Essen. Der Runde Umwelttisch Essen (Rute) wird 20 Jahre alt. Horst Pomp (78) und Dieter Küpper (72) waren von Beginn an dabei. In einem Rückblick erzählen sie, was sie motiviert und anspornt. Sie erinnern sich auch an den Kampf für einen blauen Himmel – und gegen die Autobahn DüBoDo.
Wenn es um bürgerliches Engagement für den Umweltschutz in dieser Stadt geht, kommt man an zwei Protagonisten nicht vorbei: Horst Pomp (78), Gründer des Runden Umwelttisches Essen (Rute), der in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert, und Dieter Küpper (72), Sprecher dieser Arbeitsgemeinschaft aus Verkehrs- und Umweltverbänden, die längst zu einer Institution geworden ist. Auch in einem Alter, das man fortgeschritten nennen darf, führen sie ihr Wort, wenn es um Umweltbelange in dieser Stadt geht. Warum sie sich das antun? „Weil es Freude macht, auch nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben etwas Sinnvolles zu tun“, sagt Küpper. Sein Pendant, Horst Pomp, hat jenen Satz im Ohr, den Söhne und Töchter der Kriegsgeneration ihren Eltern vorhielten: „Ihr habt es gewusst. Warum habt ihr nichts dagegen getan?“ Nicht wegsehen, wenn es um die Zerstörung von Umwelt und Leben geht, das sei sein persönlicher Antrieb.
Gab es ein Schlüsselerlebnis? 1971, die Familie Pomp war von Hamburg ins Ruhrgebiet gezogen, als sein damals fünfjähriger Sohn Julius dem verdutzten Herrn Papa offenbarte: „Ich wünschte ich wäre ein Engel. Dann könnte ich die Sonne sehen.“ Horst Pomp, seinerzeit Arzt am Bethesda-Krankenhaus in Borbeck, engagierte sich fortan in der Essener Aktion gegen Umweltzerstörung und in der Interessengemeinschaft gegen Luftverschmutzung in Dellwig.
A 52 bleibt politisch ein Dauerbrenner
Dieter Küpper ging ab Mitte der 1970 gegen die „DüBoDo“ auf die Straße. Die geplante Trasse der West-Ost-Autobahn sollte nur einen Kilometer entfernt von Burgaltendorf, wo sich die junge Familie niedergelassen hatte, durch schützenswerte Landschaft führen.
Die „DüBoDo“ ist Geschichte. Gescheitert ist sie nicht zuletzt am Widerstand aus der Bevölkerung. Dass die politischen Entscheidungsträger umschwenkten und den Ausbau der A 52 zur Nord-Süd-Verbindung durchs Ruhrgebiet forcierten, nennt Küpper noch heute eine schmerzhafte Erfahrung. Der Kampf gegen den Ausbau zu einer Transitstrecke, treibt die Initiativen am Runden Umwelttisch bis heute um. Andere Kapitel haben sie längst schließen können, die geplante Giftmüllverbrennungsanlage im Stadthafen in den 1980er Jahren oder den Kampf um den Erhalt des Stadtgartens Ende der 1990er Jahre. Die A 52 bleibt politisch ein Dauerbrenner, der immer wieder aufflackert.„Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass wir auch da erfolgreich sein werden“, sagt Küpper.
Lücke zwischen Erkenntnis und Umsetzung
Dass Mobilität eine der Herausforderungen für das Ruhrgebiet bleibt, soll kein Widerspruch sein, sondern Ansporn, sich einzubringen. Die Türen zur Politik öffnen sich inzwischen leichter, auch in den Ministerien in Düsseldorf. Am Runden Umwelttisch nimmt man dies mit Genugtuung zur Kenntnis. Das Netzwerk, das vor 20 Jahren geknüpft wurde, trägt.
Auch in der Bevölkerung sei längst ein Bewusstsein entstanden für die Belange von Natur und Umwelt. Leider bestehe zwischen Erkenntnis und Umsetzung immer noch eine große Lücke. Vielleicht ist das Grund, warum bei Rute die Protagonisten von damals heute noch in der ersten Reihe stehen. Pomps Enkel nennen ihn übrigens liebevoll „Müll-Opa“.