Essen. Hoher Krankenstand, Urlaubszeit, zu wenig Mitarbeiter - in den Bürgerämtern der Stadt Essen ist die Personaldecke zu kurz. Der Sparkurs schlägt durch - und das merken auch die Bürger deutlich. Der Personalrat fordert nun, die Außenstellen lieber gleich ganz dicht zu machen.
Angesichts der akuten Personalnot in den Bürgerämtern macht sich der Personalratsvorsitzende der Stadt Essen, Kai-Uwe Gaida, dafür stark, Einrichtungen zu schließen. „Es geht nicht mehr. Die Kollegen sind in Not. Es ist das eingetroffen, wovor wir gewarnt haben“, so Gaida in Anspielung auf den Stellenabbau in der Verwaltung, der auch vor den Bürgerämtern nicht halt macht.
Zu spüren bekommen dies aktuell Bürger in Altenessen. Das dortige Bürgeramt bleibt geschlossen, mindestens noch „die ein oder andere Woche“ in der Ferienzeit, sagt Wendel Lorenz, der Leiter des Einwohneramtes. Denn zwei von vier Mitarbeitern seien erkrankt. Dafür ist das Bürgeramt in Stoppenberg inzwischen wieder geöffnet. Gleiches gilt für das Bürgeramt in Kettwig. Beide Anlaufstellen musste die Stadt vorübergehend schließen, ebenfalls aufgrund von Personalmangel.
Außenstellen sollen aufgegeben werden
Im Gespräch mit der Redaktion verweist Personaldezernent Christian Kromberg auf die Urlaubszeit und auf den hohen Krankenstand. Dieser liege in Ämtern mit hohem Publikumsverkehr bei fast 13 Prozent und damit um mehr als fünf Prozent über dem Durchschnitt in der Verwaltung. Kromberg macht wenig Hoffnung, dass sich die Situation alsbald entspannen könnte. Im Gegenteil: „Wir werden Dienstleistungen nicht mehr in dem Umfang anbieten können, wie die Bürger es bislang gewohnt sind“, so der städtische Beigeordnete.
Der Beschluss des Stadtrates, in der Verwaltung massiv Personal abzubauen, schlägt also inzwischen voll durch. Von 5500 Vollzeitstellen wurden 535 gestrichen; 690 sollen es bis Ende 2015 sein. Der Personaldezernent hatte dem Rat deshalb nahe gelegt, die Zahl der Bürgerämter zu reduzieren und die Außenstellen aufzugeben zu Gunsten der drei großen Bürgerämter in der Innenstadt, in Borbeck und in Steele. Die Politik pochte jedoch auf mehr Bürgernähe. Herausgekommen ist eine so genannte „Tandem-Lösung“; jeweils zwei Bürgerämter sollen künftig abwechselnd öffnen.
IT als Lösung für Mangelverwaltung
Die Umsetzung des Ratsbeschlusses lässt auf sich warten. Spätestens Anfang kommenden Jahres soll es soweit sein. Noch bastelt die Verwaltung an einer technischen Lösung, mit deren Hilfe Bürger sich vor Ort wie auch am heimischen PC tagesaktuell darüber informieren können, welches Bürgeramt ihnen weiterhelfen kann - Terminreservierung inklusive.
Laut Christian Kromberg ist dies nur ein Anfang. Der Einsatz von Informations-Technologie ist für den Dezernenten der einzig gangbare Weg, um einer Mangelverwaltung zu begegnen.