Essen. Wenn die Stadt Essen noch in diesem Jahr die ersten Ausweise an Ehrenamtliche ausgeben wird, dann bedeutet das Anerkennung, aber keine Vergünstigungen. Oberbürgermeister Reinhard Paß erklärt die Bedeutung des neuen Ausweises im Kreditkartenformat.

Mit einem Ausweis will die Stadt ehrenamtlich tätige Bürger würdigen. Oberbürgermeister Reinhard Paß sprach über die Bedeutung der Karte mit Redakteurin Dominika Sagan.

Noch in diesem Jahr will die Stadt Essen eine Freiwilligenkarte ausgeben - was bringt das?

Reinhard Paß: Wir wollen damit die Eigenverantwortung bei den Bürgern stärken und mehr Menschen ermutigen, sich ehrenamtlich zu engagieren – auch weil die Stadt längst nicht mehr alles leisten kann. Das Ehrenamt ist wichtig, weil sich die Gesellschaft laufend ändert und leider ein Trend zum Individuum erkennbar ist. Für die Ehrenamtlichen kommt es auf die Anerkennung an, nicht auf eine Pay-Back-Karte, um Schnäppchen zu machen. Diese Erkenntnis, die zunächst ein Bauchgefühl gewesen ist, hat sich in vielen Gesprächen im Strategieprozess Essen 2030 bestätigt.

Glauben Sie nicht, einige sind enttäuscht, weil die Karte keine Vergünstigung bietet?

Paß: Wir haben durchaus einen Ehrenamtsfonds, der uns Unterstützung ermöglicht. So können wir einen gewissen Aufwand der Ehrenamtlichen abfangen, wenn sie kleinere Ausgaben haben. Diese Unterstützung erfolgt aber zielgerichtet im Einzelfall, nicht mit dem Gießkannenprinzip. Freier Eintritt in städtische Einrichtungen ist denkbar, aber nicht generell, sondern in Verbindung mit einem bestimmten Ereignis, wie es das in der Gruga zum Weltkindertag bereits gibt. Aus diesen Einzelfällen eine Regelung für alle zu schaffen, das widerspricht der Eigenverantwortung. Wir sehen das Ehrenamt als gesellschaftliches Engagement und setzen auf diejenigen, die von sich aus Angebote machen.

Könnten Unternehmen die Freiwilligenkarte mit Angeboten ergänzen?

Paß: Die Stadt hat mit der Freiwilligenkarte den Rahmen für solche Möglichkeiten geschaffen, davon könnte der Einzelhandel profitieren und das als werbliche Angelegenheit nutzen. Vielleicht finden sich zum Beispiel Bäcker, bei denen es gegen Vorlage der Freiwilligenkarte sechs Brötchen zum Preis von fünf gibt.

Bei ca. 200 000 Ehrenamtlichen schließen sie jedoch mit 5000 Karten die meisten aus.

Paß: Das ist wie beim Roman nur die erste Auflage. Es wird bei der Karte kein Limit geben.