Essen. . Zuletzt ist die Zahl der Asylbewerber in Essen so stark gestiegen, dass fast alle Plätze in den Asyl-Unterkünften belegt sind. Die Stadt muss nun schnell Notunterkünfte schaffen, denkt dabei auch an Turnhallen. Linke und Grüne mahnen jedoch menschenwürdige Lösungen an.

Angesichts der drohenden Unterbringung von Asylbewerbern in Notunterkünften wie Turnhallen, fordern Linke und Grüne im Rat der Stadt Essen die Verwaltung auf, menschenwürdige Lösungen zu suchen. Beide Fraktionen kritisieren, dass CDU und SPD in der Juli-Ratssitzung eine Entscheidung über dauerhafte Asylheime verhindert hatten. Das habe zur Verschärfung der Lage beigetragen. Der Rat legte nur die Standorte fest, die als Zwischenlösung gedacht sind.

Es handelt sich dabei um frühere Schulgebäude wie an der Hatzper Straße in Haarzopf oder auch Gelände, auf denen Wohncontainer aufgestellt werden sollen; wie auf dem Grundstück des Jugendzentrums Papestraße. Auch die provisorischen Unterkünfte können nicht auf die Schnelle bezugsfertig gemacht werden, sagt Martin Gärtner aus dem Geschäftsbereich von Sozialdezernent Peter Renzel. „Selbst wenn man die Klassenräume rasch herrichtet, braucht man eine gewisse Infrastruktur“, so Gärtner. So müssten zum Beispiel Duschcontainer angeschlossen werden.

941 der 1080 Plätze für Asylbewerber in Essen sind belegt

Darum suche man nun händeringend nach Notplätzen in Gästehäusern, Hotels und leergezogenen Wohnungen. Die Stadt Düsseldorf habe bereits 300 Hotelbetten belegen müssen. Auch in Essen gehen die Flüchtlingszahlen in jüngster Zeit nach oben: Während im April 52 und im Mai nur 27 Asylbewerber in die Stadt kamen, waren es im Juni schon 92. Die meisten von ihnen (40) stammen aus den Westbalkan-Ländern. „Das ist der Trend, der sich fortsetzen wird“, sagt Gärtner.

An diesem Donnerstag waren von den insgesamt 1080 Plätzen in Essener Unterkünften 941 belegt. Das klinge nicht dramatisch, doch die Papierform beschreibe die Praxis nur unzureichend, so Gärtner. Wenn ein Sechs-Bett-Zimmer mit einer fünfköpfigen Familie belegt sei, bleibe ein Bett frei – und fehle für einen Neuankömmling. Außerdem seien in der Unterkunft an der Dahlhauser Straße wegen eines Wasserschadens vier Wohnungen derzeit nicht belegbar. Und schließlich müsse man vermeiden, die Konflikte der Welt in die Heime zu tragen: „Sie würden ja nicht einen Israeli und einen Palästinenser ein Zimmer teilen lassen.“