Die Essener CDU ist also gegen den Radschnellweg Ruhr und begründet dies mit der Auffassung, Radfahren sei eher ein Freizeitvergnügen und nicht für den Alltag geeignet. Diese Haltung wurde von der CDU bereits in den 1980er Jahren propagiert, und sie war schon damals genau so antiquiert und falsch wie heute. Dies belegen nicht zuletzt die steigenden Teilnehmerzahlen unverdrossener Essener Radfahrer beim „Stadtradeln“ und bei der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“.
Andere Städte haben die Zeichen der Zeit erkannt: München zum Beispiel hat es durch ehrgeizige Förderprogramme geschafft, den Fahrradanteil des Straßenverkehrs auf 17 Prozent zu erhöhen und peilt die 20 Prozent an. In Bremen (Fahrradanteil 25 Prozent) gibt es kaum Straßen ohne Fahrradwege. Auch im Ausland nutzt man das Potenzial des Radverkehrs zur Steigerung der innerstädtischen Lebensqualität. In London, Paris oder New York wird die Fahrradnutzung kräftig gefördert - mit großem Erfolg. In Kopenhagen benutzen 52 Prozent (!) der Berufspendler das Fahrrad für den täglichen Weg zur Arbeit.
In Essen sind Schritte, die zu solchen Erfolgen führen, wohl nicht mehrheitsfähig, mit einem Fahrradanteil des innerstädtischen Verkehrs von derzeit 5 Prozent ist man davon Lichtjahre entfernt - wahrscheinlich genauso weit wie von einem Erfolg bei der Bewerbung als Umwelthauptstadt Europas (angepeilt für 2016). Das ist nämlich mit der Anlage einiger Freizeitradrouten nicht zu schaffen. In Essen trifft sich der Oberbürgermeister lieber medienwirksam mit einem Automobilexperten in einem Kindergarten, um dort Werbung für (Elektro-) Autos zum machen. So wird versucht, eine neue Generation auf die bequeme vierrädrige Mobilität einzustimmen, damit sie später umso eifriger ihren Beitrag zur Verstopfung der Straßen leistet.
Seit Jahren bemüht sich die Stadt Essen, die gesundheitsgefährdende autoverkehrsbedingte Feinstaubbelastung der Bürger unter die vom Gesetz geforderte Grenze zu drücken - ohne den geringsten Erfolg. Denn nichts scheut man in Essen mehr, als die Autofahrer als Wahlklientel durch Beschränkungen zu verprellen. Und weil man fürchtet, den Essener Autofahrern durch einen erhöhten Fahrradanteil auf den Straßen den Fahrspaß zu verderben, versucht man, die Radfahrer in den Freizeitbereich zu verdrängen und schickt sie am Wochenende auf die umgebaute Bahntrasse.
Viel wichtiger ist es aber, die Alltagsradler zu fördern. Und deshalb muss der Radschnellweg Ruhr gebaut werden, ohne Wenn und Aber!