Essen. Künstler Heiko Lahne hat die Fassade des Essener Unperfekthauses mit einer rund 40 Meter langen Rohrkonstruktion bestückt. Das Einzelstück ist keine Attrappe, sondern funktioniert tatsächlich.

Ihre Spitze ist in rund 20 Metern Höhe, für die Strecke sind mindestens 40 Meter Rohre verbaut und vom höchsten Punkt bis zum Ende benötigt ein kleiner Ball laut Erbauer exakt eine Minute und fünf Sekunden: Die Kugelbahn, die fortan die Fassade des Unperfekthauses ziert, dürfte nicht nur in Essen einmalig sein.

„Ich habe in ganz Deutschland keine größere gefunden – also sagen wir mal, das ist jetzt die größte Kugelbahn Deutschlands“, sagt Heiko Lahne und muss selbst dabei grinsen. Die Länge ist ihm egal. Wichtig ist dem 34-Jährigen beim Planen seiner Unikate nur eins: „Meine Sachen müssen funktionieren“, stellt der Künstler und Möbelbauer fest.

Und das tut dieses Objekt, dass eigentlich nur einem, im besten Sinne, „Verrückten“ wie Unperfekthaus-Eigentümer Reinhard Wiesemann einfällt, zu finanzieren. „Die Ausführung lag komplett bei Heiko. Ich habe ihn nur gefragt, ob er nicht ,irgendwas’ machen kann, vergleichbar mit den früheren Spieluhren an den Fassaden von Uhrmachern“, erzählt er. Wem dabei sofort das Deiter-Haus an der Kettwiger Straße einfällt, liegt nicht so falsch. Wahrscheinlich wird auch die Konstruktion an der Friedrich-Ebert-Straße die Blicke von vielen Besuchern auf sich ziehen.

Ein Aufzug per Knopfdruck

Auf Knopfdruck fährt ein kleiner Kasten wie ein Aufzug auf einer, an der Fassade befestigten Schiene in die Höhe. Kurz unter dem Dach kippt der Kasten und zwei verschieden kleine Bälle fallen in die Bahn. Und dann geht es auf gewundenen Wegen abwärts, eine schmale Öffnung „schluckt“ die kleinere Kugel, so dass die beiden Bälle auf zwei getrennten Bahnen nach unten rasen.

Auf dem Weg hat Heiko Lahne Objekte installiert, ein kleines Rondell, eine Art Flipper, Glöckchen oder ein bewegliches Unperfekthaus-Symbol. Die Rohre sind zum Teil transparent, so dass man den Weg der Kugeln verfolgen kann. Am Ende werden die beiden Bälle wieder zusammengeführt und vom letzten der Kanalbau-Plastikrohre erneut in den Ausgangskasten ausgespuckt. Seit März baut Lahne in seinen beiden Werkstätten im Unperfekthaus an dem „Ding“, die Rohre hat der Felskletterer an der Fassade ohne Hebebühne selbst angebracht.

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Die Bahn funktioniert, aber für den regelmäßigen Betrieb muss noch ein bisschen getüftelt werden. „Das Ganze ist ein Prototyp, verschiedene Dinge wie etwa die Beleuchtung der Objekte und der Wagen funktionieren noch nicht optimal“, so Lahne. In Kürze will er auch die Details perfektionieren, dann soll jeder, der will, auf jeder Etage des Hauses per Knopfdruck die Kugeln ins Rollen bringen. Und die Innenstadt hat einen neuen Hingucker.