Auf eine harte Geduldprobe wurden Reisende von Evag und Bahn gestellt. Zigtausende Pendler kamen am Dienstag mit großer Verspätung zur Arbeit - oder gar nicht. Katastrophal die Orkan-Folgen für Busse, Straßenbahnen und U-Bahn: Bei Betriebsbeginn um 3.30 Uhr musste die gesamte Evag-Flotte im Depot bleiben. Schon am Abend zuvor hatte das Unternehmen abrupt auf die Bremse treten müssen. „Zum Schutz der Fahrgäste und unseres Personals haben wir den Fahrbetrieb am Pfingstmontag um 23 Uhr völlig eingestellt“, berichtet Evag-Sprecher Olaf Frei.

Am Morgen danach befindet sich die Evag immer noch in Schockstarre. Auf den drei U-Bahn-, sieben Straßenbahn- und 35 Buslinien geht - zunächst nichts. „Auf jeder Straßenbahnlinie ist eine Oberleitung gerissen, auf manchen so mehrfach“, berichtet Frei.

Während auf den Straßen mühsam Baumstamm für Baumstamm aus dem Weg geräumt wird, gehen die vierzig Experten der Abteilung Instandsetzung fieberhaft zu Werke, um Oberleitungen wieder unter Strom zu setzen. Vorsicht ist dabei höchstes Gebot. „Wir können den Fahrstrom solange nicht freigeben, wie ein Feuerwehrmann noch mit der Kettensäge am Werk ist.“

Erst wenn die Verkehrsaufsicht eine Strecke vollständig abgefahren und grünes Licht gegeben hat, kann eine Linie freigegeben werden. Erste Entspannung: Immerhin fahren die drei U-Bahnlinien U 11, U17 und U 18 wieder unterirdisch. Und um 13.30 Uhr meldet die Evag: „Die ersten beiden Buslinien setzen wieder ein: 166 und 154.“ Gegen 19 Uhr fahren (eingeschränkt) schon 16 Buslinien. Auf den Straßenbahnlinien 105 und 107 werden abschnittsweise Busse eingesetzt. Die 109 fährt zwischen Berliner Platz und Steele. Die bittere Prognose: Die Reparatur der Oberleitungen werde noch einige Tage dauern.

Die Evag versucht ihre Kunden rasch zu informieren. Es wird getwittert und auf Facebook gepostet. Schade: Der Online-Ansturm auf evag.de ist dermaßen gewaltig (735 201 Aufrufe zwischen 6 und 12 Uhr), dass der Server vorübergehend in die Knie geht.

Der Schaden? An fünf Bussen entstand durch umgestürzte Bäume Totalschaden (umgerechnet 1 Mio Euro). Zwölf Straßenbahnen kamen nicht mehr ins Depot zurück, in acht mussten die Fahrer als Aufpasser an Bord bleiben.