Sie begleiten Senioren auf Spaziergängen, sie lesen den Kleinen im Kindergarten Märchen vor und sie helfen Schülern bei kniffligen Mathe-Hausaufgaben - und sie tun all dies für ein Dankeschön. Ehrenamtler machen durch ihr Engagement in dieser Stadt vieles möglich. Ja, ihre Hilfe gilt oft längst als unverzichtbar. Die Stadt Essen möchte diesen freiwilligen Einsatz deshalb mehr wertschätzen und gleichzeitig ihren Dank ausdrücken - durch die Herausgabe einer „Essener Freiwilligenkarte“. Darauf haben sich Oberbürgermeister Reinhard Paß und sein Verwaltungsvorstand verständigt.
Vorgesehen ist eine Auflage von 5000 Stück in Form einer kleinen Plastikkarte ähnlich der einer Kreditkarte. Ausgestellt werden soll sie von der Stadt oder von der Organisation, bei der sich die ehrenamtliche Person engagiert. Die Freiwilligenkarte soll zunächst drei Jahre gelten, auf Antrag aber verlängert werden.
In erster Linie soll die Karte der ideellen Wertschätzung und der Anerkennung dienen. Die Stadt will es allein dabei aber nicht belassen. Die Erfahrung zeige, dass viele Ehrenamtliche zur Unterstützung ihrer Arbeit Vergünstigungen wünschen und auch in manchen Städten erhalten, etwa freien Eintritt in städtische Einrichtungen oder freie Fahrt mit Bus und Bahn.
Ob es in Essen dazu kommt, ist fraglich. Vergünstigungen sollen keinesfalls in Verbindung mit der Freiwilligenkarte automatisch gewährt werden. Der Stadt schwebt vielmehr vor, ehrenamtliche Leistungen als Dankeschön mit einzelnen und besonderen Vergünstigungen zu belohnen. Angestrebt werden dafür Kooperationen mit Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen, die als Sponsoren auftreten und damit das freiwillige Engagement unterstützen.
Der Stadt selbst dürfte der finanzielle Spielraum für solche freiwilligen Leistungen fehlen. Dabei ist die ehrenamtliche Leistung, die in Essen erbracht wird, auch in Euro und Cent nicht aufzuwiegen. Die Verwaltung hat dazu folgende Rechnung aufgestellt: Nimmt man an, dass 5000 Personen durchschnittlich 250 Stunden pro Jahr ehrenamtlich tätig für einen fiktiven Stundenlohn von 8,50 Euro ergibt sich ein Betrag von 10 625 000 Euro, die Ehrenamtliche für die Stadt erbringen.