Essen. . Ab dem 1. Juli werden die Regelungen für die Umweltzone erneut verschärft. In Essen könnte das Fahrverbot über 10.000 Auto-Besitzer treffen.
Die Wetterlage verspricht für die nächsten Tage blauen Himmel über der Ruhr. Und auch bei der Luftbelastung registriert die Stadt anhaltend aufhellende Werte: Vor allem die Umweltzone entfaltet mehr und mehr ihre Wirkung. Doch nach oben ist noch Luft. Und so wird, wie es die Landespolitik 2011 mit den Kommunen geplant hat, ab dem 1. Juli dieses Jahres das Fahrverbot in der revierweiten Umweltzone und damit auch in Essen ausgeweitet. Wer keine grüne Plakette hinter der Windschutzscheibe hat, darf dann nicht mehr in die Zone einfahren. In Essen könnte es zum Stichtag geschätzt über 10.000 Pkw-Besitzer mit gelber Plakette treffen.
Die Stadt verweist dabei allerdings auf die zahlreichen Ausnahme-Regelungen, bis hin zu sozialen Härtefällen, auf die Möglichkeit, die Fahrzeuge technisch umzurüsten, auf Dieselfilter: „Es wird letztendlich eine geringe Zahl treffen“, ist man sich bei der Stadt sicher, ohne die Augen davor zu verschließen, dass es Fahrzeughalter gibt, die sich um die angekündigten Fahrverbote nicht kümmern.
6.135 Strafzettel
Eine Erfahrung, die man in den Vorjahren bei den Verboten für Pkw ohne, oder mit roter Plakette machen musste. Denn erstaunlicherweise sind hier immer noch rund 5.000 Fahrzeuge aller Art angemeldet (Januar 2013), obwohl sicher einige seit 18 Monaten nicht mehr in der Umweltzone bewegt werden dürfen. Das scheint nicht jeden zu beeindrucken: 2013 verteilten die Politessen 6.135 Strafzettel wegen entsprechender Verstöße, in diesem Jahr sind es bereits 2.141 Verwarnungen, die aktuell jeweils 80 Euro kosten.
„Das dürfte nach dem 1. Juli erst einmal sprunghaft nach oben gehen“, heißt es bei der Stadt. Wobei Verkehrssünder noch darauf verweisen können, dass nicht an allen 500 Umweltzonen-Schildern rund um Essen die gelben Plaketten überklebt sind. Sobald das Amt für Straßen und Verkehr jedoch Vollzug meldet, wird aufgeschrieben.
Die Umweltzone wirkt
Mit gutem Grund, wie die Stadt findet, die keinen Zweifel daran lässt, dass die Umweltzone wirkt. Beispielsweise an der Gladbecker Straße, mit einer Auslastung von täglich über 40.000 Fahrzeugen auf dem Niveau einer Autobahn. Wurden die Grenzwerte für die stark gesundheitsgefährdenden Feinstäube im Jahre 2004 noch an 77 Tagen überschritten, konnte 2013 mit 27 Tagen erneut die von der EU vorgegebene 35er-Grenze eingehalten werden.
Aktuell liegt die Gladbecker Straße bei 19 Überschreitungs-Tagen, die Steeler Straße bei neun, die Station in Vogelheim bei 16 Tagen. Im Umweltamt ist man dennoch zuversichtlich: Der in der Regel verregnete und windige Sommer lasse die Werte kaum steigen und spätestens mit dem Herbst seien die Feinstaub-Konzentrationen praktisch wie weggefegt. Dass die Richtung stimmt, darauf hatte vor einem Jahr das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW in einem Fachbericht hingewiesen: Eine bessere Luft werde es nur über schärfere Abgaswerte und weniger Individualverkehr geben. Verkehr verlagern, andere Straßen anbieten oder Tempo 30 etwa blieben dagegen eher wirkungslos.
65.000 Menschen jährlich
Eines allerdings wird die Umweltzone nicht lösen: Auf die Ozon- oder Stickstoffdioxidwerte beispielsweise hat sie keinen Einfluss, lediglich das Feinstaub-Problem wird angegangen. Doch das hat es in sich: Einer Studie zufolge sterben deshalb jährlich 65.000 Menschen in der EU vorzeitig.