Essen. Wie schlimm steht es um die nördliche Fußgängerzone der Innenstadt? Ein Hotel-Rezeptionist klagte über Dreck, Müll und Drogen. Jetzt melden sich jene, die den erhofften Aufschwung des ganzen Quartiers gefährdet sehen – und auf die positiven Entwicklungen verweisen.
Um den Zustand der Viehofer Straße ist eine neue Debatte entbrannt. Nach den kritischen Berichten des ansässigen Hoteliers Achim Feldhordt (Hotel Ambassador), der über Drogenhandel, Müll und Schmutz geklagt hat, melden sich jetzt verstärkt jene Akteure zu Wort, die das gesamte Quartier in einem beispiellosen Aufschwung sehen.
„Früher waren die Zustände noch viel schlechter“, sagt Andreas Hausner, der Vorsitzende der „Immobilien- und Standortgemeinschaft Nördliche Innenstadt (ISG, 26 Mitglieder). „In den Sechziger Jahren war die Viehofer Straße regelmäßig Kulisse für düstere Krimis.“ Die Viehofer Straße werde weder wie die Düsseldorfer Königsallee, noch eine simple Verlängerung der Kettwiger Straße, betont Hausner. „Auch Rüttenscheid zu imitieren, wäre schlecht.“ Stattdessen: „Noch nie“ hätten sich dem Viertel Perspektiven wie heute geboten, weiter zum quirligen Kreativ-Quartier zu erwachsen. „Das neue Uni-Viertel, der Allbau-Neubau an der Rottstraße und nicht zuletzt die Aktivitäten von Reinhard Wiesemann stimmen optimistisch“, sagt Hausner. „Hier wird Gutes passieren in den nächsten Jahren.“
Imbisse stellen Müll auf die Straße
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Wiesemann, der unter anderem mit dem „Unperfekthaus“ (Friedrich-Ebert-Straße) und dem „Generationenkulthaus“ (Viehofer Straße) völlig neuartige Projekte in der nördlichen Innenstadt etabliert hat, hält Beschwerden über mangelnde Sauberkeit auf der Viehofer Straße für „übertrieben“: „Die Dinge sind nicht so negativ, wie sie dargestellt wurden. Man darf Sauberkeit nicht überbewerten.“ Es passiere im Viertel „eine Menge inhaltlich“, und wenn neue, attraktive Substanz neue Leute lockt, dann ziehe das entsprechende Sauberkeit nach sich, davon ist Wiesemann überzeugt. Und was die Sicherheit im öffentlichen Raum angeht: Vielleicht reicht ja auch ein Vorstoß wie der des Hoteliers Feldhordt, denn der hat nach seinem öffentlichen Hilferuf beobachtet: „Jetzt fahren viel öfter Streifen durch die Viehofer Straße.“
Gerd Brecklinghaus, der in dritter Generation das Lederwarengeschäft am unteren Ende der Viehofer Straße betreibt, findet, dass in der nördlichen Innenstadt eine „Aufbruchsstimmung wie nie“ herrscht. „Bettler“, sagt Brecklinghaus, „gibt es am Hauptbahnhof oder auf der Kettwiger Straße auch.“ Brecklinghaus räumt jedoch ein: Müll ist bisweilen ein Problem auf der Viehofer – die vielen Imbiss-Betriebe würden ihren Abfall einfach nach Betriebsschluss aufs Pflaster stellen – so lange, bis die EBE ihn einsammelt.