Essen. 155.000 Straßenschilder gibt es in Essen – knapp 100 pro Kilometer Straßennetz. Um dieses Instand zu halten, kümmern sich zehn Mitarbeiter um den städtischen Schilderwald. Und der ist ganz schön kostbar: So liegt der Preis für ein Parkschild bei 15, für ein Stoppschild bei 95 Euro.
Hier liegt die Innenstadt direkt neben der LVR-Klinik; und die Heisinger Straße steht druckfrisch neben dem Parkhaus des Uniklinikums parat: Auf dem Gelände des Amtes für Straßen und Verkehr, Abteilung Straßenbeleuchtung und -betrieb, an der Elisenstraße türmen sich fast 8000 Verkehrsschilder in den Regalen – und warten auf ihren Einsatz auf der Straße. Immer dann, wenn durch einen Unfall ein Stück Schilderwald beschädigt wird, wenn der nächste Pfingststurm nicht nur Baum, sondern auch Ortseingangsschild zunichte macht oder wenn Vandalismus einem Zeichen zugesetzt hat.
155.000 Verkehrsschilder gibt es in Essen, im Schnitt fast 100 pro Kilometer Straße. Da haben Abteilungsleiter Mike Pannek und Thomas Thieme, Verkehrsmeister, viel zu tun: Sie geben Essener Straßen wieder einen Namen, zeigen, wo geparkt werden darf und wo nicht und sorgen dafür, dass im Baustellen-Wirr-Warr Ordnung herrscht – oder eine Umleitung.
„Das ist unser Schilder-Atelier“, zeigt Mike Pannek das Alu-Sammelsurium, in dem bereits fertige Standard-Schilder – das Vorfahrtsschild etwa oder die Einbahnstraße – und Rohlinge für die tausenden Straßennamen- und Hinweisschilder-Kombinationen ruhen.
Auch interessant
Straßenschild hält sechs bis sieben Jahre
Der Amtsleiter und seine 200 Mitarbeiter kümmern sich um alle Facetten der Verkehrssicherheit auf den Straßen der Stadt. Dabei sind zehn Mitarbeiter allein für den Schilderwald zuständig. Pannek: „Und die sind jeden Tag unterwegs.“ Dann wird repariert, gesäubert oder ausgetauscht.
Gerade liegt ein neues Hinweisschild für die LVR-Klinik abfahrbereit in der Halle. Der Auftrag dazu kam vom Straßenverkehrsamt: „Wir selbst dürfen gar nicht entscheiden, ob wir ein neues Schild anbringen. Das geht nur per Anordnung“, erklärt Thieme. Mit einer Ausnahme: „Wenn Gefahr in Verzug ist, stellen wir eigenmächtig auf.“ Etwa bei Schlaglöchern das bekannte Tempo-30-Schild.
Drucker Torsten Zahl kümmert sich um das Bekleben der Schilder. Die „Heisinger Straße“, Weiß auf Blau, soll gleich auf seinem Schreibtisch liegen. Doch eigentlich müsste es heißen Blau auf Weiß. Denn Straßenschilder sind in Rohform alle weiß. Eine blaue Folie und der Negativdruck des Namens machen daraus erst das bekannte Schild. Thieme:„So können die Namen mittels Reflektor-Untergrund besser gelesen werden. Und die Folie löst sich nicht so schnell ab.“ Nach fünf Minuten ist es bedruckt. Vom Grafikprogramm bis zum fertigen Schild. Sechs bis sieben Jahre hält es nun. Dann rücken Thieme und seine Kollegen wieder aus.
Jede Hauptstraße wird wöchentlich überprüft
Das Amt ist nicht für sämtliche Straßen auf Essener Stadtgebiet zuständig. Die Beschilderung der Autobahnen etwa unterliegt StraßenNRW, Wald- und Forstwege „Grün und Gruga“. Doch für den Rest heißt es: Droht Gefahr, rücken Panneks Männer aus. So begehen 16 Mitarbeiter das Essener Straßennetz – bis zu 15 Kilometer am Tag – um Gefahrenherde zu ermitteln. Jede Hauptstraße wird einmal die Woche überprüft. Aber das reicht nicht, bei 1600 Kilometern Straße. Deshalb kommen Hinweise von anderen Experten dazu: Polizei, Feuerwehr oder Ordnungsdienst. Doch auch die Bevölkerung darf helfen. Pannek: „Wenn ein Schild nicht mehr lesbar ist, sind wir dankbar, wenn Bürger in der Zentrale anrufen.“ ( 88 667 66)
Abgearbeitet wird dann nach Priorität: Pannek: „In Zeiten knapper Stadtkassen kann es dann auch mal dazu kommen, dass ein neues Parkverbotsschild etwas auf sich warten lässt. Dafür wird uns aber bestimmt kein Bürger böse sein.“ Anders ist es bei Vorfahrts- oder Stoppschildern, die sofort erneuert werden.
95 Euro für ein Stoppschild
Der Essener Schilderwald ist generell ein teures Unterfangen, wie ein Blick auf die Preisliste der rund 200 verschiedenen Grundtypen an Verkehrszeichen zeigt: Parken 15 Euro; ein Stoppschild 95 Euro, die zwei Mal drei Meter Tafel für Wegbeschreibungen: 850 Euro – im Rohzustand.
Durch eine Retro-Reflexionsfolie bekommt das Aluminiumblech seine Leuchtkraft, auch bei Nacht. Thieme: „Diese Folien sind um ein vielfaches teurer, als wenn man einfach nur Farbe aufsprühen würde.“ Aber auch um ein Vielfaches sicherer, wird hier der Lichtkegel der Scheinwerfer mittels eines wabenförmigen Spezialstoffs exakt zurück zum Wagen reflektiert.