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Püntklich zum Beginn der Frauen-Fußball-WM soll das Theaterstück „Balls - Fußball ist unser Leben!“ im Juni Premiere in der Casa feiern. Darin spielen sieben waschechte Fans als Laienschauspieler, um die Faszination Fußball auf die Bühne zu bringen.

Laiendarsteller auf der Bühne: Das ist am Schauspiel ein belastetes Thema. Das letzte Projekt "Winterreise" hat Intendant Christian Tombeil zum Schutz der Laien abgebrochen. Wenn Marc-Oliver Krampe am 18. Juni seine Mannschaft auf die Bühne der Casa schickt, geht er kontrolliertes Risiko: Seine Laien sind Fans, also Experten für Fußball, und darum geht es beim neuen Stück „Balls - Fußball ist unser Leben!“

Einen „Abend über das, was uns verbindet“ hat der Schauspiel-Dramaturg sein Projekt genannt. Schon in der Anfangsphase der Partie wird deutlich, mit welcher taktischer Ausrichtung Trainer Krampe sein Team auf den Kunstrasen schickt. Es geht um die Faszination Fußball, aber auch um den Hass und die Ausgrenzung. „Das Anziehende und das Abstoßende sind zwei Seiten einer Medaille“, sagt Krampe. „Im Grunde gibt es keine Auflösung dieses Konfliktes.“

„Nur der RWE!“

Diese These belegt er schon mit seiner Startaufstellung. Die Fußballfans Jan Birkemeyer, Dennis Heisterkamp, Torsten Knippertz, Marvin Sablonsky, Roland Sauskat sowie Anni und Rike Silber sitzen auf ihren Rollrasenstücken, Kanne Pils am Hals, erzählen, wie sie zum Fußball gekommen sind, beschwören Geborgenheit und Gemeinschaftgefühl. Dann läuft der Konter: Die Profi-Schauspielerinnen Lisa Jopt und Floriane Kleinpaß stürmen aus der Deckung mit übelsten Zoten über Frauen. Die Fans stimmen Schlachtgesänge an, beginnen mit „Nur der RWE!“ und enden mit der „Autobahn nach Auschwitz“. Dies alles ist Fußball, sagt Krampe, eine „nicht ganz unkomplizierte Heimat.“

Aber Krampe sagt auch: Es tut sich was. Die groben Fouls wie Ausgrenzung von Ausländern werden seltener, seit jedes Team etliche davon im Kader hat. „Das heterogene Team“, lässt Krampe seine „Fußballgöttin“ Lisa Jopt sagen, „ist die Arbeitsorganisation der Zukunft.“ Außerdem sei Fußball nicht mehr nur Männersache, siehe Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland. Diese WM ist auch der Anlass für dieses Projekt. Zu den Sponsoren gehört die DFB-Kulturstiftung. Der Fußballabend soll den Anstoß geben für eine Reihe von Theaterprojekten, die sich Heimatbegriff im Ruhrgebiet künstlerisch annähern wollen.

Riesenschnitt

Zurück zum Spiel. In der Halbzeitpause ist Trainer Krampe hoch zufrieden mit seiner Truppe: „Die haben alle in der letzten Zeit einen Riesenschritt gemacht.“ Jetzt komme es darauf an, selbst das Spiel zu machen und sich nichts aufzwingen zu lassen.

Die Fans auf der Bühne berichten im Laufe des Abends von all den Erlebnissen, die sie mit dem Fußball verbinden. Der Gladbach-Fan erzählt, wie er sich Matthäus als Bibelfigur mit Rauschebart vorgestellt hat. Anni Silber berichtet vom gemeinsamen Pölen mit Willi Lippens. „Sie sollen nicht spielen. Sie sollen erzählen“, ist Krampes Vorgabe. „Ich sage ihnen immer wieder: Leute, fangt bloß nicht an, eure eigenen Texte auswendig zu lernen.“