Essen. . Sein Ziel ist eine eigene Brauerei in seiner Heimat USA. Doch ohne Knowhow geht es nicht, dachte sich der US-Student Evans Stepanov und machte sich auf den Weg ins Ruhrgebiet. In Essen macht der 22-Jährige nun Praktikum bei der Familienbrauerei Stauder. Und will ein Stückchen hiesige Brauart mit nach Übersee nehmen.

Dass deutsches Bier im Ausland einen guten Ruf genießt, ist hinlänglich bekannt. Dass aber auch die eher kleine Familienbrauerei Stauder seine Geschmacks-Grenze bis nach Übersee verschoben hat, überrascht dann doch: Evans Stepanov, Student an der University of Arizona, ist der Spur des hiesigen Gerstensaftes gefolgt und absolviert ein Praktikum in der Altenessener Brauerei. Noch bis Ende des Monats wird er hier alles über die Herstellung eines deutschen Pilseners lernen. Sein Ziel: Später mit seiner Familie in den USA eine Brauerei eröffnen und dort ein Bier nach deutschem Vorbild brauen.

Wenn sich der Amerikaner in seinem weißen Kittel durch das Brauerei-Labor bewegt, merkt man ihm nicht an, dass er gerade Neuland betritt. Denn: Der Wirtschaftsstudent aus New Jersey hat bis dato noch keinerlei Erfahrung mit der Branche gemacht. „Es ist mein erster Berührungspunkt mit einer Brauerei. Mit Ausnahme des Trinkens natürlich“, gibt der 22-Jährige zu.

Pils ruht vier Wochen bis zur Reifung

Bislang hatte er sich die Kunst des Bierbrauens lediglich in Fachliteratur angelesen. Stepanov: „Doch es ist schon ein gewaltiger Unterschied, wenn man dann selbst an einem Bier arbeitet.“ Das tut er nun. „Wie jeder Praktikant im Haus wollen wir ihm den Weg des Bieres näherbringen“, erklärt Laborleiter Edgar Ratzlaff. So wurde er im Sudhaus eingesetzt sowie im Gärkeller und im Lager, wo das Pils vier Wochen lang bis zur Reifung ruht.

Vier Wochen, so viel Zeit bleibt Stepanov auch, um sich möglichst viel Knowhow für den Schritt zur Eigenständigkeit in den USA anzueignen. Ehrensache, da zu helfen, sagt auch Brauerei-Chef Thomas Stauder: „Solidarität unter Braumeistern muss einfach sein.“

Dazu kam es allerdings erst mit etwas Hilfe. „Die Marke Stauder kannte ich selber nicht“, gesteht Evans, der während eines Ausland-semesters an der Prager Karls-Universität bei einem Ausflug nach Berlin das erste Mal ein deutsches Bier getrunken hatte. Ein Hamburger Ingenieur, der auch bei der Konstruktion der Brauerei der Familie mithilft, vermittelte den Kontakt nach Essen. Und Stepanov merkte, dass kühles Blondes nicht nur in der Hauptstadt schmeckt: „Ihr Deutschen könnt froh sein, dass ihr so gute Biersorten habt.“

Neben Budweiser fehle es an guten Bieren

Das ist seiner Meinung nach in den USA anders: Neben Budweiser fehle es an guten Bieren nach Pilsener Bierart. Stepanov: „Und was aus Europa importiert wird, verliert bei der Überfahrt zu sehr Geschmack.“ So entstand auch die Idee der Familie, ihr eigenes Pils, das später unter dem Namen „Kikkerfrosch“ verkauft werden soll, zu brauen.

Brauereierfahrung hat seine Mutter bereits, nach dem Praktikum will aber auch der Sohn nachziehen. Und in Chicago ein Studium zum Brauereimeister absolvieren. Auf dem Stundenplan steht da auch ein Crash-Kurs in „German Beer“, inklusive einer Fahrt in eine deutsche Brauerei – nicht auszuschließen, dass Stepanov seinen Kommilitonen auch einen kleinen Abstecher in den Essener Norden empfiehlt.