Essen. Der Schutz in Essens Bahnhöfen ist lückenhaft, nicht alle Kameras sind dauerhaft eingeschaltet. Das soll sich bis 2015 dank besserer Technik ändern. Ziel ist, das Unsicherheitsgefühl möglicher Täter zu erhöhen. Bislang entscheidet der Zufall, ob an einem Bahnsteig eine Kamera läuft.
Kamerüberwachung an Bahnhöfen ist mittlerweile alltäglich geworden. Sie soll das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste stärken. Immer wieder kam es in der Vergangenheit Übergriffe im öffentlichen Nahverkehr, vor allem U-Bahnhöfe sind betroffen. Auch die Essener Verkehrs-AG (Evag) unterhält insgesamt rund 250 Kameras an ihren Bahnsteigen. Dazu sind 100 Prozent aller Busse und 80 Prozent der Bahnen mit Kameras ausgerüstet. So sollen Randalierer und Schläger abgeschreckt werden.
Das Problem an den Bahnsteigen ist aber, dass nicht alle Kameras dauerhaft aufzeichnen. „Es zeichnen nur die auf, auf die die Leitstelle gerade zugreift“, erklärt Evag-Sprecher Olaf Frei. Welche das sind, entscheidet ein Computer per Zufall. Wenn alle Kameras gleichzeitig aktiv wären, würde die anfallende Datenmenge die Speicherkapazitäten der Evag sprengen. Von außen kann ein Straftäter zwar nicht erkennen, ob die Kameras gerade aufnimmt oder nicht. Trotzdem ist das Risiko der Entdeckung bei diesem roulette-artigen System geringer als bei permanenter Aufzeichnung.
Alle Kameras sollen gleichzeitig aufnehmen
Die Evag will diesen Zustand nun nicht mehr länger aufrechterhalten. Spätestens im nächsten Jahr sollen alle Kameras gleichzeitig aufnehmen, dazu sollen die Bilder automatisch für 72 Stunden gespeichert werden statt wie bisher nur 36 Stunden. Möglich macht das der technische Fortschritt. Speicherplatz für Daten ist heute deutlich günstiger als noch vor einigen Jahren. Zudem wird seit Anfang des letzten Jahres das Kameranetz massiv ausgebaut, rund 280 neue sollen dazukommen, es wären dann über 500 Stück. Die abschreckende Wirkung auf Vandalen soll damit genauso erhöht werden wie das Sicherheitsgefühl der anderen Fahrgäste.
Zusätzlich zum Ausbau des Kamera-Netzes wird in Essen auch ein „intelligentes Aufzeichnungskonzept“ eingeführt. Da hinter stehen die württembergische Firma „Securiton“ und das Unternehmen „Omnisec“ aus der Schweiz. Die beiden Firmen haben sich extra für dieses Projekt zusammengetan, wie Oliver Schmittat, Leiter der Evag-Werkssicherheit, erzählt. Dank des neuen Systems erkennen die Kameras automatisch Veränderungen, zum Beispiel wenn Personen auf das Gleis fallen. Auch wenn jemand einen Koffer auf dem Bahnsteig stehen lässt und dann verschwindet, registriert die Kamera das. Ein ähnliches System gibt es unter anderem bereits in Duisburg. „So wie wir das Konzept umsetzen, ist es aber einzigartig“, sagt Oliver Schmittat.
Hinweise auf Videoüberwachung
Sobald die Neuerungen im nächsten Jahr vollendet sind, will die Evag auf die Änderungen aufmerksam machen. Schmittat kann noch nicht sagen, was konkret getan wird. Ihm schweben beispielsweise Aufkleber auf den Böden der U-Bahnhöfe vor, die den Fahrgast darauf hinweisen, dass er den videoüberwachten Bereich betritt.
Wann genau die Arbeiten am neuen System abgeschlossen sind, ist noch nicht klar. Im Laufe des nächsten Jahres soll es aber so weit sein.