Essen. Kirchenasyl schützt 37-Jährigen und 35-Jährigen vor der sofortigen Abschiebung. Am Donnerstagmorgen sollte Rückführung nach Skandinavien erfolgen, wo zuvor offenbar erfolglos Asyl beantragt worden war. Das Ehepaar ist jetzt offiziell zur Fahndung ausgeschrieben worden. Eine Begegnung.
Wer erstmals in seinem Leben Flüchtlingen aus einem Krisenstaat begegnet, denen die Abschiebung droht, der wird brutal mit den eigenen Klischees konfrontiert. Beziehungsweise: Mit der Erkenntnis, wie falsch die sind.
Ein christliches Ehepaar aus Teheran, das über Schweden und Herne nach Essen kam, soll zurück nach Skandinavien überführt werden, wo mit ziemlicher Sicherheit der Rückgang in den Iran angeordnet wird. Mittlerweile hat das Paar Kirchenasyl gefunden im Weigle-Haus, einer Einrichtung der Evangelischen Kirche in der Innenstadt.
Christentum ist im Iran verboten
Es erscheinen keine gebeugten Gestalten zum verabredeten Interview, denen die Not ins Gesicht geschrieben steht, keine bettelarmen Geschöpfe in Lumpen, sondern: Ein persisches Paar Anfang 30, er trägt ein mintfarbenes Polohemd, sie eine gelbkarierte Sommerbluse, die Frau hat sich dezent geschminkt. Sie sprechen zögerlich, wägen jedes ihrer Worte ab, sie reden leise, aber deutlich. In ihrer Heimat hatten sie gut dotierte, bürgerliche Berufe, er in der Immobilienbranche, sie in einem internationalen Konzern.
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Im Iran ist das Christentum verboten, also war ihr Engagement in einer kleinen, christlichen Gemeinde in Teheran illegal, doch die Gemeinschaft dort, erzählen sie, habe sie vom Christentum überzeugt, deswegen hätten sie zunehmend Probleme bekommen. Also wurde, berichten sie in flüssigem Englisch, die Flucht mit dem Flugzeug nach Schweden unumgänglich, dort beantragten sie Asyl.
"Im Iran droht uns womöglich der Tod"
Während deutsche Behörden noch nichts wissen über den Ausgang dieses Verfahrens, heißt es bei der Evangelischen Kirche, der Asylantrag sei abgelehnt worden, deshalb sei das Paar nach Deutschland weitergezogen. In Herne hatten sie zuletzt eine amtliche Adresse, dort tauchte am frühen Donnerstagmorgen das Ausländeramt auf, um sie nach Skandinavien abzuschieben. Begründung: So lange ein Verfahren noch läuft, darf man nicht ins nächste Land weiterreisen. So sind die internationalen Richtlinien.
„Von Schweden aus werden wir sofort in den Iran zurückgeschickt, das ist uns klar“,
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berichtet das Paar. „Dort gehen wir ins Gefängnis, womöglich droht uns sogar der Tod.“ Konvertiten, heißt es, haben es im Iran besonders schwer.
Seit Jahresbeginn engagieren sie sich im Weigle-Haus, es gibt dort einen persisch-internationalen Bibelkreis, und seit einer Woche ist das Kirchenasyl offiziell, abgesegnet von der Gemeinde, auch der Kirchenkreis und die Landeskirche sind mit dem Fall beschäftigt. „Es besteht berechtigte Hoffnung, dass das Paar in Deutschland erneut Asyl beantragen kann“, sagt Dagmar Kunellis, Vorsitzende des Beirats für Flüchtlingsfragen im Kirchenkreis. „Deutschland schiebt bislang keine Christen in den Iran ab.“