Stadtgeschichte interessiert viele, gerade wenn sie an alten Fotos ablesbar ist. Das „Unperfekthaus“ möchte eine öffentliche Internet-Bilddatenbank aufbauen, ein fotografisches Gedächtnis der Stadt Essen, das jedem zur Verfügung stehen soll.
Die jüngste Stadtführung im Angebot der Essen Marketing Gesellschaft (EMG) zeigt deutlich die Faszination, die von Geschichte ausgeht. Mit einem Beamer – montiert auf ein Lastenfahrrad – zieht der Stadtführer durch die Essener City und wirft historische Bilder an Hauswände. So wird neu Erbautes Projektionsfläche für Verschwundenes. Deutschlandweit ist diese Tour einzigartig – und sie ist stets ausgebucht. Doch gibt es nicht von jeder Ecke historische Bilder – oder sie sind noch nicht entdeckt. Mit dem Ableben von Fotografen verschwinden Nachlässe, werden Foto-Alben entsorgt, Bilder von Wänden genommen und Dia-Kisten häufig achtlos in den Müll geworfen. Dabei verschwinden womöglich wertvolle fotografische Dokumente. Hier setzt die Initiative des Unperfekthauses an, der es nicht um private Fotos von Geburtstagen und Hochzeiten geht, sondern um Bilder, die das Leben in der Stadt dokumentieren. Es geht um planschenden Kinder auf dem Kennedyplatz – die Brunnen gibt es längst nicht mehr – von Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg, von Häusern, die nicht mehr stehen, von Verfall, Entwicklung und Neubeginn. Wie rasch dies gehen kann, zeigt die jüngste Entwicklung an der Ecke Rottstraße/Kastanienallee in der nördlichen Innenstadt. Das alte Parkhaus ist gefallen, nun klafft ein 17 Meter tiefes Bauloch, wo in zwei Jahren der neue Verwaltungssitz des Allbau eröffnen soll.
Veröffentlicht werden können in der Internet-Datenbank allerdings nur Bilder, an denen der Eigentümer die alleinigen Urheber- und Nutzungsrechte besitzt; im besten Falle also selbstgemachte Bilder. Die Rechte daran müssen zur Veröffentlichung bzw. zum freien Download für jedermann abgetreten werden. Zeitzeugen, die etwas über den Wandel in der Stadt erzählen können und über Bilder verfügen, die diesen Wandel dokumentieren, werden ebenfalls gebeten, sich zu melden. Entstehen soll eine kurze Broschüre, die vom Leben und den Veränderungen in der Stadt erzählt.