Essen. . Die Feinstaub-Grenzwerte wurden dieses Jahr bisher eingehalten. Aber das Stickoxid-Problem bleibt ungelöst. Sind saubere Motoren die Lösung?
Im Kampf gegen die krebserregende Feinstaub-Belastung auf den Essener Straßen hat die Stadt einen Etappensieg errungen. Dank Umweltzone und Luftreinhalteplan werden die Grenzwerte dieses Jahr bisher eingehalten. Auch die Überschreitungstage mit mehr als 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft bleiben unter der Toleranzschwelle: Auf der Gladbecker Straße waren „nur“ an 20 Tagen zuviel Feinstäube in der Luft, auf der Steeler Straße an zehn und in Vogelheim an 16 Tagen (erlaubt sind 35 Überschreitungstage pro Jahr.)
Da mag zwar auch der verregnete und mitunter stürmische Sommer eine Rolle spielen, aber die vor kurzem erfolgte Verbannung der Autos mit gelber Plakette aus der Umweltzone wird, so die städtische Prognose, noch weniger Feinstaub aufwirbeln. „Die Belastung ist geringer geworden“, betont Umweltdezernentin Simone Raskob gegenüber der NRZ.
Der eigentliche positive Effekt der verschärften Regelung wird dabei weniger durch die insgesamt rund 17.900 Fahrzeuge erzielt, die in Essen zugelassen sind und keine grüne Vignette haben, sondern vielmehr durch eine weitaus größere Zahl von Fahrzeugen, die von außerhalb kommen und nicht mehr die Essener Hauptverkehrsstraßen als Transitstrecken benutzen dürfen.
Autoverkehr gilt als Hauptproblem
Zur nächsten Sitzung des Umweltausschusses im September will die Verwaltung neue Zahlen vorlegen. Doch trotz positiver Signale in Sachen Feinstaub werden die Politiker kaum erleichtert durchatmen. Denn: Die Stickoxid-Konzentrationen (N02), die zu Atemwegerkrankungen führen können, sind in der Ruhr-Metropole weiter zu hoch. Sie überschreiten auf Hauptverkehrsstraßen das erlaubte Maß von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft , das die EU festgelegt hat.
Das ist kein Essener Problem allein. Und die anderen NRW-Großstädte haben ebenfalls noch kein Patentrezept zur Hand. „Hauptverursacher ist auch hier der Autoverkehr“, erklärt die Umweltdezernentin. Sie sieht künftig nur eine Lösung: „Wir müssen an die Quelle des Problems heran.“
Heißt auch: „Es geht um eine schnellstmögliche Erneuerung der Fahrzeugflotte“, fordert sie. Erst mit der strengeren Abgasnorm Euro 6, die ab September 2014 für neue Pkw verbindlich ist, lassen sich die Stickoxid-Emissionen je nach Fahrzeug-Typ um bis zu 80 Prozent reduzieren, so die Prognose - vorausgesetzt die Autohersteller halten, was sie versprechen. „Damit könnten wir langfristig die Stickoxid-Belastung in Essen in den Griff bekommen“, glaubt Dezernentin Raskob. Sie muss allerdings einschränken, dass es erfahrungsgemäß bis zu zehn Jahre dauern wird, bis sich der Kfz-Bestand in Essen modernisiert.
Nach der neuen Abgasnorm Euro 6 dürfen bei neuen Diesel-Pkw-Modellen nur noch 80 statt 180 Milligramm Stickoxide pro gefahrenen Kilometer aus dem Auspuff ausgestoßen werden.