenierung von Christoph Roos ab 26. Februar im Grillo-Theater zu sehen. Foto: Schauspiel Essen
Das Hip-Hop-Projekt
Das Hip-Hop-Projekt "Headspin" wirbelt ab 26. März das Grillo-Theater auf. Schauspieler, Tänzer, Rapper und Sprayer untersuchen darin das Spannungsfeld zwischen Bürgerlichkeit und Protest. Foto: Schauspiel Essen
Das Stück
Das Stück "Corpus delicti" wirft einen Blick in eine schrecklich-schöne Zukunft, die angesichts der aktuellen Probleme im Gesundheitswesen gar nicht so irreal erscheint. Am 2. April feiert die Inszenierung von Juli Zeh in der Casa Premiere. Foto: Schauspiel Essen
Als
Als "panisches Kammerspiel für alle ab acht Jahren" preist das Schauspiel "Angstmän" an, der am 14. Mai auf der Bühne der Box steht, und das Thema Mobbing in Schulen behandelt. Foto: Schauspiel Essen
In
In "Das Bergwerk", das am 21. Mai Premiere im Grillo-Theater feiert, bringt der Pole Michal Walczak die Orientierungslosigkeit seiner Generation auf die Bühne. Foto: Schauspiel Essen
Im Juni 2011 feiert das Projekt
Im Juni 2011 feiert das Projekt "Balls - Fußball ist unser Leben!" in der Casa Premiere, mit der das Gemeinschaftserlebnis ins Licht gerückt werden soll. Foto: Schauspiel Essen
Als mobiles Jugendstück wird
Als mobiles Jugendstück wird "Erste Stunde" im Herbst 2011 die Theatersaison in Essen abschließen. Das Stück kommt in den Klassenraum; Anmeldungen an sabrina.wagner@schauspiel-essen.de. Foto: Schauspiel Essen
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Schauspielhaus leistet Sparbeitrag

Bei den Publikationen der verschiedenen Sparten konnte die TuP ingesamt einen Betrag in sechstelliger Höhe einsparen. Dies sind Konsolidierungsmaßnahmen, mit denen das Haus seinen Sparbeitrag leistet. Auf Tombeils Haben-Seite steht allerdings auch ein ausgeglichener Haushalt. Die Einnahmenerwartung von 600 000 Euro sei mit 850 000 Euro um 150 000 Euro übertroffen worden. Keine unwesentliche Summe bei einem künstlerischen Gesamtetat von 2,9 Millionen Euro. „Die Differenz schafft so einige künstlerische Spielräume“, sagt Tombeil.

Seine künstlerische Bilanz fällt trotz kontrovers diskutierter Produktionen und im Vergleich leicht zurückgegangener Zuschauerzahlen positiv aus. Natürlich. Auf negative Kritik reagiert er gelassen. „Dass das Stück „Osama - Der Held“ nicht so ankam, fand ich fast schon als persönliche Niederlage. Es war eine gute Produktion. Auch die Kritik am „Bergwerk“ konnte er so nicht nachvollziehen.

„Aber man erreichte immerhin noch 80 Prozent Auslastung im großen Haus.“ Die Quote findet er dann doch noch „erstaunlich“, angesichts des, wie Tombeil es formuliert „Draufhauens“ der Medien. „Die Treue des Essener Publikums freut mich jedenfalls.“ Die Abozahlen blieben konstant. Und: Tombeil glaubt zu „100 Prozent an das System Stadttheater.“

Schauspiel Essen feiert

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