Essen. . Nach der Verschärfung der Umweltzone im Juli wurden in nur vier Wochen schon 756 Verstöße geahndet. An rund 18.000 Fahrzeugen fehlt noch die grüne Umweltvignette. Seit Anfang Juli dürfen nur noch Autos mit grüner Umwelt-Plakette den größten Teil des Essener Stadtgebiets befahren.
Seit vier Wochen zeigen ausnahmslos alle Hinweisschilder für die seit Anfang Juli verschärfte Umweltzone, dass nur noch Autos mit der grünen Vignette in den größten Teil des Essener Stadtgebietes fahren dürfen. Damit ist die Schonfrist abgelaufen, seitdem werden auch diejenigen Autofahrer mit inzwischen 80 Euro zur Kasse gebeten, bei denen noch die gelbe Vignette an der Scheibe klebt.
In der ersten Umstellungsphase rechnet die Stadt trotz der Erhöhung des Bußgeldes mit einem Anstieg der Verstöße. Die ersten Zahlen scheinen das zu bestätigen. Zudem sind immer noch schätzungsweise 18.000 Autos in Essen zugelassen, die nicht die Anforderungen der Schadstoffgruppe 4 (grüne Vignette) erfüllen.
Viele Fahrzeuge ohne Vignette
Seit dem 11. Juli gibt es kein Pardon mehr, helfen auch keine Ausreden. Auf den Umweltzone-Tafeln am Straßenrand ist nur noch die grüne Vignette abgebildet. Deutlicher geht es nicht mehr. Vom 11. Juli bis zum 7. August ahndete die Verkehrsüberwachung des Ordnungsamtes bereits 756 Verstöße. Hält dieser Trend an, wird es 2014 deutlich mehr Knöllchen wegen Missachtung der Umweltzone als im Jahr zuvor geben: 2013 waren es 6135 Bußgeldbescheide.
Erstaunlich ist die immer noch relativ hohe Zahl von Fahrzeugen, die gar keine Vignette (Gruppe 1) oder nur die rote (Gruppe 2) oder die gelbe (Gruppe 3) haben. Das waren am 1. Januar 2014 noch insgesamt 18.463 von 287.474 hier zugelassenen Kfz. Zieht man die derzeit lediglich 550 aktuell gültigen Ausnahmegenehmigungen ab, waren im Januar 17.913 Kfz zugelassen, die heute nicht mehr in die Umweltzone fahren dürften, berichtet Rathaus-Sprecherin Renate Kusch.
Die langfristige Prognose
Inzwischen werden einige dieser Autostinker stillgelegt worden sein. Zudem sind sieben Stadtteile ganz oder zum größten Teil vom Fahrverbot ausgenommen, in denen im vergangenen Jahr insgesamt rund 24.800 Kfz zugelassen waren. Etliche Fahrzeuge (z.B. Krankenwagen, Forstautos, Fahrzeuge von Behinderten und bestimmte Pkw, die sich nicht mehr mit einem Rußfilter nachrüsten lassen) sind eh’ von der Vignettenpflicht ausgenommen.
Eine genaue Zahl dazu gibt es nicht. Des weiteren hält es Renate Kusch für möglich, dass eine Reihe von Zweitwagen mit hohem Feinstaub-Ausstoß hier zwar angemeldet sind, aber beispielsweise von Studenten oder Auszubildenden in einer anderen Stadt genutzt werden, in der es keine Beschränkungen gibt.
Kontrollen bleiben Daueraufgabe
Unterm Strich werden aber Hunderte oder gar Tausende Autofahrer immer wieder versuchen, das Fahrverbot in der Umweltzone in Essen zu ignorieren. Deshalb bleiben die Kontrollen der Polizei und des Ordnungsamtes eine Daueraufgabe.
Langfristig setzt sich aber die Farbe grün durch. Der Anteil der Autos mit grüner Plakette liegt schon jetzt bei 93,58 Prozent. „Die Umweltzone hat einen deutlich erkennbaren Impuls zur Erneuerung der Fahrzeug-Flotte gegeben“, meint Stadtsprecherin Kusch. Laut Kfz-Statistik stieg zwar zwischen 2007 und 2014 die Zulassungsrate um 2,17 Prozent, im gleichen Zeitraum verringerte sich aber der Fahrzeugbestand der Schadstoffgruppen 1 bis 3 um 34.535 Kfz beziehungsweise um mehr als 65 Prozent.
Die Herausforderung bleibt
Gut für die Luft. In diesem Jahr blieb die Zahl der Überschreitungstage mit mehr als 50 Mikrogramm Feinstaub an allen Messstellen unterhalb der erlaubten Marke. Seit 2004 nahm die Feinstaub-Belastung im Jahresmittel um rund 24 Prozent ab. Die erneute Verschärfung der Umweltzone wird, davon ist das Rathaus überzeugt, zu einererneuten Feinstaub-Abnahme führen.
Ob das alles reicht, ist fraglich. Die Diskussion um die Luftverschmutzung in Essen wird weiter gehen. Denn der von der EU vorgeschriebene 40-Mikrogramm-Jahresgrenzwert für die atemwegbelastenden Stickoxide (NO2) wird an den Essener Verkehrsschwerpunkten weiterhin überschritten. Und damit droht eines Tages möglicherweise ein blauer Brief von der EU-Kommission aus Brüssel.
Hauptverursacher für die zu hohe Stickoxidbelastung ist auch hier der Autoverkehr.umweltzone