Essen. Ab Oktober nehmen 27 fabrikneue Straßenbahnen ihren Dienst auf. Die „NF 2“ ist barrierefrei, wird überall im Stadtgebiet unterwegs sein - außer auf der Südstrecke nach Bredeney - und hat als erste Straßenbahn in Essen eine Klima-Anlage. Stadtteile mit Gleis-Anbindung geben die Namen.

Bis Ende des Jahres sollen 27 neue Straßenbahnen in Essen rollen. Vom 19. Oktober an werden alte Modelle, die teilweise 30 Jahre alt sind, ausgemustert. Die neuen Wagen haben keine Stufen, sondern sind barrierefrei, „Niederflur“ heißt das in Straßenbahndeutsch. Weil es die zweite Generation von Niederflurwagen ist, die da kommt, werden die neuen Wagen als „NF 2“ bezeichnet.

Die neuen „NFs 2“ werden überall rollen, nur nicht auf der Südstrecke nach Bredeney, dort passen nur alte Wagen mit Klappstufen. Der Laie erkennt die neuen Wagen an der schnabelförmigen Schnauze. In der Schnauze verbirgt sich besserer Aufprall-Schutz, der der heutigen „Crash-Norm“ entspricht. Spüren kann der Fahrgast eine weitere Neuerung vor allem im Sommer: Alle Wagen haben Klimaanlage.

Nur Stadtteile mit Gleis-Anbindung werden berücksichtigt

„Die Tram gehört ins Stadtbild, deshalb werden alle Wagen die Namen verschiedener Stadtteile tragen“, kündigt Evag-Sprecher Olaf Frei an. Berücksichtigt würden nur Stadtteile mit Gleis-Anbindung. Welche es sein werden, ist noch geheim. Die Beschriftung soll so dezent sein, dass Missverständnisse übers Fahrziel ausgeschlossen sind – so wie beim ICE: „Gäste der Deutschen Bahn, die nach Berlin reisen, sind ja auch nicht irritiert über einen ICE, der ,Detmold’ heißt“, argumentiert Frei.

Fest steht: Die erste „NF 2“-Tram, die Oberbürgermeister Paß am 19. Oktober offiziell taufen wird, heißt „Stadt Essen“. An diesem Tag wird der neue Streckenabschnitt der Linie 109 eingeweiht, es sind 1,3 Kilometer von Frohnhausen über den Berthold-Beitz-Boulevard bis zur Innenstadt.

Prüfungen und Tests

Seit dem letzten Herbst stehen die ersten neuen Fahrzeuge auf einem Betriebshof der Evag, seitdem finden Prüfungen und Tests statt. Nie zuvor wurden Straßenbahnen so intensiv geprüft wie heute; insgesamt neun Gutachten wurden und werden erstellt über die „NF 2“. Das reicht von Geräusch-Entwicklungen beim Fahren über die Funktionsfähigkeit der Bremsen, die Türen, den Brandschutz, die Bord-Elektronik. „Die Bahnen heute haben wesentlich mehr digitale Technik als früher“, sagt Martin Dreps, Via-Bereichsleiter „Fahrzeugtechnik Schiene“. Da ist „elektromagnetische Verträglichkeit“ ein wichtiges Thema. Heißt: Nicht, dass irgendwas an der Bahn ausfällt, wenn bei einem Fahrgast das Handy summt.

Die erste Generation der Niederflurbahnen für die Evag kam um die Jahrtausendwende; entsprechend schärfer ist heute der Brandschutz. „Die Materialien werden geprüft, es sind sogar selbstlöschende eingebaut“, sagt Dreps. Kontrollbehörde ist die technische Aufsicht der Bezirksregierung Düsseldorf.

Unterdessen schult die Evag ihre rund 300 Fahrer, damit bald alle die neue Tram (Stückpreis rund 2,8 Millionen Euro) bedienen können. Erstmals wird eine Bahn nur über einen berührungsempfindlichen Bildschirm gesteuert (Touch Screen). „Die meisten sagen, die fährt sich wie ein neues Auto“, berichtet Evag-Fahrmeister Martin Floß. Die „NF 2“ ist rund fünf Tonen schwerer und anderthalb Meter länger als ihre Vorgänger, aber: „Das merkt man überhaupt nicht.“ Besonders das Bremsverhalten werde derzeit sehr gelobt; immerhin hat die Bahn umgerechnet rund 520 PS, fährt bis zu 70 km/h schnell.