Essen. Seit Pfingsten platzt die Kfz-Zulassungsstelle in Essen-Steele aus allen Nähten. Bürger müssen Stunden warten, Fahrschulen sagen Prüftermine ab. Und der Andrang soll sogar noch wachsen.
6.55 Uhr, Warteplatz fünf. 20 Minuten später zieht sich die Schlange der Wartenden im Treppenflur zur Kfz-Zulassungsstelle im Steeler Globus-Center bereits über drei Etagen und wird sich bis zur Ausgabe von Laufkarten noch weiter verdichten. Ein Ungeduldiger steigt an allen vorbei, die Situation eskaliert verbal. „Das ist hier nicht selten so“, sagt ein Mann, der für einen Kennzeichen-Service häufiger das Straßenverkehrsamt ansteuert.
Die Mitarbeiter sind kompetent und freundlich und machen, was sie können – doch reicht das kaum, um die Belastungsspitze abzuarbeiten, die seit Pfingsten herrscht. Wer sich vor 7 Uhr einreiht, kommt um kurz nach 8 dran. Wer später da ist, muss bis zu vier Stunden warten. „Wir rechnen damit, dass Andrang und Wartezeiten bis zum 9. September noch weiter zunehmen“, sagt Karl-Heinz Vollmer, Leiter der Kfz-Zulassungs- und Fahrerlaubnisbehörde.
Personell am Ende der Fahnenstange
Der Grund: Berufskraftfahrer, die grenzüberschreitend im Einsatz sind, müssen nach einer neuen EU-Richtlinie Fortbildungen absolvieren. Zunächst kamen die Anträge spärlich. Doch Nachweise sind bis zum 9. September in den Führerschein einzutragen – weswegen seit Pfingsten Rush Hour im Straßenverkehrsamt herrscht. Fortbildungen in fünf Fächern müssen Berufskraftfahrer nachweisen, all das muss kontrolliert werden, „entsprechend langwierig ist die Bearbeitung. Hinzu kommt, dass aktuell rund zwei Drittel unserer Kunden aus diesem Grund kommen“, sagt Vollmer.
Wer lediglich den alten Führerschein gegen ein Scheckkartenformat tauschen oder einen internationalen Führerschein beantragen möchte, dem rät Vollmer derzeit ab. Personell kann er nicht mehr nachlegen. Die Borbecker Zweigstelle für Führerscheinangelegenheiten ließ die Stadt bereits vorübergehend schließen, konzentrierte das Personal in Steele. Dennoch stiegen die Fallzahlen weiter.
Fahrschüler sind sauer
Was sich nicht nur in extremen Wartezeiten in der Zulassungsstelle, sondern auch in Fahrschulen auswirkt. „Normal dauert es nach Einreichung von Anträgen vier Wochen, bis die Papiere von der Führerscheinstelle zurück kommen. Aktuell sind es sechs Wochen. Wir mussten schon Prüftermine beim TÜV absagen, weil die Papiere nicht rechtzeitig da waren. Unsere Fahrschüler sind sauer, mit Recht“, sagt ein Fahrschulbetreiber und ein anderer pflichtet bei. Und das, obwohl für Fahrschulen und Zulassungs-Services von Autohäusern eigene Bearbeitungsplätze eingerichtet sind. Doch die hohe Arbeitsbelastung macht sich in der ganzen Behörde bemerkbar. An der Kasse sind es noch einmal 15 Minuten Wartezeit.
Bis wann die Zulassungsstelle an diesem Freitag geöffnet hat? „Bis die letzten Wartenden abgearbeitet sind“, sagt eine Mitarbeiterin. Denn dass jeder, der bis 10.30 Uhr eine Nummer zieht, dran kommt, das garantiert Vollmer.