Essen. Das Schauspiel Essen und die Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen Essen beginnt heute mit einer langfristigen Kooperation.
Dass Kultur und Soziales gern finanziell gegeneinander ausgespielt werden, gehört seit langem zum politischen Alltag. Jetzt hat der neue Schauspiel-Intendant den Spieß umgedreht. „Es gibt im sozialen und im kulturellen Bereich große Schnittmengen“, sagt Christian Tombeil, und er nutzte sie. Auf der Suche nach Partnern für die Produktion „Choke“, die die dramatischen Folgen eines Schlaganfalls für eine ganze Familie thematisiert, fand er einen Zugang zu der städtischen Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen Essen (GSE).
15 000 Euro pro Jahr
„Es geht nicht um eine Bezuschussung von ,Choke’“, stellt Peter Renzel, Dezernent für Jugend, Bildung und Soziales, fest. „Wir wollen eine systematische Zusammenarbeit, die vor Christian Tombeil noch nicht stattgefunden hat.“ Die GSE als Dachverband von Pflegeheimen und Behinderten-Werkstätten ermöglicht 2800 Betreuten und auch den 1200 Mitarbeitern mehr als bisher, am kulturellen Leben teilzunehmen. Für mobile Menschen sollen Theaterbesuche organisiert werden, für stark eingeschränkte sollen Projekte oder Lesungen von Schauspielern in die Häuser geholt werden. Renzel spricht bei dieser Partnerschaft von einem „Quantensprung“.
Jeweils 15 000 Euro will die GSE in die Zusammenarbeit mit dem Schauspiel Essen jährlich fließen lassen. „Das ist Geld, das wir ohnehin für kulturelle Veranstaltungen ausgeben würden. Doch jetzt nutzen wir die neue Verbindung“, meint GSE-Geschäftsführer Heinz Bremenkamp, der darin gleichzeitig auch eine Qualitätsverbesserung für die Einrichtungen der GSE sieht.
Diese Partnerschaft ist auf jeden Fall ein Gewinn für alle Beteiligten. So betont das Theater den künstlerischen Mehrwert. „Kunst als Teilhabe an der sozialen Realität“, nennt das Dramaturg Marc-Oliver Krampe. Christian Tombeil hat dabei die Themen Alter, Behinderung und Familie auch für die kommende Spielzeit fest im Blick. „Es wird ein Stück über Demenz geben“, kündigt er an. Und Berger Bergmann, Geschäftsführer der Theater und Philharmonie GmbH, lobt die „echte Nachhaltigkeit“ dieser Kooperation. Er prophezeit, dass „die Arbeit auf der gesellschaftlichen Ebene noch ganz andere Töpfe eröffnen wird“.