Essen.

In der kommenden Spielzeit setzt das Schauspiel auf Themen wie Widerstand und Solidarität. Mit 15 Premieren, darunter zwei Ur- und zwei Deutsche Erstaufführungen, legt das Theater einen umfangreichen Spielplan vor. Der Klassiker-Anteil steigt.

Aufbegehren, Protest, ziviler Ungehorsam. Gegen Atomkraft, den geplanten Bahnhof in Stuttgart oder die Beschneidung von Kultur engagieren sich heute nicht mehr nur Studenten. Es sind Alte und Junge, Normalverdiener und Wohlhabende, Grüne und Christdemokraten. Das Phänomen der sogenannten „Wutbürger“ hat seine Spuren auch am Schauspiel Essen hinterlassen. Ganz nah am Puls der Zeit ziehen sich Widerstand und Solidarität thematisch wie ein roter Faden durch die kommende Spielzeit.

Mit 15 Premieren - darunter zwei Ur- und zwei Deutsche Erstaufführungen - legt das Schauspiel in der zweiten Speilzeit unter seinem Intendanten Christian Tombeil einen umfangreichen Spielplan mit leicht erhöhtem Klassiker-Anteil vor. Dazu kommen 14 Wiederaufnahmen aus dieser Saison.

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Der Aufstand der Römer in Shakespeares selten gespielten „Coriolanus“ eröffnet die Saison. Die zeitlose Parabel um Machtgewinn und -erhalt zeigt in einer eigens dafür im Grillo-Theater eingerichteten Raumbühne die Strukturen einer Herrschaft, die vor Täuschung und Manipulation nicht zurückschreckt. Mit Kleists „Michael Kohlhaas“ und Schillers „Kabale und Liebe“ sind im Gegensatz zu dieser Spielzeit zwei weitere klassische Stoffe mit im Programm.

Setzt Kohlhaas gegen Korruption und Willkür schiere Gewalt ein, unterwandern die bürgerliche Luise und der adlige Ferdinand mit ihrer Liebe die soziale Ordnung.

Ob die Helden des Sturm und Drang oder Jahrhunderte später die RAF-Terroristinnen - stets liegen Widerstand und das Scheitern dicht beieinander. Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin liefern sich in Elfriede Jelineks „Ulrike Maria Stuart“ einen virtuosen verbalen Schlagabtausch über die (Un-)Möglichkeit, die Welt zu verändern. Hermann Schmidt-Rahmer gibt dabei sein Essener Regie-Debüt. Trotz Teufelspakt muss auch Schreiber Wilhelm seine Machtlosigkeit in dem Musical „The Black Rider“ erkennen. In Anlehnung an die Freischütz-Saga machte es bereits in den 90er Jahren Furore.

Ganz neu sind die Autorentage

Junge Stücke wie Marianne Salzmanns Integrations-Drama „Satt“ und die deutschen Erstaufführungen von Jan Demuths Pubertätsstück „Holger, Hanna und der ganze kranke Rest“ sowie Tamsin Oglesbys böse Zukunftsvision „Richtig alt, so 45“ mischen die bewährten Stücke auf. Beim Kindertheater geht einzig Hartmut El Kurdis mobile Produktion „Johnny Hübner greift ein“ ins Rennen. Ansonsten greift das Schauspiel auf Wiederaufnahmen wie „Die kleine Meerjungfrau“ zurück.

Erstmals Regie in Essen führt in der kommenden Saison dann auch Konstanze Lauterbach mit „Graf Öderland“ von Max Frisch, dessen 100. Geburtstag die Theaterwelt begeht. Für Kontinuität in der Regie-Riege sorgen dagegen Thomas Krupa, Christoph Roos, Henner Kallmeyer und Martina Eitner-Acheampong.

Und noch etwas ist nicht verloren gegangen: In „Heim.Spiel.Essen“ fließen nun die Interviews mit Essener Bürgern ein, die ursprünglich für die abgesagte „Winterreise“ gemacht wurden. Anderenfalls hätten die ja mal den Aufstand proben können.

Ganz neu sind die Autorentage, die das Schauspiel in fast einem Jahr veranstaltet. Sie stoßen schon jetzt auf gute Resonanz - zumindest bei den Autoren. Innerhalb kurzer Zeit sei eine beachtliche zweistellige Anzahl von Texten eingereicht worden, so Grillo-Intendant Christian Tombeil.