Essen. . Behörden-Gänge kosten manchmal Nerven - und in der Regel viel Zeit. So zumindest in der Kfz-Zulassungsstelle in Essen Steele. Drei bis vier Stunden muss man dort momentan auf einen Sachbearbeiter warten. Der Grund: ein akutes Personalproblem. Neue Öffnungszeiten brachten bislang keinen Erfolg. Nun will die Stadt handeln.
Solche Warteschlangen gibt es sonst nur zum Verkaufsstart eines neuen Apple-Telefons: Im Zick-Zack und bis in das angrenzende Treppenhaus gereiht, warten die Menschen im Straßenverkehrsamt in Steele darauf, ihre Wartenummer ziehen zu können. Der Vorraum des Amtes platzt aus allen Nähten, seitdem die Stadt seit Mitte Juni die Öffnungszeiten auf den Vormittag verkürzt und gleichzeitig die Kfz-Zulassungsstelle in Borbeck geschlossen hat. Der Grund: akuter Personalmangel in der Behörde.
Die neue Regelung sollte die Mitarbeiter eigentlich entlasten, der Papierkram künftig an den Nachmittagen erledigt werden. Doch vormittags ballt sich nun der Kundenandrang. Gemeinsam versuchen Sachbearbeiter aus Steele und Borbeck, der vielen Fälle Herr zu werden.
"So etwas habe ich noch nicht erlebt“
Offenbar mit mäßigem Erfolg: So berichtet Cordula Wojahn-Wallaschek (54), wie sie sich zu Wochenbeginn auf den Weg nach Steele machte: Der Pfingststurm zerstörte ihr Auto, nun musste ein Neues angemeldet werden. „Auf Wartezeiten stellt man sich bei Ämtern ja ein. Aber so etwas habe ich noch nicht erlebt.“
Eine Stunde brauchte Wojahn-Wallaschek allein, um eine Wartenummer zu bekommen, zweieinhalb Stunden später machte sie sich unverrichteter Dinge auf den Heimweg. Wie andere Wartende, die sich bei der WAZ meldeten, setzte sie auf einen Besuch am Folgetag. Doch schon morgens „standen die Menschen bis in das zweite Stockwerk.“ Für sie ein zeitraubendes Problem: „Es kann nicht sein, dass ich mir einen halben Tag Urlaub nehmen muss, und trotzdem nicht weiß, ob ich dran komme.“
Drei bis vier Stunden Wartezeit
Die Mitarbeiter in der Kfz-Zulassungsstelle räumen ein, dass drei bis vier Stunden Wartezeit momentan durchaus normal seien. „Da wird einfach auf dem Rücken der Wartenden und der Mitarbeiter gespart“, glaubt Wojahn-Wallaschek.
Die Stadt nennt auf ihrer Homepage keine Wartedauer, sondern begnügt sich mit einem Hinweis auf ein Personalproblem. Stadtsprecher Martin Rätzke kann das auch beziffern: „Wo sonst 40 Leute arbeiten, sind es derzeit im Schnitt 28.“ Das entspreche einer durchschnittlichen Ausfallquote von 30 Prozent. „Wir bedauern die langen Wartezeiten.“ Die Vermutung, der jetzige Andrang könne mit den aktuellen Änderungen zur Umweltplakette zusammenhängen, weist er zurück.
Der Ernst der Lage den Verantwortlichen offenbar bewusst. Wie man hört, wird intensiv über eine personelle Aufstockung des Amtes nachgedacht. Nur die Antwort auf die Frage, wann diese kommen sollen, lässt noch auf sich warten.