Essen. Was ist wichtiger - Orientierung im Alltag oder Heimat-Nostalgie? Die Evag benennt regelmäßig Haltestellen in Essen um, und nicht immer finden Bürger und zuständige Bezirksvertretungen das gut. Zwei aktuelle Beispiele gibt es in den Stadtteilen Katernberg und Steele-Horst.

In Essen-Horst im Großraum Steele gab es früher die Glashütte Wisthoff. Früher. Heute heißt Wisthoff Gerresheimer. In der Nähe des Firmengeländes gibt es die Bushaltestelle „Wisthoff“, sie sollte umbenannt werden in „Dahlhauser Straße“, doch die zuständige Bezirksvertretung erhob Einwände: „Wisthoff“, so hieß es, sei im Stadtteil ein Allgemeingut. Die Evag gab nach in diesem Fall. Wie es aussieht, bleibt „Wisthoff“ „Wisthoff“.

Regelmäßig werden Namen von Haltestellen erneuert: In Heisingen soll die Haltestelle „Lützenrath“ bald „Uhlenstraße“ heißen, denn „Lützenrath“ war ein Ausflugscafé, das neuen Wohnhäusern wich. Das lyrische „Lux“, am höchsten Punkt der Heisinger Straße gelegen, soll künftig „Elsaßstraße“ heißen. „Namen sollen Orientierung bieten“, erklärt Evag-Sprecher Olaf Frei. „Die nächste querende Straße benennt normalerweise die Haltestelle.“ Ausnahme: Einrichtungen, die jeder kennt. Eine vielbeachtete Umbenennung erfolgte im Zuge der Verwandlung des „City Centers“ zur „Rathaus Galerie“: Aus der Haltestelle „Porscheplatz“ wurde „Rathaus Essen“.

"Kronenberg" in Altendorf bleibt bestehen

Die Evag kann Umbenennungen im Alleingang entscheiden. „Wir stimmen uns aber breit ab, zum Beispiel mit den Bezirksvertretungen“, erklärt Olaf Frei. Ein Beispiel aus Katernberg: Die Straßenbahn-Haltestelle „Nienhuser Busch“ (Linie 107) liegt am Gründerzentrum „Triple Z“, einem alten Zollverein-Gebäude. Bezirkspolitiker forderten in dieser Woche: Die Haltestelle solle umbenannt werden in „Triple Z“. Werner Dieker, SPD-Urgestein aus Katernberg und Triple-Z-Mitbegründer: „Wir können zum Mond fliegen, da können wir jawohl auch eine Haltestelle umbenennen.“ Ob aus der Umbenennung etwas wird, ist aber noch offen. Bushaltestellen umzubenennen, ist weniger teuer als Tram-Haltestellen – der ganzen computergesteuerten Leit-Technik wegen, die auch die neuen Namen kennen muss.

In Altendorf gibt es noch die Haltestelle „Kronenberg“, die an die ehemalige Krupp-Siedlung erinnert, die zur Nazi-Zeit unter anderem für eine Panzerwerkstatt Platz machen musste. Die Evag plant aber derzeit nicht, die Haltestelle „Kronenberg“ umzubenennen: „So lange es das ,Kronenberg-Center’ gibt, haben wir dafür keinen Anlass“, sagt Evag-Sprecher Frei. Das „Kronenberg-Center“ beherbergt u. a. den neuen Real-Markt in Altendorf und wurde erst im Oktober eröffnet. Im Lauf des Jahres sollen u. a. weitere Umbenennungen erfolgen: „Grendplatz“ wird „Joseph-Boismard-Weg“ (Steele, Linie 194), „Haus Ruhreck“ wird „Korte Klippe“ (Stadtwald/Heisingen, Linie 145/46), „Schwimmbad“ zu „Schwimmbad Kettwig“ (142, 151).

Beispiele für Umbenennungen

Der verkehrshistorische Verein der Evag (www.vhag-evag.de) hat frühere Beispiele für Umbenennungen gesammelt - hier einige Beispiele:

Stoppenberg Bahnhof hieß erst Tivolistraße, heute Herbertshof. Karnap Bahnhof, heute: Boyer Straße. Sägewerk Dölken, heute: Dölken. Elektrizitätswerk, heute: Kraftwerkschule. Charlottenstraße, heute: Dellmannsfeld. Rathaus Überruhr, heute: Rüpingsweg. Zeche Heinrich, heute: Essen-Holthausen Bahnhof. Hochfeldstraße, heute: Lahnbeckstraße. Gustav-Heinemann-Kaserne, heute: Zeche Katharina. Ruhrau, heute: Grendtor. Lührmannwald, heute: Margarethenhöhe. Autohof, heute: Münchener Straße. Neuessener Straße, heute: II. Schichtstraße. Hugostraße, heute: Im Hesselbruch. Weidenstraße, heute: Gerscheder Weiden. Bahnhof Altendorf, heute: Schölerpad. Beisenweg, heute: Planckstraße. Kaiserstraße, heute: Hohenzollernstraße. Schonnebecker Straße, heute: Landschede. Curtiusstraße, heute: Niebuhrstraße. Löskenweg, heute: Helenenpark. Reckhammerweg, heute: Universität. Gasanstalt, heute: An Don Bosco.