Essen. Beschließt der Rat der Stadt im November genügend Dauerstandorte zur Unterbringung von Flüchtlingen, dürften die Behelfsunterkünfte in Unterfrintrop und in Kupferdreh im kommenden Jahr als erste von insgesamt fünf Einrichtungen vom Netz gehen.
Geht alles glatt, dürfte der kommende Winter der letzte sein für die beiden Flüchtlings-Behelfsunterkünfte in Unterfrintrop und Kupferdreh. Die ehemalige Walter-Pleitgen-Schule und die Dilldorfschule könnten nach NRZ-Informationen als erste der fünf Asylstandorte auf Zeit vom Netz gehen. Bereits im November hat es die Politik in der Hand, ein Versprechen einzulösen: dass eine Behelfseinrichtung eben eine Behelfseinrichtung bleibt und nicht zu einer Dauerlösung ohne jeglichen Standard einer wohnungsähnlichen Unterbringung wird, wie es in den ehemaligen Schulgebäuden zweifelsohne der Fall ist.
„Wir werden so schnell wie möglich eine Lösung vorlegen“, kündigte Sozialdezernent Peter Renzel in der Ratssitzung am Mittwoch an. Wahrscheinlich bereits im kommenden Monat, spätestens aber im Dezember will die Sozialverwaltung deshalb einen quantitativen Ersatz für die 590 Plätze in den insgesamt fünf Behelfseinrichtungen an der Tiegelstraße, der Kapitelwiese, der Hatzper Straße, der Oslenderstraße sowie Im Neerfeld vorschlagen, so Renzel.
Notlösungen, die niemand will
Während zwei der ersten drei Standorte noch nicht belegt sind und das Gebäude an der Hatzper Straße zurzeit erstmals bezogen wird, dienen die ehemalige Walter-Pleitgen-Schule in Unterfrintrop und die Dilldorfschule bekanntlich bereits seit über einem Jahr als Asyl-Notlösung, die eigentlich niemand will. Doch nicht nur deshalb, sondern auch aus wirtschaftlichen Überlegungen dürften sie ganz oben auf der Streichliste der Verwaltung stehen: In den drei anderen Gebäuden hat die Stadt noch jüngst frisches Geld in einer Größenordnung von rund einer Million Euro verbaut, um sie bewohnbar zu machen.
Die Standorte Tiegelstraße, Kapitelwiese und Hatzper Straße werden wahrscheinlich über den Winter 2015/16 hinaus den Flüchtlingen als Unterkunft dienen. „Sonst wäre die Investition nicht wirtschaftlich“, heißt es bei der Stadt, die zum jetzigen Zeitpunkt allerdings mit vielen Unbekannten kalkulieren muss. Die ersten verlässlichen Prognosen des Bundes über die im kommenden Jahr zu erwartenden Flüchtlingsströme wird’s voraussichtlich im Januar, vielleicht aber auch erst im Februar geben.
So lange will und kann Sozialdezernent Peter Renzel nicht warten. Denn schon jetzt ist absehbar: Im kommenden Jahr könnten allein in Essen bis zu 1300 weitere Heimplätze benötigt werden. Das gilt für den Fall, dass bundesweit 300.000 neue Asylbewerber an die Tür des Bundes klopfen. Zur Erinnerung: In diesem Jahr geht das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge von rund 200.000 Menschen aus. Selbst wenn es bei dieser Zahl auch in 2015 bleiben sollte, was allerdings als eher unwahrscheinlich gilt, benötigte die Stadt 850 neue Asylplätze – und das trotz des Baus der neuen Erstaufnahmeeinrichtung des Landes auf dem „Kutel“-Gelände für 800 Menschen, die bekanntlich auf die städtische Zuweisungsquote angerechnet werden.